Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XVI: An stupris, quae etiam sacrarum forte uirginum est passa captiuitas, contaminari potuerit uirtus animi sine uoluntatis adsensu.
Magnum sane crimen se putant obicere Christianis, cum eorum exaggerantes captiuitatem addunt etiam stupra commissa, non solum in aliena matrimonia uirginesque nupturas, sed etiam in quasdam sanctimoniales. hic uero non fides, non pietas, non ipsa uirtus, quae castitas dicitur, sed nostra potius disputatio inter pudorem atque rationem quibusdam coartatur angustiis. nec tantum hic curamus alienis responsionem reddere quantum ipsis nostris consolationem. sit igitur inprimis positum atque firmatum uirtutem, qua recte uiuitur, ab animi sede membris corporis imperare sanctumque corpus usu fieri sanctae uoluntatis, qua inconcussa ac stabili permanente, quidquid alius de corpore uel in corpore fecerit, quod sine peccato proprio non ualeat euitari, praeter culpam esse patientis. sed quia non solum quod ad dolorem, uerum etiam quod ad libidinem pertinet, in corpore alieno perpetrari potest: quidquid tale factum fuerit, etsi retentam constantissimo animo pudicitiam non excutit, tamen pudorem incutit, ne credatur factum cum mentis etiam uoluntate, quod fieri fortasse sine carnis aliqua uoluptate non potuit.
Traduction
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
16. Konnte durch Vergewaltigung, wie sie vielleicht selbst geweihte Jungfrauen in der Gefangenschaft erduldeten, die seelische Tugend ohne Zustimmung des Willens befleckt werden?
Einen schweren Vorwurf meinen sie gegen die Christen schleudern zu können, indem sie, um deren Gefangennahme im schlimmsten Licht erscheinen zu lassen, Band 1, S. 51noch auf die Vergewaltigungen hinweisen, die nicht nur gegen Ehefrauen und Bräute, sondern selbst auch gegen manche Nonnen verübt wurden. Hier kommt jedoch nicht der Glaube, noch die Frömmigkeit, noch selbst die Tugend der Keuschheit, sondern lediglich unsere Erörterung ins Gedränge zwischen Schamgefühl und Vernunft. Auch liegt uns dabei mehr am Herzen, unsern eigenen Leuten Trost zu spenden als den andern Rede zu stehen. Zunächst also müssen wir hier ein für allemal feststellen, daß die Tugend, sofern sie die Grundlage des guten Lebens ist, vom Sitze der Seele aus über die Glieder des Leibes gebietet und daß der Leib heilig werde durch den Besitz eines heiligen Willens und daß, wenn dieser Wille unerschütterlich und standhaft bleibt, all das, was ein anderer mit oder an dem Leibe macht, wenn man dem, ohne selbst zu sündigen nicht entgehen kann, eine Schuld bei dem leidenden Teil nicht nach sich zieht. Da man aber an einem fremden Leibe nicht nur schmerzerregende, sondern auch lusterregende Handlungen verüben kann, so ruft allerdings jedes derartige Vorkommnis, wenn es auch die mit aller Standhaftigkeit der Gesinnung festgehaltene Keuschheit nicht aufhebt, doch die Scham hervor, es möchte den Anschein haben, als sei das, was vielleicht nicht ohne fleischliche Lust vor sich gehen konnte, mit Einwilligung des Geistes geschehen.