Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput VII: Causam efficientem malae uoluntatis non esse quaerendam.
Nemo igitur quaerat efficientem causam malae uoluntatis; non enim est efficiens sed deficiens, quia nec illa effectio sed defectio. deficere namque ab eo, quod summe est, ad id, quod minus est, hoc est incipere habere uoluntatem malam. causas porro defectionum istarum, cum efficientes non sint, ut dixi, sed deficientes, uelle inuenire tale est, ac si quisquam uelit uidere tenebras uel audire silentium, quod tamen utrumque nobis notum est, neque illud nisi per oculos, neque hoc nisi per aures, non sane in specie, sed in speciei priuatione. nemo ergo ex me scire quaerat, quod me nescire scio, nisi forte ut nescire discat, quod sciri non posse sciendum est. ea quippe quae non in specie, sed in eius priuatione sciuntur, si dici aut intellegi potest, quodammodo nesciendo sciuntur, ut sciendo nesciantur. cum enim acies etiam oculi corporalis currit per species corporales, nusquam tenebras uidet, nisi ubi coeperit non uidere. ita etiam non ad aliquem alium sensum, sed ad solas aures pertinet sentire silentium, quod tamen nullo modo nisi non audiendo sentitur. sic species intellegibiles mens quidem nostra intellegendo conspicit; sed ubi deficiunt, nesciendo condiscit. delicta enim quis intellegit?
Traduction
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
7. Man braucht nach der Wirkursache des bösen Willens nicht zu suchen.
Man braucht also nach der Wirkursache des bösen Willens nicht zu suchen; er hat keine positive Ursache, sondern eine negative, da er selbst nicht etwas Positives, sondern etwas Negatives ist. Denn nichts anderes ist der Anfang des bösen Willens als Abfall von dem, Band 16, S. 655der im höchsten Sinne ist, zu dem, was in geringerem Sinne ist. Die Ursachen solcher Abkehrungen, negative Ursachen, wie gesagt, nicht positive, aufspüren zu wollen, hieße die Finsternis sehen und die Stille hören wollen, die eine wie die andere trotzdem uns wohlbekannt, und zwar gerade durch Gesicht und Gehör, nicht jedoch als etwas Sinnfälliges, sondern als Aufhebung der Sinnfälligkeit. Deshalb sollte niemand von mir etwas wissen wollen, was ich mir bewußt bin nicht zu wissen; man müßte nur eben sich bescheiden lernen wollen, nicht zu wissen, was man nun einmal, wie man wissen soll, nicht wissen kann. Denn was wir nicht als Erscheinung, sondern als Aufhebung der Erscheinung kennen, das kennen wir, wenn ich so sagen darf und verstanden werde, gleichsam durch Nichtkennen, um es durch Kennen nicht zu kennen. Das Auge sieht, mit seiner Sehschärfe über die körperhaften Erscheinungen dahingleitend, nirgends Finsternis, außer da, wo es nicht mehr sieht. Ebenso steht es unter den Sinnen ausschließlich den Ohren zu, die Stille wahrzunehmen, und doch nimmt man sie lediglich durch Nichthören wahr. So schaut unser Geist die übersinnlichen Formen durch übersinnliches Erkennen; aber sobald sie mangeln, wird er ihrer durch Nichtwissen gewahr. Denn „die Sünden, wer erkennt sie?“1
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Ps. 18, 13. ↩