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Vom ersten katechetischen Unterricht (SKV 7)
14. Kapitel
20. Wenn aber deine Stimmung gedrückt ist, weil du eine andere, deiner Meinung nach vordringliche Tätigkeit aufgeben mußtest, auf die du dich bereits eingestimmt hattest, und wenn du deshalb schlecht gelaunt bist und deine Einführungskatechese ohne inneres Mitgehen erfüllst, dann bedenke doch, daß es bei all unserem Handeln mit den Menschen eine einzige Gewißheit gibt: Es muß aus barmherzigem Sinn und aus der Pflicht zur selbstlosen Liebe heraus geschehen; darüber hinaus aber bleibt es für uns ungewiß, welche unserer Aufgaben wir mit Vorteil durchführen, welche wir besser unterbrechen, ja gänzlich aufgeben sollten. Wir wissen ja nicht, wie hoch die Verdienste der Menschen, denen wir uns zuwenden, in den Augen Gottes sind; was ihnen für den Augenblick nützt, können wir, wenn überhaupt, nur ganz unbestimmt und unsicher vermuten, keinesfalls aber wissen. Deshalb sollten wir zwar durchaus die Reihenfolge unserer Tätigkeiten nach bestem Wissen planen. Wenn wir sie dann in der festgelegten Weise durchführen können, wollen wir uns freuen, nicht weil unser Plan, sondern weil Gottes Plan sich erfüllte; wenn aber eine zwingende Situation eintritt, durch die unsere Planung durcheinandergeworfen wird, wollen wir uns geschmeidig biegen, um nicht gebrochen zu werden. Die Ordnung, die Gott der unsrigen vorzog, soll auch zur unsrigen werden. Angemessener ist es ja, daß wir seinem Willen folgen, als er dem unsrigen. Auch der Zeitplan für unsere Geschäfte, den wir nach eigenem Ermessen aufstellen, kann nur dann Anerkennung finden, wenn darin das Wichtigere Vorrang hat. Warum also tut es uns weh, wenn Gott der Herr, der doch so viel wichtiger ist, vor uns Menschen Vorrang hat, so daß wir aus Liebe zu unserer eigenen Ordnung uns gegen die höhere Ordnung auflehnen wollen? Der hat nämlich die beste Ordnung in seinem Handeln, der eher
S. 49 bereit ist, auf etwas zu verzichten, woran ihn die Macht Gottes hindert, als ehrgeizig danach zu streben, worauf er mit seinem menschlichen Denken sinnt. Denn »viele Gedanken sind im Herzen eines Mannes, der Rat des Herrn aber bleibt in Ewigkeit«.1
21. Wenn aber ein Ärgernis dich derart aus der Fassung gebracht hat, daß du außerstande bist, deinen Vortrag in heiterem und gewinnendem Ton zu halten, so bedenke, daß unsere Liebe zu den Menschen, für die Christus gestorben ist, weil er sie um den Preis seines Blutes vom Tod in den Irrtümern dieser Welt loskaufen wollte, so groß sein muß, daß gerade diese Meldung, die uns in unserer gedrückten Stimmung erreicht, es sei einer da, der Christ zu werden wünscht, wirkungsvoll genug sein müßte, um uns Trost in der Betrübnis zu geben, ja sie zu beseitigen, genauso wie die Freude über einen Gewinn den Schmerz über einen Verlust zu mildern pflegt. Kann uns denn ein Mensch so sehr zum Ärgernis werden, daß er uns traurig stimmt, außer wenn wir den Eindruck gewinnen oder gar augenfällig wahrnehmen, daß seine Seele zugrunde geht oder daß durch ihn ein Schwacher zugrunde geht? Mag uns also jener, der zu uns gelangt, um sich in den Glauben einführen zu lassen, den Schmerz über den Abtrünnigen vertreiben, da er ja Hoffnung bietet, im Glauben voranzukommen. Und selbst wenn zu befürchten ist, daß dieser Neubekehrte ein Sohn der Hölle werden könnte2 – wir haben ja viele Beispiele dieser Art vor Augen, Leute, von denen jene Ärgernisse herstammen, die uns so brennenden Schmerz verursachen –, darf das kein Grund zum Erlahmen sein, vielmehr soll es uns noch zusätzlich anstacheln und beflügeln. Wir müssen also den Glaubenskandidaten davor warnen, jenen Leuten nachzustreben, die nicht wirklich, sondern nur dem Namen nach Christen sind. S. 50 Die große Masse solcher »Christen« darf ihn nicht dazu verleiten, ihnen nachfolgen zu wollen oder Christus ihretwegen nicht nachfolgen zu wollen; sie soll ihm weder Anlaß geben, nicht Mitglied der Kirche Gottes zu werden, weil jene es sind, noch auch ein solches Mitglied zu werden, wie jene es sind.
Und bei derartigen Mahnungen3 gewinnt unser Vortrag, dem der frisch wirkende Schmerz den Zunder liefert, unwillkürlich an Begeisterung; vergessen ist dann jeder Mißmut, und wie von selbst reden wir leidenschaftlicher und mitreißender, was wir, frei von Sorgen, eher teilnahmslos und bedächtig sagen würden. Freuen wir uns also, daß uns eine Gelegenheit geboten ist, wo die Erregung unseres Herzens nicht einfach verklingt ohne Früchte zu tragen!
22. Befällt uns aber Traurigkeit, weil wir selber eine Verfehlung oder eine Sünde begangen haben, wollen wir uns nicht nur an das Wort erinnern: »Ein zerknirschter Geist ist ein Opfer für Gott«,4 sondern auch an jenes: »Wie das Wasser das Feuer, so löscht Mildtätigkeit die Sünde«,5 und noch an das: »Barmherzigkeit will ich statt Opfer«6. So wie wir, vom Feuer bedroht, unverzüglich nach Wasser rennen würden, um es zu löschen, und dem dankbar wären, der es uns in der Nachbarschaft zur Verfügung stellt: ebenso sollten wir auch dann, wenn »auf unserem Heu«7 eine Flamme der Sünde auflodert und wir deswegen aus der Fassung geraten sind, uns freuen wie über eine angebotene Quelle, wenn sich uns die Gelegenheit für ein großes Werk der Barmherzigkeit bietet, womit wir den entstandenen Brand löschen können. Es sei denn, wir seien so töricht zu meinen, man müßte mit einem Brot schneller rennen, um damit den Magen eines Hungrigen S. 51 zu füllen, als mit dem Wort Gottes, um damit das Herz des Menschen, das danach begehrt,8 zu belehren. Hinzu kommt folgendes: Selbst wenn wir annehmen könnten, es würde zwar unserem Heil dienen, dieses Werk zu vollbringen, es zu unterlassen aber wäre dem Heil nicht abträglich, selbst dann wäre es ein unseliger Entscheid, im Moment, wo das Seelenheil in Gefahr ist, und zwar diesmal das eigene, nicht das des Nächsten, auf das angebotene Heilmittel zu verzichten. Nun tönt es aber aus dem Mund des Herrn drohend: »Du böser und fauler Knecht, du hättest mein Geld bei den Geldwechslern anlegen sollen«.9 Welche Torheit ist es da, weil unsere Sünde uns bedrückt, ein zweites Mal sündigen zu wollen, indem wir das Geld des Herrn dem verweigern, der inständig darum bittet!
Indem wir mit diesen und ähnlichen Gedanken und Überlegungen den Überdruß beseitigen, der unser Herz verdüstert, gelangen wir zu jener Stimmung, die für die Einführungskatechese angemessen ist, so daß dann mit Wohlgefallen aufgenommen wird, was rastlos und heiter sprudelnd aus der Überfülle der Liebe entströmt.
Nicht ich bin es nämlich, der das zu dir spricht, sondern zu uns allen spricht es die »Liebe, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns geschenkt ist«.10
Edition
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De catechizandis rudibus
CAPUT XIV. Remedium adversus quintam causam taedii. Remedium contra sextam causam taedii. Item adversus causam sextam.
20. Si autem confregit animum tuum alterius actionis, cui tanquam magis necessariae jam suspensus eras, omissio, et propterea tristis insuaviter catechizas; cogitare debes, excepto quod scimus misericorditer nobis agendum esse quidquid cum hominibus agimus, et ex officio sincerissimae charitatis; hoc ergo excepto, incertum esse quid utilius agamus, et quid opportunius aut intermittamus, aut omnino omittamus. Quia enim merita hominum pro quibus agimus, qualia sint apud Deum non novimus, quid eis ad tempus expediat aut nulla aut tenuissima aut incertissima conjectura suspicamur potius, quam comprehendimus. Quapropter res quidem agendas pro nostro captu ordinare debemus: quas eo modo quo statuimus, si peragere potuerimus, non ideo gaudeamus quia nobis, sed quia Deo sic eas agi placuit: si autem aliqua inciderit necessitas, qua noster ille ordo turbetur; flectamur facile, ne frangamur; ut quem Deus nostro praeposuit, ipse sit noster. Aequius est enim ut nos ejus, quam ut ille nostram voluntatem sequatur. Quia et ordo agendarum rerum, quem nostro arbitrio tenere volumus, ille utique approbandus est, ubi potiora praecedunt. Cur ergo nos dolemus homines a Domino Deo tanto potiore praecedi, ut eo ipso quo nostrum amamus ordinem, inordinati esse cupiamus? Nemo enim melius ordinat quid agat, nisi qui paratior est non agere quod divina potestate prohibetur, quam cupidior agere quod humana cogitatione meditatur. Quia multae cogitationes sunt in corde viri, consilium autem Domini manet in aeternum1.
21. Si vero ex aliquo scandalo perturbatus animus non valet edere serenum jucundumque sermonem, tantam esse charitatem oportet in eos pro quibus Christus mortuus est, volens eos pretio sanguinis sui ab errorum saecularium morte redimere; ut hoc ipsum quod nobis tristibus nuntiatur, praesto esse aliquem qui desideret fieri christianus, ad consolationem illius resolutionemque tristitiae valere debeat, sicut solent lucrorum gaudia dolorem lenire damnorum. Non enim scandalum nos contristat alicujus, nisi quem [Col. 0327] perire aut per quem perire infirmum vel credimus vel videmus. Ille igitur qui initiandus advenit, dum speratur posse proficere, dolorem deficientis abstergat. Quia et si timor ille suggeritur, ne fiat proselytus filius gehennae2, dum multi tales versantur ante oculos, ex quibus oriuntur ea quibus urimur scandala, non ad retardandos nos pertinere debet, sed magis ad excitandos et acuendos: quatenus quem imbuimus moneamus, ut caveat imitationem eorum qui non ipsa veritate, sed solo nomine christiani sunt; nec eorum turba commotus, aut sectari velit eos, aut Christum nolit sectari propter eos; et aut nolit esse in Ecclesia Dei ubi illi sunt, aut talis ibi velit esse quales illi sunt. Et nescio quomodo in hujusmodi monitis ardentior sermo est, cui fomitem subministrat praesens dolor: ut non solum pigriores non simus, sed eo ipso dicamus accensius atque vehementius, quod securiores frigidius et lentius diceremus; gaudeamusque nobis occasionem dari, ubi motus animi nostri sine fructificatione non transeat.
22. Si autem de aliquo errato nostro vel peccato nos moestitudo comprehendit, non tantum meminerimus sacrificium Deo spiritum esse contribulatum3, sed etiam illud, Quia sicut aqua ignem, sic eleemosyna exstinguit peccatum4; et, Quia misericordiam, inquit, volo quam sacrificium5. Sicut ergo si periclitaremur incendio, ad aquam utique curreremus, quo posset exstingui, et gratularemur si quis eam de proximo offerret; ita si de nostro feno aliqua peccati flamma surrexit, et propterea conturbamur, data occasione misericordissimi operis, tanquam de oblato fonte gaudeamus, ut inde illud quod exarserat opprimatur. Nisi forte tam stulti sumus, ut alacrius arbitremur cum pane currendum, quo ventrem esurientis impleamus, quam cum verbo Dei, quo mentem istud edentis instruamus. Huc accedit, quia si tantummodo prodesset hoc facere, non facere autem nihil obesset; infeliciter in periculo salutis, non jam proximi, sed nostrae, oblatum remedium sperneremus. Cum vero ex ore Domini tam minaciter sonet, Serve nequam et piger, dares pecuniam meam nummulariis6; quae tandem dementia est, quoniam peccatum nostrum nos angit, ideo rursus velle peccare, non dando pecuniam dominicam volenti et petenti? His atque hujusmodi cogitationibus et considerationibus depulsa caligine taediorum, ad catechizandum aptatur intentio, ut suaviter imbibatur, quod impigre atque hilariter de charitatis ubertate prorumpit. Haec enim non tam ego tibi, quam omnibus nobis dicit ipsa dilectio, quae diffusa est in cordibus nostris per Spiritum [Col. 0328] sanctum qui datus est nobis7.