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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
33. Kapitel: Wenn aber auch die logischen Schlüsse objektiv wahr sind, so ist es doch möglich, daß die Menschen subjektiv falsche Folgerungen ziehen
51. Als wir eben von der Auferstehung handelten, war sowohl das Gesetz vom logischen Schluß, als auch die im Schluß sich ergebende Behauptung wahr. Bei (innerlich) falschen Sätzen stellt sich die Richtigkeit der Aufeinanderfolge in dieser Weise dar: Wir wollen den Fall setzen, es habe einer den Obersatz zugegeben: „Wenn die Schnecke ein Tier ist, dann hat sie auch eine Stimme.“ Wird nun nach diesem Zugeständnis bewiesen, daß die Schnecke keine Stimme hat, so ergibt sich, da bei der Unrichtigkeit des Schlusses auch der Obersatz fällt, daß die Schnecke kein Tier ist. Diese Behauptung ist inhaltlich falsch; die Schlußfolgerung aber ist, nachdem eine (im Obersatz behauptete) unwahre Tatsache einmal zugestanden worden ist, unbestreitbar. Ob also ein Satz inhaltlich wahr ist, das hängt ganz von dem Satz selbst ab; die Wahrheit der logischen Verbindung aber richtet sich ganz nach der Meinung und dem S. 96Zugeständnis dessen, mit dem verhandelt wird. Deshalb also weil solche Schlußfolgerungen richtig sind, reiht man, wie oben gesagt wurde, ein falsches Glied ein, damit es denjenigen, dessen Irrtum wir aufklären wollen, reut Prämissen zugestanden zu haben, deren Folgerungen er ablehnen muß. — Schon daraus können wir sehen, daß es ebenso gut wie bei falschen Sätzen wahre, so bei wahren Sätzen falsche Schlüsse geben kann. Nimm einmal an, es habe einer den Obersatz aufgestellt: „Wenn jener gerecht ist, dann ist er auch gut“, und das sei zugestanden worden; dann habe er den Untersatz aufgenommen: „Er ist aber nicht gerecht“, und nachdem auch dies zugestanden, den Schluß gezogen: „Also ist er auch nicht gut.“ Wenn auch alle diese Aufstellungen wahr sind, so ist doch das hier angewendete Gesetz vom Schluß nicht wahr. Denn wenn auch bei Ablehnung der Schlußfolgerungen der Obersatz notwendig fällt, so muß deshalb bei Ablehnung des Obersatzes doch nicht auch die Schlußfolgerung notwendig verneint werden. So ist es z. B. ganz richtig, wenn wir behaupten: „Wenn er ein Redner ist, so ist er auch ein Mensch“; wollten wir aber aus diesem Obersatz den Untersatz bilden: „Er ist kein Redner“, so wird der Schluß nicht erlaubt sein: „Also ist er auch kein Mensch.“
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De doctrina Christiana
CAPUT XXXIII.-- In falsis sententiis conclusiones verae esse possunt, et in veris falsae.
51. Sed in hoc loco de resurrectione cum ageretur, et regula connexionis vera est, et ipsa in conclusione sententia. In falsis autem sententiis, connexionis veritas est isto modo: faciamus aliquem concessisse, Si animal est cochlea, vocem habet; hoc concesso, cum probatum fuerit vocem cochleam non habere, quoniam consequenti ablato illud quod praecedit aufertur, concluditur non esse animal cochleam. Quae sententia falsa est, sed ex concesso falso vera est conclusionis connexio. Veritas itaque sententiae per seipsam valet; veritas autem connexionis ex ejus cum quo agitur, opinione vel concessione consistit. Ideo autem, ut supra diximus, infertur vera connexione quod falsum est, ut eum cujus errorem corrigere volumus, poeniteat concessisse praecedentia, quorum consequentia videt esse respuenda. Jam hinc intelligere facile est, sicut in falsis sententiis veras, sic in veris sententiis falsas conclusiones esse posse. Fac enim aliquem proposuisse, Si justus est ille, bonus est, et esse concessum; deinde assumpsisse, Non est autem justus; quo item concesso, intulisse conclusionem, Non est igitur bonus. Quae tamen etsi vera sint omnia, non est tamen vera regula conclusionis. Non enim sicut ablato consequenti aufertur necessario quod praecedit, ita etiam ablato praecedenti aufertur necessario quod consequitur. Quia verum est, cum dicimus, Si orator est, homo est: ex qua propositione si assumamus, Non est autem orator; non erit consequens cum intuleris, Non est igitur homo.