II. 4.
Denn wer scheidet uns von jener verworfenen Masse und Menge, wenn nicht „er, der gekommen ist, zu retten und selig zu machen, was verloren war“?1 Darum stellt der Apostel die Frage: „Denn wer unterscheidet dich?“2 Wenn darauf ein Mensch sagen wollte: „Mein Glaube, mein Wille, meine gute Handlungsweise“, so erhält er zur Antwort: „Was hast du denn, das du nicht empfangen hättest? Hast du es aber empfangen, warum rühmst du dich, gleich als hättest du es nicht empfangen?“3 All dies ist nicht gesagt, damit „der Mensch überhaupt sich nicht rühme, sondern damit, wer sich rühmt, im Herrn sich rühme“4, nicht aber „wegen seiner Werke, denn niemand soll sich selbst rühmen“5. Auch ist dies nicht so zu verstehen, als ob die guten Werke überflüssig wären, da „Gott einem jeden vergilt nach seinen Werken und da Ruhm, Ehre und Friede jedem zuteil wird, der Gutes tut“6; sondern in dem Sinne, daß die Werke von der Gnade kommen, nicht aber die Gnade von den Werken. Auch „der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“7, würde nichts wirken, wenn nicht „die Liebe Gottes selbst durch den uns verliehenen Heiligen Geist in unsre Herzen ausgegossen würde“8. Und selbst „der Glaube wäre nicht in uns, wenn nicht Gott einem jeden das Maß des Glaubens zuteilte“9.