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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
33. Vortrag

7.

Also, die am Herrn die Sanftmut lieben, sollen acht geben und die Wahrheit fürchten. „Mild ist der Herr und gerecht“1. Du liebst ihn, weil er milde ist; fürchte ihn, weil er gerecht ist. Als mild hat er gesagt: „Ich habe geschwiegen“, aber als gerecht: „Werde ich etwa immer schweigen?“2. „Barmherzig und gnädig ist der Herr.“ Ja, fürwahr. Füge noch hinzu: „langmütig“; füge noch weiter hinzu: „und sehr barmherzig“, aber fürchte, was zuletzt kommt: „und wahrhaft ist er“3. Denn die er jetzt erträgt als Sünder, wird er dereinst richten als Verächter. „Oder verachtest du den Reichtum seiner Langmut und Milde, ohne zu bedenken, daß die Nachsicht Gottes dich zur Buße ruft? Du aber häufest dir gemäß deiner Herzenshärtigkeit und deines unbußfertigen Herzens den Zorn auf für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der jedem vergelten wird nach seinen Werken“4. Sanftmütig ist der Herr, langmütig ist der Herr, barmherzig ist der Herr, aber auch gerecht ist der Herr, und wahrhaftig ist der Herr. Er gibt dir Zeit zur Besserung, aber du liebst mehr den Aufschub als die Besserung. Bist du gestern schlecht gewesen? Sei heute gut. Und hast du den heutigen Tag schlecht zugebracht? Ändere dich wenigstens morgen. Immerwährend wartest du und versprichst dir von der Barmherzigkeit Gottes sehr viel, als ob der, welcher dir durch Buße Verzeihung verhieß, dir auch ein längeres Leben verheißen hätte. Woher weißt du, was der morgige Tag bringt? Mit Recht sagst du in deinem Herzen: Wenn ich mich bessere, wird Gott mir alle Sünden vergeben. Wir können nicht bestreiten, daß Gott den Gebesserten und Bekehrten Verzeihung verhieß. Aber bei dem Propheten, S. 521 bei dem du mir liesest, daß Gott dem Gebesserten Verzeihung verhieß, liesest du mir nicht, daß dir Gott ein langes Leben verhieß.


  1. Ps. 24, 8 [hebr. Ps. 25, 8]. ↩

  2. Is. 42, 14; nach LXX. ↩

  3. Ps. 85, 15 [hebr. Ps. 86, 15]. ↩

  4. Röm. 2, 4―6. ↩

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