7.
Höre auch das übrige. „Deshalb liebt mich der Vater“, sagt er, „weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen.“ Was sagt er? „Deshalb liebt mich der Vater“, weil ich sterbe, um aufzuerstehen1. Es heißt mit großem Nachdruck: „Ich“. „Weil ich“, sagt er, „mein Leben hingebe, ich gebe hin“. Was heißt: „Ich gebe hin“? Ich gebe es hin; nicht sollen sich die Juden rühmen; sie konnten wüten, aber die Macht konnten sie nicht haben; sie mögen wüten, so viel sie können; wenn S. 691 ich meine Seele nicht hingeben will, was werden sie mit ihrer Wut erreichen? Durch eine einzige Antwort sind sie niedergestreckt worden, als zu ihnen gesagt wurde: „Wen suchet ihr?“ Sie sagten: „Jesus“; und er sprach: „Ich bin es; da wichen sie zurück und fielen nieder“2. Die da niederfielen auf ein Wort des in den Tod gehenden Christus, was werden sie tun unter dem Eindruck der Stimme des kommenden Richters? „Ich, ich“, sage ich, „gebe mein Leben hin, um es wieder zu nehmen.“ Nicht rühmen sollen sich die Juden, als hätten sie ihn überwältigt; er selbst hat sein Leben hingegeben. „Ich bin entschlafen“, sagt er. Ihr kennt den Psalm: „Ich bin entschlafen und in Schlummer gesunken, und bin aufgestanden, weil der Herr mich aufnimmt“3. Was heißt: „Ich bin entschlafen“? Weil ich wollte, bin ich entschlafen. Was heißt: „Ich bin entschlafen“? Ich bin gestorben. Ist der nicht entschlafen, der, da er wollte, vom Grabe wie vom Bette sich erhob? Aber er liebt es, dem Vater die Ehre zu geben, um uns anzuleiten, daß wir dem Schöpfer die Ehre geben. Denn was den beigefügten Satz betrifft: „Ich bin aufgestanden, weil der Herr mich aufnimmt“, glaubt ihr etwa, hier habe ihm gleichsam die Kraft gemangelt, so daß er zwar durch seine Macht sterben, durch seine Macht aber nicht auferstehen konnte? So nämlich scheinen die Worte zu lauten, wenn man sie nicht genauer versteht. „Ich bin entschlafen“, d. h. weil ich wollte, bin ich entschlafen. „Und ich bin aufgestanden.“ Warum? „Weil der Herr mich aufnimmt.“ Wie denn, wärest Du nicht imstande, aus eigener Kraft aufzuerstehen? Wenn Du nicht imstande wärest, würdest Du nicht sagen: „Ich habe die Macht, mein Leben hinzugeben, und habe die Macht, es wieder zu nehmen“. Höre an einer andern Stelle im Evangelium, daß nicht bloß der Vater den Sohn auferweckte, sondern auch der Sohn sich selbst. „Löset“, sagt er, „diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder auferwecken.“ Und der Evangelist bemerkt: „Dies aber sagte er von dem Tempel seines Leibes“. Das S. 692 nämlich wurde wieder auferweckt, was starb. Denn das Wort ist nicht gestorben, jene Seele ist nicht gestorben. Wenn nicht einmal die deinige stirbt, sollte dann die des Herrn sterben?