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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XI: De scaenicis apud Graecos in reipublicae administrationem receptis, eo quod placatores deorum iniuste ab hominibus spernerentur.

Ad hanc conuenientiam pertinet, quod etiam scaenicos actores earundem fabularum non paruo ciuitatis honore dignos existimarunt, siquidem, quod in eo quoque de republica libro commemoratur, Aeschines Atheniensis, uir eloquentissimus, cum adulescens tragoedias actitauisset, rempublicam capessiuit et Aristodemum, tragicum item actorem, maximis de rebus pacis ac belli legatum ad Philippum Athenienses saepe miserunt. non enim consentaneum putabatur, cum easdem artes eosdemque scaenicos ludos etiam dis suis acceptos uiderent, illos, per quos agerentur, infamium loco ac numero deputare. haec Graeci turpiter quidem, sed sane dis suis omnino congruenter, qui nec uitam ciuium lacerandam linguis poetarum et histrionum subtrahere ausi sunt, a quibus cernebant deorum uitam eisdem ipsis dis uolentibus et libentibus carpi, et ipsos homines, per quos ista in theatris agebantur, quae numinibus quibus subditi erant grata esse cognouerant, non solum minime spernendos in ciuitate, uerum etiam maxime honorandos putarunt. quid enim causae reperire possent, cur sacerdotes honorarent, quia per eos uictimas dis acceptabiles offerebant, et scaenicos probrosos haberent, per quos illam uoluptatem siue honorem dis exhiberi petentibus et, nisi fieret, irascentibus eorum admonitione didicerant? cum praesertim Labeo, quem huiuscemodi rerum peritissimum praedicant, numina bona a numinibus malis ista etiam cultus diuersitate distinguat, ut malos deos propitiari caedibus et tristibus supplicationibus adserat, bonos autem obsequiis laetis atque iucundis, qualia sunt, ut ipse ait, ludi conuiuia lectisternia. quod totum quale sit, postea, si deus iuuerit, diligentius disseremus. nunc ad rem praesentem quod adtinet, siue omnibus omnia tamquam bonis permixte tribuantur - neque enim esse decet deos malos, cum potius isti, quia inmundi sunt spiritus, omnes sint mali - siue certa discretione, sicut Labeoni uisum est, illis illa, istis ista distribuantur obsequia, conpetentissime Graeci utrosque honori ducunt, et sacerdotes, per quos uictimae ministrantur, et scaenicos, per quos ludi exhibentur, ne uel omnibus dis suis, si et ludi omnibus grati sunt, uel, quod est indignius, his, quos bonos putant, si ludi ab eis solis amantur, facere conuincantur iniuriam.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

11. Die Griechen haben die Schauspieler zur Verwaltung des Staatswesens zugelassen, weil es unbillig sei, daß sie, die die Götter versöhnen, von den Menschen verachtet werden.

Aus demselben Gefühl für Schicklichkeit heraus haben sie auch die Schauspieler dieser Fabeln nicht geringer Ehre von Seiten des Staates für würdig erachtet; wie nämlich in demselben Buche über den Staat berichtet wird1, widmete sich der Athener Aeschines, ein sehr beredter Mann, nachdem er in der Jugend Tragödien gemimt hatte, der politischen Laufbahn, und einen andern Tragödienspieler, Aristodemus mit Namen, ordneten die Athener oft in hochwichtigen Angelegenheiten des Friedens und des Krieges als Gesandten an Philippus ab. Denn es schien ihnen ungereimt, da diese Künste und diese Schauspiele, wie sie sahen, sogar ihren Göttern angenehm seien, die Akteure zu den Ehrlosen zu zählen. So hielten es die Griechen, schändlich allerdings, aber völlig im Sinne ihrer Götter: sie wagten es nicht, den Lebenswandel ihrer Bürger vor der Herabwürdigung durch Dichter und Schauspieler sicher zu stellen, da sie sahen, daß von diesen ja auch der Wandel der Götter, und zwar unter freudiger Zustimmung der Götter selbst heruntergezogen werde; und sie erachteten die Leute, die das, was nach ihrer Überzeugung Band 1, S. 93den Gottheiten angenehm war, in den Theatern mimten, nicht bloß durchaus nicht für verächtliche Glieder das Staatswesens, sondern im Gegenteil für würdig der größten Ehren. Warum hätten sie auch zwar die Priester, durch deren Hand sie die den Göttern gefälligen Opfer darbrachten, ehren, dagegen die Schauspieler für. unehrlich halten sollen, durch die sie dieses Vergnügen, das die Götter als Ehrenerweisung forderten und über dessen Vorenthaltung sie gezürnt hätten, auf Anmahnung der Götter hin kennen lernten? zumal da Labeo2, den sie als den besten Kenner in diesen Dingen rühmen, die guten Gottheiten von den bösen auch durch die Art der Verehrung in der Weise unterscheidet, daß er die bösen durch blutige Opfer und düsteren Gebetsdienst günstig gestimmt werden läßt, die guten dagegen durch heitere und fröhliche Feiern, zum Beispiel, wie er selbst sagt, durch Spiele, Gastmähler, Polsterfeste3. Was es mit all dem für eine Bewandtnis hat, werden wir mit Gottes Beistand später erörtern. Ob nun auch allen Göttern als guten Göttern alle diese Arten von Verehrung unterschiedslos zugewendet werden (denn es soll doch keine bösen Götter geben, obwohl vielmehr alle böse sind, weil sie unreine Geister sind), oder ob, wie Labeo meinte, mit Unterschied den einen diese, den andern jene Feiern zukommen, jedenfalls haben in der vorwürfigen Frage die Griechen völlig zutreffend geurteilt, indem sie sowohl die Priester, die den Opferdienst versehen, als auch die Schauspieler, die die Spiele aufführen, für ehrenwert erachten, damit sie nicht allen ihren Göttern, falls die Spiele allen genehm sind, oder, was noch unpassender wäre, den vermeintlich guten Göttern, falls die Spiele diesen allein zusagen, offenbares Unrecht täten.


  1. Cic. de republ. 4, 11. ↩

  2. Q. Antistius Labeo, ein berühmter Jurist der augusteischen Zeit und ein tüchtiger Kenner des Altertums. ↩

  3. Göttermähler, bei denen „die Bildnisse der Götter auf Polster gelegt und ihnen Speisen vorgesetzt wurden“. ↩

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