5.
Ist aber die Seele einmal zu den Anfängen des Glaubens vorgedrungen, der durch die Liebe tätig ist1, dann strebt sie, durch ein gutes Leben auch zu jenem Schauen zu gelangen, worin die heiligen und vollendeten Seelen jene unaussprechliche Schönheit erkennen, in deren vollkommener Anschauung die höchste Seligkeit besteht. Damit ist auch bereits deine Frage beantwortet, worauf es in erster Linie und worauf es letzten Endes ankomme: der Glaube ist der Anfang, das Schauen die Vollendung2. Das ist auch das Wesentliche der ganzen (christlichen) Lehre. Die sichere und recht eigentliche Grundlage des katholischen Glaubens aber ist Christus: „Denn einen anderen Grund“, sagt der Apostel (Paulus), „kann niemand legen als den, der (durch Paulus von Gott selbst) gelegt worden ist, nämlich Christus Jesus3.“ Daß dieses die eigentliche Grundlage des katholischen Glaubens ist, läßt sich auch nicht darum in Abrede stellen, weil man vielleicht meinen könnte, wir hätten diese Grundlage mit verschiedenen Irrgläubigen gemeinsam. Denn wenn man sorgfältig erwägt, was eigentlich zu Christus gehört, so findet sich Christus allerdings bei all den Irrgläubigen, die sich Christen nennen lassen; er findet sich aber nur dem Namen nach bei ihnen, in Wirklichkeit ist er es aber nicht. Dies im einzelnen darzulegen, das würde gar zu weit führen; denn sonst müßte man alle Irrlehren aufzählen, die früheren sowohl wie die gegenwärtigen und alle diejenigen, die sich überhaupt unter christlichem Namen hätten bilden können. Bei all diesen Irrlehren müßte man die Wahrheit unserer Behauptung nachweisen: eine solche Arbeit würde aber so viele Bücher erfordern, daß sie geradezu als endlos erschiene.