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De civitate Dei (CCSL)
Caput IX: De inlicitis artibus erga daemonum cultum, in quibus Porphyrius Platonicus quaedam probando, quaedam quasi inprobando uersatur.
Haec et alia multa huiuscemodi, quae omnia commemorare nimis longum est, fiebant ad commendandum unius dei ueri cultum et multorum falsorumque prohibendum. fiebant autem simplici fide atque fiducia pietatis, non incantationibus et carminibus nefariae curiositatis arte conpositis, quam uel magian uel detestabiliori nomine goetian uel honorabiliori theurgian uocant, qui quasi conantur ista discernere et inlicitis artibus deditos alios damnabiles, quos et maleficos uulgus appellat - hos enim ad goetian pertinere dicunt - , alios autem laudabiles uideri uolunt, quibus theurgian deputant; cum sint utrique ritibus fallacibus daemonum obstricti sub nominibus angelorum. nam et Porphyrius quandam quasi purgationem animae per theurgian, cunctanter tamen et pudibunda quodammodo disputatione promittit; reuersionem uero ad deum hanc artem praestare cuiquam negat; ut uideas eum inter uitium sacrilegae curiositatis et philosophiae professionem sententiis alternantibus fluctuare. nunc enim hanc artem tamquam fallacem et in ipsa actione periculosam et legibus prohibitam cauendam monet; nunc autem uelut eius laudatoribus cedens utilem dicit esse mundandae parti animae, non quidem intellectuali, qua rerum intellegibilium percipitur ueritas, nullas habentium similitudines corporum; sed spiritali, qua corporalium rerum capiuntur imagines. hanc enim dicit per quasdam consecrationes theurgicas, quas teletas uocant, idoneam fieri atque aptam susceptioni spirituum et angelorum et ad uidendos deos. ex quibus tamen theurgicis teletis fateretur intellectuali animae nihil purgationis accedere, quod eam faciat idoneam ad uidendum deum suum et perspicienda ea, quae uere sunt. ex quo intellegi potest, qualium deorum uel qualem uisionem fieri dicat theurgicis consecrationibus, in qua non ea uidentur, quae uere sunt. denique animam rationalem siue, quod magis amat dicere, intellectualem, in sua posse dicit euadere, etiamsi quod eius spiritale est nulla theurgica fuerit arte purgatum; porro autem a theurgo spiritalem purgari hactenus, ut non ex hoc ad inmortalitatem aeternitatemque perueniat. quamquam itaque discernat a daemonibus angelos, aeria loca esse daemonum, aetheria uel empyrea disserens angelorum, et admoneat utendum alicuius daemonis amicitia, quo subuectante uel paululum a terra possit eleuari quisque post mortem, aliam uero uiam esse perhibeat ad angelorum superna consortia: cauendam tamen daemonum societatem expressa quodammodo confessione testatur, ubi dicit animam post mortem luendo poenas cultum daemonum a quibus circumueniebatur horrescere: ipsamque theurgian, quam uelut conciliatricem angelorum deorumque commendat, apud tales agere potestates negare non potuit, quae uel ipsae inuideant purgationi animae, uel artibus seruiant inuidorum, querelam de hac re Chaldaei nescio cuius expromens: conqueritur, inquit, uir in Chaldaea bonus, purgandae animae magno in molimine frustratos sibi esse successus, cum uir ad eadem potens tactus inuidia adiuratas sacris precibus potentias adligasset, ne postulata concederent. ergo et ligauit ille, inquit, et iste non soluit. quo indicio dixit apparere theurgian esse tam boni conficiendi quam mali et apud deos et apud homines disciplinam; pati etiam deos et ad illas perturbationes passionesque deduci, quas communiter daemonibus et hominibus Apuleius adtribuit; deos tamen ab eis aetheriae sedis altitudine separans et Platonis adserens in illa discretione sententiam.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
9. Von unerlaubten Künsten im Dämonenkult und von der zweideutigen Stellung, die der Platoniker Porphyrius dazu einnimmt.
Diese und viele andere Wunder, die alle aufzuzählen zu weit führen würde, trugen sich zu, um die Verehrung des einen wahren Gottes ans Herz zu legen und die der vielen und falschen Götter hintanzuhalten. Und sie wurden gewirkt durch schlichten Glauben und fromme Zuversicht, nicht durch Beschwörungen und Zaubersprüche, die verwerfliche Neugier kunstvoll gedrechselt, also nicht durch das, was man Magie oder mit schlimmer Nebenbedeutung Goetie oder in einem besseren Sinne Theurgie nennt, indem man sich mit vermeintlichen Unterscheidungen abmüht und die Betätiger solch unerlaubter Künste einteilt in verwerfliche, die das Volk auch Zauberer nennt [Reinigungszeremonien.], und in ehrenwerte, denen man die Theurgie zuteilt, während doch die einen wie die andern in die Fallstricke der Dämonen verwickelt sind, die ihnen als Engel gelten.
Band 16, S. 529Stellt doch auch Porphyrius eine Art Reinigung der Seele durch die Theurgie in Aussicht, wenn auch mit einer gewissen Zurückhaltung und sozusagen mit verschämter Miene; dagegen hat diese Kunst nach ihm nicht die Kraft, jemand zu Gott zurückzuführen; daraus ersieht man, wie er zwischen dem Verbrechen gotteslästerlicher Zauberei und der Zustimmung zu Ergebnissen philosophischer Forschung unschlüssig hin und her schwankt. Denn auf der einen Seite warnt er vor dieser Kunst, sie sei trügerisch, in ihrer Ausübung gefährlich und gesetzlich verboten; auf der andern Seite gibt er doch wieder ihren Verteidigern nach und meint, sie sei nützlich für die Seele, und zwar für den der Körperwelt zugekehrten Teil der Seele1, also nicht für den intellektuellen Teil2, mit dem man die Wahrheit der nur dem geistigen Schauen zugänglichen Dinge erkennt, die keine Abbilder in der sinnlichen Sphäre haben, sondern für den spirituellen Teil, womit man die in den sinnlichen Dingen vorhandenen Abbilder erfaßt. Dieser Teil wird nach ihm durch eine Art theurgischer Weihungen, die sogenannten Teleten [Reinigungszeremonien.], fähig und geschickt, Geister und Engel in sich aufzunehmen und die Götter zu schauen. Er gibt jedoch zu, daß aus diesen theurgischen Teleten der intellektuellen Seele keinerlei Reinigung zufließe, wodurch sie fähig würde, ihren Gott zu schauen und das wahrhaft Seiende3 zu durchschauen. Daraus mag man abnehmen, was von den Göttern zu halten ist, deren Schauen durch theurgische Weihen ermöglicht wird, und was es überhaupt mit diesem Schauen, dessen Objekt nicht das wirklich Seiende ist, für eine Bewandtnis hat. Übrigens kann nach ihm die vernünftige Seele oder, wie er sie lieber nennt, die intellektuelle Seele an ihr Ziel gelangen, auch ohne daß ihre spirituelle Seite durch theurgische Kunst gereinigt Band 16, S. 530wird; und umgekehrt, wenn ihre spirituelle Seite von Theurgen gereinigt werde, so reiche das doch nicht hin, daß die Seele auf Grund dieser Reinigung zur Unsterblichkeit und Ewigkeit gelange. Obgleich so Porphyrius, der einen Unterschied macht zwischen Engeln und Dämonen, und die Dämonen in der Luft, die Engel im Äther oder Empyreum ihren Wohnsitz haben läßt, der Freundschaft irgendeines Dämons sich zu bedienen empfiehlt, damit man sich nach dem Tode durch seine Hilfe doch ein wenig über die Erde erheben könne, während freilich der Weg zur himmlischen Gemeinschaft mit den Engeln nach ihm ein anderer ist, so bezeugt er doch und gibt so gut wie ausdrücklich zu, daß man sich vor der Gemeinschaft mit den Dämonen zu hüten habe; er sagt nämlich an einer Stelle, daß die Seele, wenn sie nach dem Tode Strafe erleide, den Kult der Dämonen verabscheue, von denen sie umgarnt wurde. Und ebensowenig kann er in Abrede stellen, daß die von ihm als Mittel der Anfreundung an Engel und Götter empfohlene Theurgie ihren Wirkungsbereich habe bei Gewalten, die selbst auf die Reinigung der Seele neidisch sind oder doch in dieser Sache dem Einfluß neidischer Wesen unterworfen sind; erwähnt er doch die diesbezügliche Klage eines Chaldäers: „Ein trefflicher Mann in Chaldäa klagt, daß seine großen Bemühungen um Reinigung einer Seele ohne Erfolg geblieben seien, weil ein neidischer Nebenbuhler die mit Gebeten beschworenen Gewalten gebannt habe, das Erbetene nicht zuzugeben. So zog der eine zu und der andere löste nicht auf“. Daraus erweise sich, sagt er, daß die Theurgie eine Kunst sei, die sowohl Gutes als Böses zustande bringe, und zwar sowohl bei Göttern als bei Menschen; auch die Götter seien dem Affekt unterworfen und würden zu Aufregungen und Leidenschaften hingerissen, wie sie Apuleius nur den Dämonen und den Menschen gleicherweise zuschreibt4; er läßt jedoch die Götter durch die Erhabenheit ihres ätherischen Wohnsitzes von ihnen getrennt sein und hält es in dieser Hinsicht mit Plato.