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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XXII: An umquam possit mors uoluntaria ad magnitudinem animi pertinere.

Et quicumque hoc in se ipsis perpetrauerunt, animi magnitudine fortasse mirandi, non sapientiae sanitate laudandi sunt. quamquam si rationem diligentius consulas, ne ipsa quidem animi magnitudo recte nominabitur, ubi quisque non ualendo tolerare uel quaeque aspera uel aliena peccata se ipse interemerit. magis enim mens infirma deprehenditur, quae ferre non potest uel duram sui corporis seruitutem uel stultam uulgi opinionem, maiorque animus merito dicendus est, qui uitam aerumnosam magis potest ferre quam fugere et humanum iudicium maximeque uulgare, quod plerumque caligine erroris inuoluitur, prae conscientiae luce ac puritate contemnere. quamobrem si magno animo fieri putandum est, cum sibi homo ingerit mortem, ille potius Theobrotus in hac animi magnitudine reperitur, quem ferunt lecto Platonis libro, ubi de inmortalitate animae disputauit, se praecipitem dedisse de muro atque ita ex hac uita emigrasse ad eam, quam credidit esse meliorem. nihil enim urguebat aut calamitatis aut criminis seu uerum seu falsum, quod non ualendo ferre se auferret; sed ad capessendam mortem atque huius uitae suauia uincla rumpenda sola adfuit animi magnitudo. quod tamen magne potius factum esse quam bene testis ei esse potuit Plato ipse quem legerat, qui profecto id praecipue potissimumque fecisset uel etiam praecepisset, nisi ea mente, qua inmortalitatem animae uidit, nequaquam faciendum, quin etiam prohibendum esse iudicasset. at enim multi se interemerunt, ne in manus hostium peruenirent. non modo quaerimus utrum sit factum, sed utrum fuerit faciendum. sana quippe ratio etiam exemplis anteponenda est, cui quidem et exempla concordant, sed illa, quae tanto digniora sunt imitatione, quanto excellentiora pietate. non fecerunt patriarchae, non prophetae, non apostoli, quia et ipse dominus Christus, quando eos, si persecutionem paterentur, fugere admonuit de ciuitate in ciuitatem, potuit admonere ut sibi manus inferrent, ne in manus persequentium peruenirent. porro si hoc ille non iussit aut monuit, ut eo modo sui ex hac uita emigrarent, quibus migrantibus mansiones aeternas praeparaturum esse se promisit, quaelibet exempla proponant gentes, quae ignorant deum, manifestum est hoc non licere colentibus unum uerum deum.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

22. Kann der freiwillige Tod jemals als Zeichen von Seelengröße gelten?

Wer immer Selbstmord verübt, ist vielleicht wegen Seelengröße zu bewundern, nicht aber verdient er Lob wegen gesunden Sinnes. Obwohl bei genauer Überlegung nicht einmal von Seelengröße die Rede sein kann, wenn man, unfähig ein hartes Geschick oder fremde Sünden zu ertragen, sich selbst das Leben nimmt. Als schwach vielmehr zeigt sich ein Geist, der eine schwere Knechtung seines Leibes oder die törichte Meinung der Menge nicht zu ertragen vermag, und die größere Seele verdient die genannt zu werden, die ein mühseliges Leben, statt ihm aus dem Weg zu gehen, vielmehr zu ertragen und das Urteil der Menschen, vorab das der Menge, das zumeist in das Dunkel des Irrtums gehüllt ist, gegenüber dem Lichte des reinen Gewissens zu verachten weiß. Wenn daher je der Selbstmord auf Seelengröße zurückzuführen ist, so entdeckt man solche eher an Theobrotus, der sich nach der Lektüre von Platos Buch, das von der Unsterblichkeit der Seele handelt, von einer Mauer hinabgestürzt haben und so aus diesem Leben zu einem anderen, das er für das bessere hielt, hinübergewandert sein soll1. Ihn bedrängte kein Mißgeschick, kein Verbrechen, weder ein wirkliches noch ein eingebildetes, dem er, unfähig es zu ertragen, aus dem Weg gegangen wäre; lediglich Seelengröße bestimmte ihn, sich für den Tod zu entscheiden und die süßen Bande des irdischen Lebens zu zerreißen. Daß er damit freilich mehr groß als gut gehandelt hat, hätte ihm gerade Plato, den er las, bezeugen können; denn der hätte das doch vor allem selbst getan, ja es sogar vorgeschrieben, wenn er sich nicht die Überzeugung gebildet hätte, daß dies in dem Sinne, wie er die Unsterblichkeit der Seele ansah, durchaus nicht geschehen, vielmehr selbst verhindert werden soll.

Band 1, S. 61Allerdings haben viele Selbstmord begangen, um nicht den Feinden in die Hände zu fallen. Aber an dieser Stelle handelt es sich nicht darum, ob das vorgekommen ist, sondern darum, ob es hätte vorkommen sollen. Eine gesunde Logik geht nämlich auch über Beispiele, und mit ihr stimmen hinwieder ebenfalls Beispiele überein und zwar solche, die umso nachahmungswürdiger sind, als sie mit hervorragender Frömmigkeit verbunden erscheinen. Solches taten nicht die Patriarchen, nicht die Propheten, nicht die Apostel; denn Christus der Herr selbst hätte sie, da er sie anwies, von Stadt zu Stadt zu fliehen, wenn sie Verfolgung erleiden würden, ebenso anweisen können, Hand an sich zu legen, um nicht ihren Verfolgern in die Hände zu fallen. Wenn also er den Seinigen keinen Befehl oder Rat erteilte, auf solche Weise aus dem Leben zu scheiden, da er ihnen doch nach ihrem Hingang ewige Wohnungen zu bereiten verhieß, so mögen die Heiden, die Gott nicht kennen, Beispiele anführen soviel sie wollen: es ist dennoch klar, daß solches den Verehrern des einen wahren Gottes nicht erlaubt ist.


  1. Cicero, Tusc., I c. 34 ↩

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