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De doctrina Christiana
CAPUT XXXIX.-- Quibus ex supra notatis disciplinis quove animo danda opera. Leges humanae.
58. Quamobrem videtur mihi studiosis et ingeniosis adolescentibus, et timentibus Deum, beatamque vitam quaerentibus, salubriter praecipi ut nullas doctrinas quae praeter Ecclesiam Christi exercentur, tanquam ad beatam vitam capessendam secure sequi audeant, sed eas sobrie diligenterque dijudicent: et si quas invenerint ab hominibus institutas, varias propter diversam voluntatem instituentium, et ignotas propter suspiciones errantium, maxime si habent etiam cum daemonibus initam societatem per quarumdam signi cationum quasi quaedam pacta atque conventa; repudient penitus et detestentur; alienent etiam studium a superfluis et luxuriosis hominum institutis. Illa vero instituta hominum, quae ad societatem conviventium valent, pro ipsa hujus vitae necessitate non negligant. In caeteris autem doctrinis, quae apud gentes inveniuntur, praeter historiam rerum, vel praeteriti temporis vel praesentis, ad sensus corporis pertinentium, quibus etiam utilium artium corporalium experimenta et conjecturae annumerantur, et praeter rationem disputationis et numeri, nihil utile esse arbitror. In quibus omnibus tenendum est, Ne quid nimis; 1 et maxime in iis quae ad corporis sensus pertinentia, volvuntur temporibus, et continentur locis.
59. Sicut autem quidam de verbis omnibus et nominibus hebraeis, et syris, et aegyptiis, vel si qua alia lingua in Scripturis sanctis inveniri potest, quae in eis sine interpretatione sunt posita, fecerunt, ut ea separatim interpretarentur; et quod Eusebius fecit de temporum historia propter divinorum Librorum quaestiones, quae usum ejus flagitant: quod ergo hi fecerunt de his rebus, ut non sit necesse christiano in multis propter pauca laborare; sic video posse fieri, si quem eorum qui possunt, benignam sane operam fraternae utilitati delectet impendere, ut quoscumque terrarum locos, quaeve animalia vel herbas atque arbores sive lapides vel metalla incognita, speciesque quaslibet Scriptura commemorat, ea generatim digerens, sola exposita litteris mandet. Potest etiam de numeris fieri, ut eorum tantummodo numerorum exposita ratio conscribatur, quos divina Scriptura meminit. Quorum aliqua aut omnia forte jam facta sunt, sicut multa quae a bonis doctisque christianis elaborata atque conscripta non arbitrabamur, invenimus; sed sive propter turbas negligentium, sive propter invidorum occultationes latent. Quod utrum de ratione disputandi fieri possit, ignoro: et videtur mihi non posse, quia per totum textum Scripturarum colligata est nervorum vice; et ideo magis ad ambigua solvenda [P. 0063] et explicanda, de quibus post loquemur, legentes adjuvat, quam ad incognita signa, de quibus nunc agimus, cognoscenda.
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Terent. in Andr., act. 1, scen. 1. ↩
Traduction
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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
39. Kapitel : Die Stellung der Christen zu den oben angeführten Wissenschaften. — Literarische Hilfsmittel zu einem gedeihlichen Studium der heiligen Schriften
58. Man soll daher meines Erachtens lernbegierigen und begabten Jünglingen, die zudem gottesfürchtig sind und das ewige Leben suchen, zu ihrem eigenen Heile vorschreiben, doch ja keiner außerhalb der Kirche geübten Wissenschaft ohne Besorgnis für die Erreichung des ewigen Lebens zu folgen, sondern sie nüchtern und sorgsam zu prüfen. Wenn sie nun finden, daß einige der von den Menschen selbst begründeten Wissenschaften eine große Mannigfaltigkeit aufweisen, weil jeder der Begründer etwas anderes dabei wollte, oder wenn sie finden, daß sie dunkel sind, weil jeder der Irrenden etwas anderes vermutet, und vollends, wenn sie gewissermaßen durch ein an gewisse äußere Zeichen geknüpftes vertragliches Übereinkommen in ein Bündnis mit bösen Geistern kämen: dann sollen sie eine solche Wissenschaft voll Abscheu gänzlich von sich weisen. Auch mit den überflüssigen und rein sinnlichen Einrichtungen der Menschen sollen sie sich nicht befassen. Jene Einrichtungen jedoch, die im gesellschaftlichen Leben von Bedeutung sind, sollen sie, je nachdem sie dieselben fürs Leben brauchen, nicht vernachlässigen. Von all den übrigen heidnischen Kenntnissen, die sich auf die sinnliche Wahrnehmung beziehen und zu denen auch die praktischen Versuche und Aufstellungen über einzelne körperliche Fertigkeiten gehören, halte ich nur die Geschichte der Vergangenheit und Gegenwart für nützlich und außerdem noch die Wissenschaft der Dialektik und Mathematik. Aber auch bei diesen Wissenschaften hat man immer den Grundsatz festzuhalten: „Nur kein S. 102Übermaß1“; vor allem gilt dies bei jenen, die mit den körperlichen Sinnen zu tun haben und die infolgedessen veränderlich und räumlich begrenzt sind.
59. Wie einige Gelehrte alle Wörter und Namen, die sich aus dem Hebräischen, Syrischen, Ägyptischen oder aus einer anderen Sprache in der Heiligen Schrift finden lassen und die dort ohne jede Übersetzung vorkommen, herausgegriffen und erklärt haben, so hat auch Eusebius2 eine Weltgeschichte verfaßt, weil verschiedene Fragen in den göttlichen Büchern den Besitz eines solchen Buches forderten. Diese Männer haben auf ihren Gebieten solche Arbeiten geschaffen, damit der Christ (beim Studium der Heiligen Schrift) nicht wegen einiger Einzelheiten im großen Zusammenhang gestört wird. So meine ich, sollte es auch noch auf anderen Gebieten gehalten werden. Es dürfte nur einem Sachverständigen gütigst gefallen, sich zum Nutzen seiner Mitbrüder zu bemühen, um alle unbekannten Orte, Tiere, Pflanzen, Bäume, Steine und Metalle und alle sonstwie in der Heiligen Schrift erwähnten Gegenstände nach Klassen zu ordnen, einfach zu erklären und in einer Schrift zusammenzustellen3. Auch bezüglich der Zahlen könnte es geschehen, daß nur die in der Heiligen Schrift erwähnten erläutert und zusammengeschrieben würden. Einige von diesen Arbeiten, ja vielleicht sogar schon alle sind bereits gemacht worden; so habe ich selbst schon gar manche schriftliche Arbeiten von guten und gelehrten Christen ganz unvermutet aufgefunden; viele aber kennen wir noch nicht, weil es viele gibt, die sich darum gar nicht kümmern und weil viele Neidlinge solche Werke einfach verborgen halten. Ob sich ein solches Werk auch bezüglich der biblischen Dialektik schreiben ließe, S. 103weiß ich nicht und ich halte es fast für unmöglich, weil sie wie ein Nervennetz den ganzen Text der Heiligen Schrift durchzieht. Daher hat der Lehrer auch mehr Nutzen von ihr, wo es sich um Lösung und Erklärung von Zweideutigkeiten (des Sinnes) handelt, wovon wir erst später reden werden, als gegenüber unbekannten Erscheinungen, wovon wir jetzt gerade handeln.
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Terenz, And. I, 1, 34. ↩
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Eusebius v. Cäearea von ungefähr 260/65 bis ungefähr 340. Seine beiden Hauptwerke sind seine Chronik (παντοδαπή ἱστορία) und seine Kirchengeschichte (έκκλησιαστικὴ ἱστορία). ↩
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So machten es zum Beispiel Origenes, Eusebius und Hieronymus, die eine Topographie von Palästina schrieben, oder Epiphanius, der eine Schrift über biblische Maße und Gewichte verfaßte. ↩