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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
9. Kapitel: Wer befindet sich unter der Knechtschaft der Zeichen und wer nicht?
13. Unter einem Zeichen dient nämlich derjenige, der irgendeiner etwas bezeichnenden Sache dient oder sie verehrt, ohne zu wissen, was sie eigentlich bezeichnet. Wer aber einem nützlichen Zeichen dient oder es als göttliche Einrichtung ehrt und seine Kraft und Bedeutung kennt, der verehrt nicht das, was man sieht und was vorübergeht, sondern vielmehr das, worauf er all das erst beziehen muß. Ein solcher Mann ist ein Mann des Geistes und frei, selbst zur Zeit der Knechtschaft, in der fleischlichen Gemütern die Zeichen, durch deren Joch sie gezähmt werden sollen, noch nicht erschlossen werden dürfen. Solche geistige Männer waren die Patriarchen und Propheten und all die Männer im Volke Israel, durch die uns der Heilige Geist die trostvolle Hilfe der Heiligen Schrift vermittelt hat. Nachdem aber in unserer Zeit durch die Auferstehung unseres Herrn der klarste Beweis unserer Freiheit gegeben wurde, sind wir nicht einmal mehr durch den schweren Dienst jener Zeichen belastet, die wir schon verstehen. Statt der vielen Zeichen hat der Herr selbst und die Lehre der Apostel nur wenige angeordnet, und zwar solche, die bezüglich des Vollzuges sehr leicht, bezüglich des Inhaltes hochheilig und rücksichtlich des Gebrauches höchst fromm sind; wie z. B. das Sakrament der Taufe und die Feier des Leibes und Blutes des Herrn. Jeder, der diese Sakramente empfängt, der erfährt durch den christlichen Unterricht, auf wen sie sich beziehen, so daß S. 121seine Ehrfurcht vor ihnen ihren Grund nicht in fleischlicher Knechtschaft, sondern vielmehr in geistiger Freiheit hat. Wie es aber knechtische Schwäche verrät, dem bloßen Buchstaben zu folgen und die Zeichen für die durch sie bezeichneten Dinge zu nehmen, so verrät es einen ganz ausschweifenden Irrtum, die Zeichen in nutzloser Weise zu erklären. Wer aber die Bedeutung eines Zeichens nicht kennt, aber doch so viel versteht, daß es überhaupt bloß ein Zeichen ist, auch der steht nicht unter dem Joche der Knechtschaft. Besser ist es aber, unter dem Joche unbekannter, aber nützlicher Zeichen zu stehen, als durch schädliche Erklärung den kaum vom Joche der Knechtschaft befreiten Nacken in die Schlingen des Irrtums zu bringen.
Edition
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De doctrina Christiana
CAPUT IX.-- Quis signorum servitute premitur, quis non. Baptismus. Eucharistia.
13. Sub signo enim servit qui operatur aut veneratur aliquam rem significantem, nesciens quid significet: qui vero aut operatur, aut veneratur utile signum divinitus institutum, cujus vim significationemque intelligit, non hoc veneratur quod videtur et transit, sed illud potius quo talia cuncta referenda sunt Talis autem homo spiritualis et liber est, etiam tempore servitutis, quo carnalibus animis nondum oportet signa illa revelari, quorum jugo edomandi sunt [P. 0071] Tales autem spirituales erant Patriarchae ac Prophetae, omnesque in populo Israel per quos nobis Spiritus sanctus ipsa Scripturarum et auxilia et solatia ministravit. Hoc vero tempore posteaquam resurrectione Domini nostri manifestissimum indicium nostrae libertatis illuxit, nec eorum quidem signorum, quae jam intelligimus, operatione gravi onerati sumus; sed quaedam pauca pro multis, eademque factu facillima, et intellectu augustissima, et observatione castissima ipse Dominus et apostolica tradidit disciplina: sicuti est Baptismi sacramentum, et celebratio corporis et sanguinis Domini. Quae unusquisque cum percipit, quo referantur imbutus agnoscit, ut ea non carnali servitute, sed spirituali potius libertate veneretur. Ut autem litteram sequi, et signa pro rebus quae iis significantur accipere, servilis infirmitatis est; ita inutiliter signa interpretari, male vagantis erroris est. Qui autem non intelligit quid significet signum, et tamen signum esse intelligit, nec ipse premitur servitute. Melius est autem vel premi incognitis, sed utilibus signis, quam inutiliter ea interpretando, a jugo servitutis eductam cervicem laqueis erroris inserere.