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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXVI: Omnem naturam et omnem speciem uniuersae creaturae nonnisi opere dei fieri atque formari.
Cum enim alia sit species, quae adhibetur extrinsecus cuicumque materiae corporali, sicut operantur homines figuli et fabri atque id genus opifices, qui etiam pingunt et effingunt formas similes corporibus animalium; alia uero, quae intrinsecus efficientes causas habet de secreto et occulto naturae uiuentis atque intellegentis arbitrio, quae non solum naturales corporum species, uerum etiam ipsas animantium animas, dum non fit, facit: supra dicta illa species artificibus quibusque tribuatur; haec autem altera nonnisi uni artifici, creatori et conditori deo, qui mundum ipsum et angelos sine ullo mundo et sine ullis angelis fecit. qua enim ui diuina et, ut ita dicam, effectiua, quae fieri nescit, sed facere, accepit speciem, cum mundus fieret, rutunditas caeli et rutunditas solis: eadem ui diuina et effectiua, quae fieri nescit, sed facere, accepit speciem rutunditas oculi et rutunditas pomi et ceterae figurae naturales, quas uidemus in rebus quibusque nascentibus non extrinsecus adhiberi, sed intima creatoris potentia, qui dixit: caelum et terram ego inpleo, et cuius sapientiae est, quae adtingit a fine usque ad finem fortiter et disponit omnia suauiter. proinde facti primitus angeli cuiusmodi ministerium praebuerint creatori cetera facienti nescio; nec tribuere illis audeo quod forte non possunt, nec debeo derogare quod possunt. creationem tamen conditionemque omnium naturarum, qua fit ut omnino naturae sint, eis quoque fauentibus illi deo tribuo, cui se etiam ipsi debere quod sunt cum gratiarum actione nouerunt. non solum igitur agricolas non dicimus fructuum quorumque creatores, cum legamus: neque qui plantat est aliquid neque qui rigat, sed qui incrementum dat deus; sed ne ipsam quidem terram, quamuis mater omnium fecunda uideatur, quae germinibus erumpentia promouet et fixa radicibus continet, cum itidem legamus: deus illi dat corpus quomodo uoluerit et unicuique seminum proprium corpus. ita nec feminam sui puerperii creatricem appellare debemus, sed potius illum qui cuidam famulo suo dixit: priusquam te formarem in utero, noui te. et quamuis anima sic uel sic affecta praegnantis ualeat aliquibus uelut induere qualitatibus fetum, sicut de uirgis uariatis fecit Iacob, ut pecora colore uaria gignerentur: naturam tamen illam, quae gignitur, tam ipsa non fecit, quam nec ipsa se fecit. quaelibet igitur corporales uel seminales causae gignendis rebus adhibeantur, siue operationibus angelorum aut hominum aut quorumque animalium siue marium feminarumque mixtionibus; quaelibet etiam desideria motusue animae matris ualeant aliquid liniamentorum aut colorum aspergere teneris mollibus que conceptibus: ipsas omnino naturas, quae sic uel sic in suo genere afficiantur, non facit nisi summus deus, cuius occulta potentia cuncta penetrans incontaminabili praesentia facit esse quidquid aliquo modo est, in quantumcumque est; quia nisi faciente illo non tale uel tale esset, sed prorsus esse non posset. quapropter si in illa specie, quam forinsecus corporalibus opifices rebus inponunt, urbem Romam et urbem Alexandriam non fabros et architectos, sed reges, quorum uoluntate consilio imperio fabricatae sunt, illam Romulum, illam Alexandrum habuisse dicimus conditores: quanto potius nonnisi deum debemus conditorem dicere naturarum, qui neque ex ea materia facit aliquid, quam ipse non fecerit, nec operarios habet, nisi quos ipse creauerit; et si potentiam suam, ut ita dicam, fabricatoriam rebus subtrahat, ita non erunt, sicut ante quam fierent non fuerunt. sed ante dico aeternitate, non tempore. quis enim alius creator est temporum, nisi qui fecit ea, quorum motibus currerent tempora?
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
26. [25.]Durch Gottes Wirken allein entsteht und gestaltet sich jegliche Natur und jegliche Form der gesamten Schöpfung.
Wir unterscheiden nämlich zwei Arten von Form: die eine wird äußerlich an jeden körperlichen Stoff herangebracht; so betätigen sich Töpfer und Kunstschmiede und andere dergleichen Handwerker, die auch Figuren malen und gestalten, ähnlich den Körpern von Lebewesen; die andere trägt innerlich in sich die Wirkursachen und schöpft sie aus dem geheimen und verborgenen Ratschluß ihrer lebendigen und erkennenden Natur; sie bewirkt, ohne selbst bewirkt zu sein, nicht nur die natürlichen Formen der Körper, sondern auch selbst die Seelen der Lebewesen. Jene erste mag man daher Werkmeistern jeglicher Art zuerkennen, die zweite ist vorzubehalten dem einen Werkmeister, Schöpfer und Gründer Gott, der die Welt selbst und die Engel gemacht hat ohne jedes Vorbild. Denn durch göttliche und verursachende Kraft, die nur bewirken, nicht bewirkt sein kann, hat bei Beginn der Welt die Rundung des Himmels und die Rundung der Sonne ihre Gestalt erhalten, und durch dieselbe göttliche und verursachende Kraft, die nur bewirken, nicht bewirkt sein kann, hat auch die Rundung des Auges und des Apfels ihre Gestalt erhalten und ebenso die übrigen natürlichen Formen, die wir allen entstehenden Dingen nicht von außen her, sondern durch einwohnende Macht des Schöpfers beigebracht sehen, der gesprochen hat1: „Himmel und Erde erfülle ich“, und dessen Weisheit es ist, die „von einem Ende zum andern machtvoll reicht und alles lieblich anordnet“2. Welche Art Dienst demnach die zuerst erschaffenen Engel dem Schöpfer Band 16, S. 688etwa bei der weiteren Schöpfung geleistet haben, weiß ich nicht; ich wage ihnen nicht etwas zuzuschreiben, was sie vielleicht nicht vermögen, und darf ihnen auch nicht absprechen, was sie vermögen. Aber ich weiß mich ihres Beifalls sicher, wenn ich die Erschaffung und Gründung aller Naturen, das, worauf es überhaupt beruht, daß sie Naturen sind, jener Gottheit zuschreibe, der gleicherweise selbst zu schulden, was sie sind, sie dankbar anerkennen. Und so nennen wir Schöpfer aller Früchte weder den Landmann, da geschrieben steht3: „Weder wer pflanzt, ist etwas, noch wer begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt“, noch selbst auch die Erde, obwohl sie als die fruchtbare Mutter des Alls erscheint, die das Sprossende fördert und das Wurzelfeste in sich birgt, da wiederum geschrieben steht4: „Gott gibt ihm einen Körper, wie er will, und jeder Samenart ihren besonderen Körper“. Ebenso wenig hat das Weib als Schöpferin ihrer Leibesfrucht zu gelten, sondern vielmehr der, der zu einem seiner Knechte sprach5: „Bevor ich dich bildete im Mutterschoß, habe ich dich gekannt“. Mag immerhin die seelische Beschaffenheit der Schwangeren auf die Leibesfrucht Eigenschaften zu übertragen imstande sein, ähnlich wie Jakob mit bunten Stäben die Erzeugung buntfarbiger Tiere bewirkte6, so erschafft doch das Weib die Natur, die es hervorbringt, so wenig, als es sich selbst erschaffen hat. Welche körperliche oder im Samen liegende Ursachen also bei der Fortpflanzung der Wesen auch mitspielen mögen, sei es durch Mitwirkung von Engeln, von Menschen, von Lebewesen überhaupt, sei es durch Vermischung von Männlichem und Weiblichem, ferner welche Wünsche oder Regungen in der Seele der Mutter der zarten und weichen Leibesfrucht auch Züge oder Färbungen mitzuteilen imstande sein mögen, die Wesen als solche, die so oder so innerhalb ihrer Art etwa beeinflußt werden, bewirkt allein der höchste Gott, dessen verborgene Macht, alles durchdringend mit ihrer unausschaltbaren Band 16, S. 689Gegenwart, allem irgendwie Seienden, soweit es nur immer Sein hat, das Sein gibt; nicht zunächst das so oder so sein, sondern das sein oder nicht sein kommt bei Gottes Wirken in Frage. Nun bezeichnen wir schon innerhalb der äußerlichen Formenwelt als Gründer der Stadt Rom oder Alexandrien die Könige, deren Entschluß, Plan und Befehl das Werk ins Leben gerufen, einen Romulus, einen Alexander, und nicht die Werkleute und Baumeister, die die Erscheinungsform geschaffen haben; um wieviel mehr müssen wir Gott als den alleinigen Gründer der Naturen bezeichnen: er macht nur aus selbst gemachtem Stoffe etwas und hat nur selbst erschaffene Arbeiter, und wenn er seine sozusagen werkliche Kraft den Dingen entzieht, werden sie so wenig existieren, als sie existierten, ehe sie wurden. Aber „ehe“ meine ich hier nicht in zeitlichem Sinne, sondern von der Ewigkeit. Denn auch die Zeit ist Gottes Werk, da sich ihr Lauf nur vollzieht an den Bewegungen der von Gott geschaffenen Dinge.