3.
Denn wir alle, die wir unsere Hoffnung auf Christus setzen, müssen dieser verderblichen Gottlosigkeit widerstehen und sie einhellig verurteilen und verdammen. Sie widerspricht ja auch unseren Gebeten. Sie gestattet zwar, daß wir beten: „Vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem“1, aber sie gestattet es nur insofern, als sie lehrt, der Mensch könne in diesem verweslichen Leibe, der die^ Seele beschwert, durch seine eigenen Kräfte zu großer Gerechtigkeit gelangen; er brauche dann nicht mehr zu sprechen: „Vergib uns unsre Schulden.“ Die folgende Bitte aber: „Führe uns nicht in Versuchung“2 verstehen sie nicht so, als ob Gott zu bitten wäre, daß er uns beistehe, sondern nur, daß nicht irgendeine menschliche Schwäche, die im Leibe ihren Grund hat, uns überrasche und in Verwirrung bringe. Denn die Versuchungen zu Sünden zu überwinden, sei schon ohnehin durch die Fähigkeit der Natur so sehr in unserer Kraft gelegen, daß wir es für unnütz halten sollten, Gott mit unseren Gebeten darum anzuflehen. Ich kann nicht in einem kurzen Briefe alle oder auch nur die meisten Kennzeichen dieser so großen Gottlosigkeit zusammenstellen, besonders da mir, indem ich dies schreibe, die Überbringer, die zur Reise drängen, keine längere Frist mehr S. 622 gönnen. Ich glaube aber, daß es deiner heiligen Gesinnung nicht unangenehm sein wird, daß ich über ein so großes Übel, das mit aller Wachsamkeit und mit der .Hilfe des Herrn abzuwebren ist, nicht schweigen konnte.