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Works Augustine of Hippo (354-430) Enchiridion ad Laurentiom, seu de fide, spe et caritate Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
4. Kapitel: Alle Geschöpfe sind aus der Schöpferhand Gottes als wesentlich gut hervorgegangen; sie sind jedoch einer Verschlechterung fähig, weil sie nicht absolut gut sind. Das Gute und Böse an den Geschöpfen bedingt sich in gewissem Sinn: das Böse setzt immer etwas Gutes voraus

13.

Wenn es also nichts gäbe, was gut ist, dann gäbe es darum auch nichts, was man böse nennen S. 402 könnte. Ein Gut jedoch, das von jedem Bösen frei ist, ist ein vollkommenes Gut; das Gut jedoch, dem etwas Böses anhaftet, bleibt trotzdem ein Gut, wenn auch ein verderbtes oder wenigstens verderbliches. Wo aber einmal gar nichts Gutes mehr vorhanden ist, da kann es auch nichts Böses mehr geben. Aus dieser Tatsache ergibt sich eine merkwürdige Tatsache: Weil jegliches Wesen in seiner Eigenschaft als solches etwas Gutes ist, so erscheint der Satz: „Ein böses Wesen ist nur ein fehlerhaftes Wesen“ nichts anderes zu bedeuten als daß dasjenige böse ist, was gut ist, und zwar daß nur das böse ist, was gut ist; denn jegliches Wesen ist ja etwas Gutes und kein Ding wäre böse, wenn eben das Ding, das böse ist, kein Wesen wäre. Es kann also böse nur etwas sein, was gut ist. Mag diese Behauptung auch sonderbar erscheinen, der eben gezogene folgerichtige Schluß zwingt uns unvermeidlich zu dieser Behauptung. Dabei müssen wir uns davor hüten, daß sich nicht jenes Prophetenurteil gegen uns richtet, wo es heißt: „Wehe denen, die das, was gut ist, böse und das, was böse ist, gut nennen, welche die Finsternis Licht und das Licht Finsternis heißen, die das Süße bitter und das Bittere süß nennen1!“ Der Herr aber sagt: „Ein böser Mensch holt aus dem bösen Schatz seines Herzens Böses hervor2.“ Was ist aber ein böser Mensch anders als ein böses Wesen, da ja auch der Mensch ein Wesen ist? Wenn ferner der Mensch in seiner Eigenschaft als Wesen etwas Gutes ist, was ist denn dann ein böser Mensch anders als ein böses Gutes? Wenn wir indes diese beiden Begriffe auseinander halten, so finden wir, daß er nicht wegen seiner Eigenschaft als Mensch etwas Böses ist und nicht deshalb etwas Gutes, weil er schlecht ist, sondern daß er wegen seiner Eigenschaft als Mensch etwas Gutes ist und etwas Böses deshalb, weil er schlecht ist. Jeder also, der sagt: „Es ist etwas Böses, ein Mensch zu sein“, oder: "Es ist etwas Gutes, schlecht zu sein“, der fällt unter jenen prophetischen Spruch: „Wehe denen, die das, was gut ist, böse und das, was böse ist, gut S. 403 nennen3!“: denn so einer beschuldigt ein Werk Gottes, den Menschen, und lobt einen Fehler des Menschen, die Sünde. Jegliches Wesen, auch ein fehlerhaftes, ist demnach gut, insoweit es ein Wesen ist, böse aber nur, insoweit es fehlerhaft ist.


  1. Vgl. Is. 5, 20. ↩

  2. Matth. 12, 35. ↩

  3. Is. 5, 20. ↩

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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
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