Übersetzung
ausblenden
Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
112.
Es ist also ganz umsonst, wenn sich manche oder vielmehr sehr viele Leute einem menschlichen Gefühl des Mitleides über die ewige Strafe der Verdammten und über ihre S. 494 ununterbrochene, immerwährende Pein hingeben und nicht glauben wollen, daß es einst so sein wird. Diese Leute wollen allerdings nicht der Heiligen Schrift widersprechen, sondern nur ihrer Gefühlsregung entsprechend alles das, was, wie sie meinen, in der Heiligen Schrift mehr furchtbar als der Wahrheit entsprechend berichtet ist, abschwächen und nach einer milderen Auffassung deuten. Denn, sagen sie, Gott wird doch nicht des Erbarmens vergessen und in seinem Zorn seine Barmherzigkeit zurückhalten1. So liest man freilich in einem heiligen Psalm; man darf es aber ohne Bedenken nur von denen verstehen, die Gefäße der Erbarmung heißen2, weil auch sie nicht dank ihrer Verdienste, sondern nach der Erbarmung Gottes von ihrem Elend befreit werden. Aber wenn man es auch von allen Menschen gelten lassen wollte, so braucht man deshalb doch noch nicht der Meinung zu sein, als könne es für die Verdammnis derer ein Ende geben, von denen es heißt: „. . . und so werden diese in die ewige Pein eingehen3.“ Denn man müßte sonst ja auch annehmen, es werde auch das Glück derer einmal ein Ende nehmen, von denen es andererseits heißt: „. . . die Gerechten aber ins ewige Leben4“. Daß dagegen die Strafe der Verdammten zeitweise etwas gemildert wird, das mögen sie, wenn sie wollen, immerhin annehmen. Daß nämlich auf den Verdammten der Zorn Gottes lasten bleibt, d. h. die Verdammnis selbst ― denn das versteht man doch unter dem Zorn Gottes und nicht eine Aufregung seines Gemütes ―, das kann man doch auch so auffassen, daß er auch in seinem Zorn, d. h. während seines Zornes, trotzdem auch seine Barmherzigkeit nicht zurückhält, so nämlich, daß er zwar der ewigen Pein kein Ende macht, wohl aber doch die Qualen zeitweise lindert oder unterbricht. Denn auch der oben erwähnte Psalm sagt ja nicht: (Er wird seine Barmherzigkeit zurückhalten) „zur Beendigung seines Zornes“ oder „nach seinem Zorn“, sondern „in S. 495 seinem Zorn“. Bestände aber auch nur dieser Zorn allein, und zwar in dem geringsten Maß, das sich bei Gott nur denken läßt: der Verlust des Reiches Gottes, die Verbannung aus dem Reiche Gottes, die Entfernung aus dem Leben Gottes, die Entbehrung jener gewaltigen Fülle der Süßigkeit Gottes, die er denen aufbewahrt hat, die ihn fürchten5, und die er an denen erzeigt, die auf ihn hoffen; so ist das doch eine so schwere Strafe, daß sich damit, falls sie ewig dauern soll, keine der uns bekannten Qualen vergleichen läßt und wenn sie auch noch so lange währen mag.
Übersetzung
ausblenden
The Enchiridion
Chapter 112.--There is No Ground in Scripture for the Opinion of Those Who Deny the Eternity of Future Punishments.
It is in vain, then, that some, indeed very many, make moan over the eternal punishment, and perpetual, unintermitted torments of the lost, and say they do not believe it shall be so; not, indeed, that they directly oppose themselves to Holy Scripture, but, at the suggestion of their own feelings, they soften down everything that seems hard, and give a milder turn to statements which they think are rather designed to terrify than to be received as literally true. For "Hath God" they say, forgotten to be gracious? hath He in anger shut up His tender mercies?" 1 Now, they read this in one of the holy psalms. But without doubt we are to understand it as spoken of those who are elsewhere called "vessels of mercy," 2 because even they are freed from misery not on account of any merit of their own, but solely through the pity of God. Or, if the men we speak of insist that this passage applies to all mankind, there is no reason why they should therefore suppose that there will be an end to the punishment of those of whom it is said, "These shall go away into everlasting punishment;" for this shall end in the same manner and at the same time as the happiness of those of whom it is said, "but the righteous unto life eternal." 3 But let them suppose, if the thought gives them pleasure, that the pains of the damned are, at certain intervals, in some degree assuaged. For even in this case the wrath of God, that is, their condemnation (for it is this, and not any disturbed feeling in the mind of God that is called His wrath), abideth upon them; 4 that is, His wrath, though it still remains, does not shut up His tender mercies; though His tender mercies are exhibited, not in putting an end to their eternal punishment, but in mitigating, or in granting them a respite from, their torments; for the psalm does not say, "to put an end to His anger," or, "when His anger is passed by," but "in His anger." 5 Now, if this anger stood alone, or if it existed in the smallest conceivable degree, yet to be lost out of the kingdom of God, to be an exile from the city of God, to be alienated from the life of God, to have no share in that great goodness which God hath laid up for them that fear Him, and hath wrought out for them that trust in Him, 6 would be a punishment so great, that, supposing it to be eternal, no torments that we know of, continued through as many ages as man's imagination can conceive, could be compared with it.