34.
1 Von diesem Mittler alles so zu sagen, wie es würdig wäre, würde zu weit führen, ja es ließe sich von einem Menschen überhaupt nicht in würdiger Weise aussprechen. Wer wollte z. B. erschöpfend nur einmal die eine Glaubenswahrheit: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt2“ in Worte fassen, so daß wir deshalb an den eingeborenen Sohn Gottes, des allmächtigen Vaters, glaubten, der aus dem Heiligen Geist und von Maria, der Jungfrau, geboren worden ist? Das Wort ist nämlich in der Weise Fleisch geworden, daß die Gottheit Fleisch angenommen hat, nicht aber die Gottheit in Fleisch umgewandelt worden ist. Das Wort „Fleisch“ müssen wir hier als „Mensch“ verstehen, eine S. 426 Ausdrucksweise, bei der der Teil zur Bezeichnung des Ganzen gesetzt ist. Im gleichen Sinn heißt es auch: „Durch Gesetzeswerke wird kein Fleisch gerechtfertigt3 “, d. h. kein Mensch. Denn wir müssen glauben, daß bei dieser Annahme (des Fleisches bei der Menschwerdung des Gottessohnes) die gesamte Menschennatur (vom Gottessohn) angenommen wurde, wobei er aber von jeder Fessel der Sünde vollkommen frei war. (Diese Annahme der Menschennatur durch den Gottessohn geschah auch nicht in der Weise,) daß sie durch Zusammenwirken der beiden Geschlechter infolge fleischlicher Begierde nicht ohne Sünde geboren wurde, deren Schuld erst durch eine Wiedergeburt (in der Taufe) abgewaschen wurde, sondern so, wie es bei einer jungfräulichen Geburt sein mußte, wo nur der Glaube der Mutter, nicht aber ihre Begierde empfangen hatte. Wäre durch seine Geburt ihre Unversehrtheit verletzt worden, dann wäre er nicht von einer Jungfrau geboren worden und es würde sich, was aber unmöglich ist, die gesamte Kirche mit ihrem Glaubensbekenntnis von seiner Geburt aus der Jungfrau Maria im Irrtum befinden, und dies jene Kirche, die in Nachahmung seiner Mutter täglich ihre Glieder (die Gläubigen) gebiert und dabei Jungfrau ist. Lies, wenn du willst, bezüglich der Jungfrauschaft der heiligen Maria meinen Brief an den erlauchten Volusianus4, dessen Namen ich mit dem Ausdruck der Ehre und der Liebe nenne.