8.
Wir empfangen also gleichfalls den Heiligen Geist, wenn wir die Kirche lieben, wenn wir in der Liebe verbunden sind, wenn wir uns des katholischen Namens und Glaubens freuen. Glauben wir es, Brüder, nach dem Maße, wie einer die Kirche Christi liebt, hat er den Heiligen Geist. Denn der Geist ist, wie der Apostel sagt, gegeben „zur Kundgebung“. Zu welcher Kundgebung? Wie oben derselbe sagt: „Dem einen wird durch den Geist gegeben das Wort der Weisheit, dem andern das Wort der Wissenschaft in demselben Geiste, dem andern der Glaube in demselben Geiste, dem andern die Gabe der Heilungen in dem einen Geiste, dem andern die Vollbringung von Wundern in dem gleichen Geiste“1. Denn viel wird gegeben zur Kundgebung, aber vielleicht hast du nichts von all dem, was ich angeführt habe. Wenn du liebst, hast du nicht nichts; denn wenn du die Einheit liebst, dann hat, wer immer in ihr etwas hat, es auch für dich. Laß ab von der Mißgunst, und dein ist, was ich habe; ich will meinerseits ablassen von der Mißgunst, und mein ist, was du hast. Der blasse Neid trennt, die Gesundheit verbindet. Das Auge allein sieht S. 511 im Körper; aber sieht etwa das Auge für sich allein? Auch für die Hand sieht es, auch für den Fuß sieht es, auch für die übrigen Glieder sieht es. Denn wenn ein Schlag auf den Fuß zukommt, so wendet sich das Auge nicht davon ab, daß es nicht vorbeuge. Hinwieder die Hand allein arbeitet im Körper, aber arbeitet sie etwa für sich allein? Sie arbeitet auch für das Auge, denn wenn ein Schlag daherkommt und nicht auf die Hand geht, sondern nur auf das Gesicht, sagt etwa die Hand: Ich rühre mich nicht, denn er zielt ja nicht auf mich ab? So nützt auch der Fuß beim Gehen allen Gliedern; die übrigen Glieder schweigen, und die Zunge redet für alle. Wir haben also den Heiligen Geist, wenn wir die Kirche lieben; wir lieben sie aber,wenn wir in ihrer Verbindung und Liebe verharren. Denn nachdem derselbe Apostel gesagt hatte, verschiedene Gaben würden verschiedenen Menschen gegeben, als Dienstleistungen der einzelnen Glieder, bemerkte er: „Noch einen vortrefflicheren Weg will ich euch zeigen“, und fing an von der Liebe zu reden. Er zog sie den Sprachen der Menschen und Engel vor, er zog sie den Wundern des Glaubens vor, er zog sie der Wissenschaft und Weissagung vor, er zog sie auch dem großen Werke der Barmherzigkeit vor, wonach einer sein Besitztum an die Armen austeilt, und zuletzt zog er sie auch dem Leiden des Körpers vor; all diesen so großen Dingen zog er die Liebe vor. Diese habe und du wirst alles haben, weil ohne sie nichts nützen wird, was immer du haben kannst. Daß aber die Liebe, von der wir reden, vom Heiligen Geiste kommt (denn es dreht sich jetzt im Evangelium um die Frage vom Heiligen Geiste) ―, höre den Apostel, welcher sagt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsern Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“2.