30. Kapitel: Der Redner muß ein Mann des Gebetes sein
63. Wer im Begriffe steht, vor dem Volk oder vor sonst irgend jemandem zu sprechen oder etwas zu diktieren, was vor dem Volk vorgetragen oder von einigen S. 225nach eigener Neigung oder Können gelesen werden soll, der bitte Gott, daß er ihm eine gute Rede in den Mund lege. Denn wenn schon die Königin Esther, als sie vor dem König für die zeitliche Wohlfahrt ihres Volkes sprechen wollte, betete, Gott möge ihr doch eine passende Rede in den Mund geben1, um wieviel mehr muß dann der um Gewährung eines solchen Gnadengeschenkes beten, der für das ewige Heil der Menschen in Wort und Lehre arbeitet! Wer dagegen von anderen empfangene Reden vortragen will, der muß schon vor dem Empfange für die Verfasser beten, damit diesen das verliehen werde, was sie von ihnen empfangen wollen; nach dem Empfang aber sollen sie beten, daß sie selbst sie gut vortragen und daß die Zuhörer sie gut aufnehmen. Auch für den glücklichen Ausgang der Rede sollen sie dem Dank sagen, von dem sie ohne Zweifel diese Gnade empfangen haben, damit wer sich rühme, in demjenigen sich rühme, in dessen Hand wir und unsere Reden sind.
Esth. 14, 18. ↩
