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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
73.
Doch gibt es kein höheres Almosen, als wenn wir von Herzen alles verzeihen, was jemand gegen uns gefehlt hat. Denn weniger groß ist es, gegen jemand wohlwollend oder auch wohltätig zu sein, der dir nichts Böses zugefügt hat. Viel edler aber ist es, und ein Zeichen einer ganz erhabenen Güte, wenn du auch deinen Feind liebst1 und wenn du ihm, der dir Übles will und nach Kräften auch zufügt, stets nur Gutes willst und nach Vermögen auch erweisest, gehorsam dem Worte Gottes: „Liebet euere Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen und betet für die, die euch verfolgen2!“ Indes S. 460 ist solche Tugend nur eine Gabe der vollkommenen Kinder Gottes, obgleich zwar jeder Gläubige nach dieser Vollkommenheit streben und seinen menschlichen Sinn durch vieles Gebet zu Gott und durch redliches Bemühen und Kämpfen mit sich selbst zu dieser Willensrichtung zu erheben trachten soll. Weil sonach jenes hohe Gut (der Feindesliebe) der großen Menge der Menschen abgeht, diese aber doch nach meiner Meinung Erhörung findet, wenn sie im Gebete des Herrn spricht: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern3“, so ist doch das hierin gegebene gegenseitige Versprechen sicherlich erfüllt, wenn der Mensch, obwohl er noch nicht bis zur Feindesliebe vorgeschritten ist, doch wenigstens seinem Mitbruder verzeiht, sobald dieser ihn wegen seiner Beleidigung um Verzeihung bittet. Denn er selbst will ja auch durch sein eigenes Bitten Verzeihung erlangen, wenn er im Gebete spricht: „Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Es ist also, wie wenn er sagte: „Vergib uns auf unsere Bitten hin unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldigern auf ihre Bitten hin vergeben.“
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The Enchiridion
Chapter 73.--The Greatest of All Alms is to Forgive Our Debtors and to Love Our Enemies.
But none of those is greater than to forgive from the heart a sin that has been committed against us. For it is a comparatively small thing to wish well to, or even to do good to, a man who has done no evil to you. It is a much higher thing, and is the result of the most exalted goodness, to love your enemy, and always to wish well to, and when you have the opportunity, to do good to, the man who wishes you ill, and, when he can, does you harm. This is to obey the command of God: "Love your enemies, do good to them that hate you, and pray for them which persecute you." 1 But seeing that this is a frame of mind only reached by the perfect sons of God, and that though every believer ought to strive after it, and by prayer to God and earnest struggling with himself endeavor to bring his soul up to this standard, yet a degree of goodness so high can hardly belong to so great a multitude as we believe are heard when they use this petition, "Forgive us our debts, as we forgive our debtors;" in view of all this, it cannot be doubted that the implied undertaking is fulfilled if a man, though he has not yet attained to loving his enemy, yet, when asked by one who has sinned against him to forgive him his sin, does forgive him from his heart. For he certainly desires to be himself forgiven when he prays, "as we forgive our debtors," that is, Forgive us our debts when we beg forgiveness, as we forgive our debtors when they beg forgiveness from us.
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Matt. v. 44 ↩