• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

Edition ausblenden
De civitate Dei (CCSL)

Caput XVI: De philosophis, qui animae separationem a corpore non putant esse poenalem, cum Plato inducat summum deum dis minoribus promittentem, quod numquam sint corporibus exuendi.

Sed philosophi, contra quorum calumnias defendimus ciuitatem dei, hoc est eius ecclesiam, sapienter sibi uidentur inridere, quod dicimus animae a corpore separationem inter poenas eius esse deputandam, quia uidelicet eius perfectam beatitudinem tunc illi fieri existimant, cum omni prorsus corpore exuta ad deum simplex et sola et quodammodo nuda redierit. ubi si nihil, quo ista refelleretur opinio, in eorum litteris inuenirem, operosius mihi disputandum esset, quo demonstrarem non corpus esse animae, sed corruptibile corpus onerosum. unde illud est quod de scripturis nostris in superiore libro commemorauimus: corpus enim corruptibile adgrauat animam. addendo utique corruptibile. non qualicumque corpore, sed quale factum est ex peccato consequente uindicta, animam perhibuit adgrauari. quod etiamsi non addidisset, nihil aliud intellegere deberemus. sed cum apertissime Plato deos a summo deo factos habere inmortalia corpora praedicet eisque ipsum deum, a quo facti sunt, inducat pro magno beneficio pollicentem, quod in aeternum cum suis corporibus permanebunt nec ab eis ulla morte soluentur, quid est quod isti ad exagitandam Christianam fidem fingunt se nescire quod sciunt, aut etiam sibi repugnantes aduersum se ipsos malunt dicere, dum nobis non desinant contradicere? nempe Platonis haec uerba sunt, sicut ea Cicero in Latinum uertit, quibus inducit summum deum deos quos fecit adloquentem ac dicentem: uos, qui deorum satu orti estis, adtendite: quorum operum ego parens effectorque sum, haec sunt indissolubilia me inuito, quamquam omne conligatum solui potest; sed haudquaquam bonum est ratione uinctum uelle dissoluere. sed quoniam estis orti, inmortales uos quidem esse et indissolubiles non potestis; neutiquam tamen dissoluemini, neque uos ulla mortis fata periment, nec erunt ualentiora quam consilium meum, quod maius est uinculum ad perpetuitatem uestram, quam illa quibus estis tum, cum gignebamini, conligati. ecce deos Plato dicit et corporis animaeque conligatione mortales, et tamen inmortales dei a quo facti sunt uoluntate atque consilio. si ergo animae poena est in qualicumque corpore conligari, quid est quod eos adloquens deus tamquam sollicitos, ne forte moriantur, id est dissoluantur a corpore, de sua facit inmortalitate securos; non propter eorum naturam, quae sit conpacta, non simplex, sed propter suam inuictissimam uoluntatem, qua potens est facere, ut nec orta occidant nec conexa soluantur, sed incorruptibiliter perseuerent? et hoc quidem utrum Plato uerum de sideribus dicat, alia quaestio est. neque enim ei continuo concedendum est globos istos luminum siue orbiculos luce corporea super terras seu die seu nocte fulgentes suis quibusdam propriis animis uiuere eisque intellectualibus et beatis, quod etiam de ipso uniuerso mundo, tamquam uno animali maximo, quo cuncta cetera continerentur animalia, instanter adfirmat. sed haec, ut dixi, alia quaestio est, quam nunc discutiendam non suscepimus. hoc tantum contra istos commemorandum putaui, qui se Platonicos uocari uel esse gloriantur, cuius superbia nominis erubescunt esse Christiani, ne commune illis cum uulgo uocabulum uilem faciat palliatorum tanto magis inflatam, quanto magis exiguam paucitatem; et quaerentes, quid in doctrina Christiana reprehendant, exagitant aeternitatem corporum, tamquam haec sint inter se contraria, ut et beatitudinem quaeramus animae et eam semper esse uelimus in corpore, uelut aerumnoso uinculo conligatam; cum eorum auctor et magister Plato donum a deo summo dis ab illo factis dicat esse concessum, ne aliquando moriantur, id est a corporibus, quibus eos conexuit, separentur.

Übersetzung ausblenden
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

16. Von den Philosophen, welche der Trennung der Seele vom Leib keinen Strafcharakter zuerkennen, obwohl Plato den höchsten Gott den geringeren Göttern das Versprechen geben läßt, daß sie niemals ihre Leiber ablegen müßten.

Jedoch die Philosophen, wider deren Anwürfe wir die Gottesstadt, d. i. die Kirche Gottes, in Schutz zu nehmen haben, glauben überlegen lächeln zu dürfen über unsere Behauptung, daß man die Trennung der Seele vom Leib zu den Strafen der Seele rechnen müsse. Nach ihnen gelangt ja die Seele gerade dann zu ihrer vollkommenen Seligkeit, wenn sie, des Leibes gänzlich entledigt, einfach und allein und sozusagen nackt zu Gott zurückkehrt. Da müßte ich nun freilich, fänden sich nicht in ihrem Schrifttum selbst Anhaltspunkte zur Widerlegung dieser Ansicht, mühsame Erörterungen anstellen, um darzutun, daß nicht der Leib als solcher, sondern der vergängliche Leib eine Last sei für die Seele. In diesem Sinne sagt die im vorigen Buch1 angeführte Schriftstelle2: „Der vergängliche Leib beschwert die Seele“. Durch Hinzufügung des Wörtchens „vergänglich“ ist hier ausgesprochen, daß nicht der Leib an sich, sondern wie er geworden ist infolge der Sünde, der die Strafe folgte, die Seele beschwere. Aber auch ohne diesen Beisatz dürften wir die Sache nicht anders auffassen. Indes wir können uns an Plato halten. Mit aller Klarheit sagt er von den vom höchsten Gott erschaffenen Göttern aus, daß sie unsterbliche Leiber hätten, und läßt er ihnen durch Gott selbst, der sie Band 16, S. 712erschaffen, als eine große Wohltat verheißen, daß sie auf ewig im Besitze ihrer Körper bleiben und von ihnen durch keinen Tod getrennt würden. Also nur um dem christlichen Glauben eins zu versetzen, stellen sich jene Philosophen, als wüßten sie nicht, was ihnen doch bekannt ist, setzen sich sogar lieber in Widerspruch mit sich selbst, wenn sie nur in ihrem Widerspruch gegen uns beharren können. Ja Platos Worte sind es, wie Cicero sie ins Latein übersetzt hat, und also läßt er den höchsten Gott sich an die Götter, die er geschaffen, wenden und ihn sprechen: „Ihr, die ihr aus Göttersaat entsprossen seid, vernehmet: Die Werke, deren Urheber und Bewirker ich bin, die sind unauflöslich, wenn ich's so will, mag schon alles Zusammengesetzte trennbar sein; aber gut ist es mit nichten, voneinander trennen zu wollen, was vernunftgemäß verbunden ist. Jedoch, weil ihr entstanden seid, so könnt ihr nun freilich nicht unsterblich und unauflöslich sein; damit ihr aber gleichwohl nicht der Auflösung verfallet, so soll euch kein Todesgeschick dahinraffen, keines mächtiger sein als mein Ratschluß, der ein stärkeres Band ist zu eurer Verbeständigung, als die Bande, mit denen ihr «bei eurer Zeugung» verbunden worden seid“. Sieh' da, Plato nennt die Götter sterblich zufolge der Verbindung von Leib und Seele, doch unsterblich nach dem Willen und Ratschluß Gottes, von dem sie erschaffen worden sind. Wäre es also eine Strafe für die Seele, nur überhaupt mit einem Leibe verbunden zu sein, wie würde dann Gott sie in einer eigenen Anrede ihrer Unsterblichkeit versichern, was doch voraussetzt, daß sie besorgt sind, sie möchten sterben, d. i. vom Leibe sich trennen müssen? sie versichern nicht auf Grund ihrer Natur, die nun einmal zusammengesetzt und nicht einfach ist, sondern auf Grund seines allsieghaften Willens, durch den er Macht hat zu bewirken, daß auch Entstandenes nicht vergeht und Verbundenes sich nicht löse, sondern unvergänglich fortdauere?

Eine andere Frage ist es freilich, ob das wirklich so ist, was hier Plato von den Gestirnen sagt. Man braucht ihm nicht ohne weiteres zuzugeben, daß die Lichtkugeln oder Lichtscheiben, die mit körperhaftem Band 16, S. 713Licht über die Erde hin leuchten bei Tag oder Nacht, aus einer Art eigener Seelen, noch dazu vernünftiger und glückseliger, ihr Leben haben, was Plato in gleicher Weise von der gesamten Welt als einem großen Lebewesen, das alle übrigen Lebewesen in sich schließe, mit aller Bestimmtheit versichert. Doch, wie gesagt, das ist eine andere Frage und sie steht jetzt nicht zur Erörterung. Ich habe die Ansicht Platos nur herangezogen zur Abwehr gegen die, die ihren Ruhm darin suchen, Platoniker zu heißen oder zu sein und, stolz auf diesen Namen, Christen zu sein sich schämen aus Besorgnis, es möchte diese Bezeichnung, wenn sie sie mit dem gemeinen Volke teilen, den Philosophenmantel verächtlich machen, den diese Handvoll Leute mit einem Hochmut trägt, der zu ihrer Zahl in umgekehrtem Verhältnis steht. Immer auf der Suche, was sie an der christlichen Lehre aussetzen könnten, stöbern sie die ewige Dauer des Leibes auf und formen einen künstlichen Gegensatz daraus, daß wir für die Seele einerseits Glückseligkeit anstreben und sie andrerseits stets im Leibe wissen wollen, der für sie eine lästige Fessel bedeute, während doch ihr Stifter und Meister Plato es als ein Gnadengeschenk des höchsten Gottes an die von ihm erschaffenen Götter hinstellt, daß sie nie sterben, d. h. von den Leibern, mit denen er sie verband, nie getrennt werden sollen.


  1. Oben XI 16 am Anfang. ↩

  2. Weish. 9, 15. ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
De civitate Dei (CCSL)
Übersetzungen dieses Werks
La cité de dieu vergleichen
The City of God vergleichen
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
The City of God - Translator's Preface

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung