1.
[Forts. v. S. 111 ] Wir freuen uns über eure zahlreiche Anwesenheit, weil ihr über unser Erwarten eifrig erschienen seid. Das ist es, was uns erfreut und tröstet in allen Mühen und Gefahren dieses Lebens, eure Liebe zu Gott, der fromme Eifer, die sichere Hoffnung, der Eifer des Geistes. Ihr habt, als der Psalm gelesen wurde, gehört, daß der Hilflose und Arme in dieser Welt zu Gott ruft1. Denn es ist, wie ihr öfters vernommen habt und euch erinnern müßt, nicht die Stimme eines einzigen Menschen und doch wieder eines einzigen Menschen: nicht eines einzigen, weil die Gläubigen viele sind, viele Körner, seufzend unter der Spreu, zerstreut auf dem ganzen Erdkreise; eines einzigen aber, weil alle Glieder Christi sind und deshalb ein Leib. Dieses hilflose und arme Volk also kann sich nicht freuen an der Welt; sein Schmerz ist inwendig, wie auch seine Freude inwendig ist, wo es nur der sieht, der den Seufzenden erhört und den Hoffenden krönt. Die Freude an der Welt ist Eitelkeit. Mit großer Erwartung hofft man, daß sie komme, und wenn sie gekommen ist, kann man sie nicht festhalten. Wird ja dieser Tag2, der heute in unserer Stadt den Verdorbenen zur Ausgelassenheit dient, morgen natürlich nicht mehr sein, und sie selbst werden morgen das nicht mehr sein, was sie heute sind. Alles vergeht, alles enteilt, alles entschwindet wie Rauch, und wehe denen, die solches lieben. Denn jede Seele folgt S. 112 dem, was sie liebt. „Alles Fleisch ist Heu, und alle Herrlichkeit des Fleisches wie die Blume des Feldes; das Heu verdorrt, die Blume fällt ab; das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit“3. Siehe zu, was du liebst, wenn du ewig bleiben willst. Aber du hattest Grund zu sagen: Wie kann ich das Wort Gottes erfassen? „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“