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Works Augustine of Hippo (354-430) Enchiridion ad Laurentiom, seu de fide, spe et caritate Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
9. Kapitel: Die gefallene Menschheit sollte wieder gerettet werden; aber kein Mensch wird durch das Verdienst eigener guter Werke oder durch freien Willensentschluß, sondern durch die Gnade Gottes selig, der in uns sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt

30.

Kann aber nun derjenige Teil des Menschengeschlechtes, dem Gott Rettung und Besitz des ewigen Reiches in Aussicht gestellt hat, seine Wiederherstellung durch das Verdienst der eigenen Werke erringen? Durchaus nicht. Denn was soll einer, der dem Verderben verfallen ist, Gutes wirken können, solange er von dem Verderben nicht wieder frei ist? Kann er es vielleicht kraft seines freien Willens? Auch das ist nicht möglich. Denn gerade durch den Mißbrauch seines freien Willens hat der Mensch sich und seinen freien Willen dem Verderben überliefert. Wie nämlich ein Selbstmörder sicherlich im Augenblick des Mordes lebt, sich durch den Mord aber um sein Leben bringt und dann nicht mehr imstande sein wird, sich selber wieder S. 421 zum Leben zu erwecken, so ging, da die Sünde (des Menschen) im vollen Besitz des freien Willens begangen wurde, dieser freie Wille verloren, da die Sünde Siegerin blieb: „Denn von wem einer besiegt wird, dem wird er als Sklave zugesprochen1.“ So ist es wenigstens die Ansicht des Apostels (Petrus). Da diese Ansicht aber wahr ist, welch andere Freiheit kann es da, frage ich, für den leibeigenen Knecht geben als seine Freude an der Sünde? Mit freiem Willen ist ja der Sklave, der den Willen seines Herrn gerne tut: und so ist auch für die Sünde frei, wer ein Knecht der Sünde ist. Aber auch für die Gerechtigkeit ist darum nur der frei, der von der Sünde frei wird und ein Knecht der Gerechtigkeit zu werden beginnt. Das aber ist erst die wahre Freiheit, weil sich da die Freude aufs Gutestun (nicht auf die Sünde) bezieht, und das ist zugleich eine Gott wohlgefällige Knechtschaft wegen des Gehorsams gegen das (göttliche) Gebot. Allein woher soll ein in Knechtschaft geratener und in die Sklaverei verkaufter Mensch diese Freiheit zum Guten bekommen? Es ist nur dann möglich, wenn ihn derjenige loskauft, der gesagt hat: „Wenn der Sohn euch frei macht, dann erst werdet ihr in Wirklichkeit frei sein2. „Wie kann sich aber jemand, bevor diese Befreiung im Menschen ihren Anfang genommen hat, rühmen, ein gutes Werk kraft seines freien Willens getan zu haben? Er besitzt ja doch die Freiheit zu einem guten Werk noch gar nicht. Es müßte schon sein, daß sich jemand in eitlem Dünkel und Hochmut erhöbe. So ein Laster aber weist der Apostel mit den Worten zurück: „Aus Gnade seid ihr durch den Glauben erlöst worden3.“


  1. 2 Petr. 2, 19. ↩

  2. Joh. 8, 36. ↩

  3. Eph. 2, 8. ↩

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Translations of this Work
Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
The Enchiridion Compare
Commentaries for this Work
Introductory Notice - The Enchiridion

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