XV. (Nr. 189.) An Bonifatius
Geschrieben im Jahre 418.
Den erlauchten Herrn, seinen nach Verdienst ausgezeichneten and hochzuverehrenden Sohn Bonifatius? grüßt Augustinus im Herrn.
Inhalt.
Der Adressat, ein höherer Offizier, hatte großes Verlangen, von Augustinus einen Brief erbaulichen Inhalts zu empfangen. Der Heilige ermahnt ihn nun in dem vorliegenden Briefe zur Gottes- und Nächstenliebe; darin sei ja das ganze Gesetz enthalten. Der Militärstand sei kein Hindernis der Vollkommenheit, jedoch soll auch im Kriege Milde und Barmherzigkeit geübt werden, wo es nützlich sei. Auch zu anderen Tugenden ermahnt er ihn. — Bonifatius war ein römischer Feldherr von vielleicht thrakischer Abkunft. 413 wehrte er Athaulf, später an der Spitze eines Auxilium den Mauren. Zum Comes ernannt, sollte er 422 zum Kriege gegen die Vandalen nach Spanien ziehen, entzweite sich aber mit dem Magister militum Castinus, floh nach Portus bei Rom und setzte von da nach Afrika über, wo er sich eine halb selbständige Herrschaft gründete. Durch Unbestechlichkeit und gerechten Sinn gewann er allgemeine Liebe. Bald trat er mit Augustinus in persönlichen und brieflichen Verkehr. Bei den Zwistigkeiten zwischen Honorius und Placidia 423 stellte er sich auf die Seite der letzteren und unterstützte sie, als sie nach Konstantinopel geflohen war, mit Geld. Nach dem Siege S. 663 Valentinians III. 425 wurde er an den Hof berufen. Nach dem Tode seiner ersten Frau war er mit Pelagia vermählt. Nach wechselvollen Ereignissen ernannte ihn Placidia 432 zum Magister militum und berief ihn nach Italien, um sich mit seiner Hilfe des mächtigen Aetius zu entledigen. Diesen besiegte er zwar, wurde aber in der Entscheidungsschlacht bei Ariminum verwundet und starb drei Monate später1.
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Seeck bei Pauly-Wissowa R. E. III 698. ↩