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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
3. Kapitel: Die vornehmlichsten Zeichen sind die Worte
4. Von den Zeichen nun, wodurch sich die Menschen ihre Gefühle mitteilen, gehören einige zu dem Gesichtssinn, die meisten zum Gehörsinn, nur sehr wenige zu den übrigen Sinnen. Wenn wir z. B. jemandem zunicken, so geben wir nur den Augen desjenigen, dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen, ein Zeichen. Manche Leute deuten sehr vieles durch Handbewegungen an; auch die Schauspieler geben denen, die solche Zeichen verstehen, durch die Bewegung all ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen; auch beim Militär geben Fahnen und Drachen den Willen der Feldherrn durch den Gesichtssinn kund1. All diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worte. — Die Mehrzahl der Zeichen bezieht sich aber, wie gesagt, auf den Gehörsinn: solche Zeichen sind vor allem die Worte. Es geben ja wohl auch Trompete und Flöte und Zither meist Töne von sich, die nicht bloß lieblich klingen, sondern auch etwas Besonderes bedeuten. Doch sind all diese Zeichen im Vergleich mit den Worten sehr gering an Zahl. Die Worte aber nehmen im menschlichen Verkehr durchaus die erste Stelle ein und drücken alle Gedanken aus, die man überhaupt mitteilen will. Freilich hat der Herr auch durch den Geruch des Salböls, mit dem seine Füße gesalbt S. 52wurden, ein Zeichen gegeben2, auch gab er dadurch, daß er das Sakrament seines Leibes und Blutes zuerst kostete, ein Zeichen seines Willens3; auch das ist ein bezeichnender Umstand, daß das Weib durch die Berührung seines Kleides gesund wurde4: aber trotzdem besteht die ungeheure Mehrzahl all der Zeichen, wodurch die Menschen ihre Gedanken darlegen, in Worten. Denn all jene Zeichen, deren Arten ich kurz berührte, hätte ich auch durch Worte ausdrücken können; mit jenen Zeichen aber andererseits die Worte auszudrücken, das wäre mir ganz unmöglich gewesen.
Die dracones sind eine erst zur Zeit des Kaisers Trajan von den Parthern entlehnte Standarte, das Feldzeichen einer Kohorte, nämlich ein im Winde sich schlangenartig windender Drache auf der Spitze einer Lanze. ↩
Vgl. Joh. 12, 3 ff. ↩
Daß nämlich seine Jünger das gleiche tun sollten: Vgl. Matth. 26, 28 ff. ↩
Matth. 9, 20 ff. ↩
Edition
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De doctrina Christiana
CAPUT III.-- Inter signa principatum obtinent verba.
4. Signorum igitur quibus inter se homines sua sensa communicant, quaedam pertinent ad oculorum sensum, pleraque ad aurium, paucissima ad caeteros sensus. Nam cum innuimus, non damus signum nisi oculis ejus quem volumus per hoc signum voluntatis nostrae participem facere. Et quidam motu manuum pleraque significant: et histriones omnium membrorum motibus dant signa quaedam scientibus, et cum oculis eorum quasi fabulantur; et vexilla draconesque militares per oculos insinuant voluntatem ducum: et sunt haec omnia quasi quaedam verba visibilia. Ad aures autem quae pertinent, ut dixi, plura sunt, in verbis maxime. Nam et tuba, et tibia, et cithara, dant plerumque non solum suavem, sed etiam significantem sonum. Sed haec omnia signa verbis comparata paucissima sunt. Verba enim prorsus inter homines obtinuerunt principatum significandi quaecumque animo concipiuntur, si ea quisque prodere velit. Nam et odore unguenti Dominus, quo perfusi sunt pedes ejus, signum aliquod dedit [^54]; et Sacramento corporis et sanguinis sui praegustato, significavit quod voluit [^55]; et cum mulier tangendo fimbriam vestimenti ejus, salva facta est, nonnihil significat [^56]: sed innumerabilis multitudo signorum, quibus suas cogitationes [P. 0038] homines exerunt, in verbis constituta est. Nam illa signa omnia quorum genera breviter attigi, potui verbis enuntiare; verba vero illis signis nullo modo possem.