13.
Es gibt allerdings einen wahren, guten Sinn, wenn wir ihn irgendwie festhalten können, daß „der Vater niemand richtet, sondern alles Gericht dem Sohne übergeben hat“. Denn dies ist gesagt, weil den Menschen beim Gerichte nur der Sohn erscheinen wird. Der Vater wird unsichtbar sein, der Sohn wird sichtbar sein. Worin wird der Sohn sichtbar sein? In der Gestalt, in welcher er aufgestiegen ist. Denn in der Gestalt Gottes ist er mit dem Vater unsichtbar, in der Gestalt des Knechtes ist er den Menschen sichtbar. Also „richtet der Vater niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohne übergeben“, jedoch das sichtbare. Bei diesem sichtbaren Gerichte wird der Sohn richten, weil er den zu Richtenden erscheinen wird. Deutlich zeigt uns sie Schrift, daß er erscheinen wird. Am vierzigsten Tage nach seiner Auferstehung stieg er in den Himmel auf im Angesichte seiner Jünger, und eine Engelsstimme sprach zu ihnen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schauet zum Himmel empor? Der da von euch aufgenommen wurde in den Himmel, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen“1. Wie sahen sie ihn auffahren? Im Fleische, das sie berührt, betastet, dessen Narben sie auch durch Berührung geprüft haben, in jenem Leibe, in welchem er mit ihnen vierzig Tage ein- und ausging, in dem er sich ihnen in Wahrheit offenbarte, nicht in irgendeiner Fälschung, S. 368 kein Trugbild, kein Schatten, kein Geist, sondern wie er selbst ohne Täuschung sagte: „Tastet und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe“2. Allerdings ist es schon jener Leib, welchem die himmlische Wohnung gebührt, nicht der dem Tode unterworfene, nach dem Lebensalter veränderliche. Denn nicht so, wie er von der Kindheit zu jenem Alter herangewachsen war, neigt er sich von dem Jünglingsalter zum Greisenalter; er bleibt, wie er aufgestiegen ist, um zu denen zu kommen, welchen er vor seiner Wiederkunft sein Wort verkündet wissen wollte. So also wird er kommen in menschlicher Gestalt; diese werden auch die Gottlosen sehen; es werden sie sehen die zur Rechten Stehenden, es werden sie sehen die auf der Linken Abgesonderten, wie geschrieben steht: „Sie werden sehen, den sie durchbohrt haben“3. Wenn sie den sehen, den sie durchbohrt haben, so werden sie den Leib selbst sehen, den sie mit einer Lanze durchbohrt haben; das Wort wird mit der Lanze nicht durchbohrt. Dies also werden die Gottlosen zu sehen bekommen, was sie auch verwunden konnten. Den im Leibe verborgenen Gott werden sie nicht sehen; nach dem Gerichte wird er von denen gesehen werden, die zur Rechten sein werden. Das ist es also mit dem Worte: „Der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohne übergeben“. Der Sohn wird sichtbar zum Gerichte kommen, er wird im menschlichen Leibe den Menschen erscheinen, zu denen auf der Rechten sprechend: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmet in Besitz das Reich“, zu denen auf der Linken sprechend: „Gehet hin in das ewige Feuer, welches dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“4.