38.
Nicht deshalb aber müssen wir für sie beten, weil es ihrem eigenen Willen zuzuschreiben ist, wenn sie sich nicht bessern; sie wollen ja nicht glauben, daß ihnen die Gnade des Erlösers auch zu dem notwendig ist, was nach ihrer Ansicht allein in der Kraft des Willens liegt. Auch jene, denen sie in dieser Sache ganz ähnlich sind — von denen der Apostel sagt, daß sie in Verkennung der Gerechtigkeit Gottes und im Verlangen, ihre eigene Gerechtigkeit aufzustellen, sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwerfen 2 1 —, glaubten offenbar infolge ihres verkehrten Willens nicht. Denn sie waren nicht zur Sünde des Unglaubens gezwungen, sondern da sie nicht glauben wollten, verfielen sie in diese Sünde, Allein da der Wille nicht hinreichende Kraft besitzt, um sich selbst zur Annahme der Wahrheit geneigt zu machen, wenn nicht die Gnade Hilfe leistet — wie der Herr selbst sagt: „Niemand kommt zu mir, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist“2 —, so glaubte auch der Apostel, obwohl er ihnen eindringlich das Evangelium predigte, doch nicht genug getan zu haben, wenn er nicht auch für sie gebetet hätte, damit sie glauben. Denn er sagt: „Brüder! Der Wunsch meines Herzens und mein Gebet ist zu Gott für sie um ihr Heil“3 und fügt dann bei, was wir schon erwähnt haben: „Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, daß sie Eifer für Gott haben, aber Aurelius Augustinus S. 660 nicht nach Einsicht“4 usw. Wir wollen deshalb für sie beten, heiliger Bruder!