13.
Deshalb nennt der Herr ebendieselben, die er wegen ihres Anteils an der göttlichen Gnade als Gute bezeichnet, auch Böse wegen der Fehler, die mit der menschlichen Schwachheit verbunden sind, bis alles, aus dem wir bestehen, von aller Fehlerhaftigkeit gereinigt in jenes Leben eingeht, in dem überhaupt gar nicht gesündigt wird. Denn Gute waren es bestimmt, nicht Böse, die er zu beten lehrte, da er ihnen befahl zu sprechen: „Vater unser, der Du bist im Himmel“1. Denn deshalb sind sie gut, weil sie Kinder Gottes sind, nicht durch Geburt und Natur, sondern durch das Werk der Gnade, denen vergleichbar, denen er, wenn sie ihn aufnehmen, „die Gewalt gegeben hat, Kinder Gottes zu werden“2. Diese geistige Geburt wird nach dem Vorgänge der Heiligen Schrift auch Annahme an Kindesstatt genannt, um sie zu unterscheiden von jener Zeugung Gottes aus Gott, des Ewigen vom Ewigen, von der geschrieben steht: „Seine Geburt, wer wird sie erzählen?“3 Wohl hat er sie also als Gute bezeichnet, indem er wollte, daß sie in Wahrheit zu Gott sprechen sollten: „Vater unser, der Du bist im Himmel“; und doch hat er befohlen, daß sie in demselben Gebete unter anderem auch sprechen sollten: S. 574 „Vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem“4. Obwohl es offenbar ist, daß diese Schulden die Sünden sind, so erklärt er es doch später noch deutlicher mit den Worten: „Denn wenn ihr den Menschen die Sünden vergebet, so wird auch euer Vater euch die Sünden vergeben“5. Dieses Gebet verrichten die Getauften, und doch ist nichts von früheren Sünden vorhanden, was den Getauften in der heiligen Kirche nicht nachgelassen wurde. Wenn sie aber nicht später durch das Leben in dieser sterblichen Armseligkeit etwas begingen, was der Vergebung bedarf, so würden sie nicht mit Wahrheit sprechen: „Vergib uns unsre Schulden!“ Gut sind sie also, insoweit sie Kinder Gottes sind; insofern sie aber sündjgen — und daß sie es tun, bezeugt ihr wahrhaftes Geständnis —, sind sie allerdings Böse.