Edition
ausblenden
De civitate Dei (CCSL)
Caput XLIV: Quid intellegendum sit de Nineuitarum excidio, cuius denuntiatio in Hebraeo quadraginta dierum spatio tenditur, in septuaginta autem tridui breuitate concluditur.
Sed ait aliquis: quomodo sciam quid Ionas propheta dixerit Nineuitis, utrum: triduum, et Nineue euertetur, an: quadraginta dies? quis enim non uideat non potuisse utrumque tunc dici a propheta, qui missus fuerat terrere comminatione inminentis exitii ciuitatem? cui si tertio die fuerat futurus interitus, non utique quadragensimo die; si autem quadragensimo, non utique tertio. si ergo a me quaeritur, quid horum Ionas dixerit, hoc puto potius quod legitur in Hebraeo: quadraginta dies, et Nineue euertetur. septuaginta quinque longe posterius interpretati aliud dicere potuerunt, quod tamen ad rem pertineret et in unum eundem que sensum, quamuis sub altera significatione, concurreret, admoneretque lectorem utraque auctoritate non spreta ab historia sese adtollere ad ea requirenda, propter quae significanda historia ipsa conscripta est. gesta sunt quippe illa in Nineue ciuitate, sed aliquid etiam significauerunt, quod modum illius ciuitatis excedat; sicut gestum est, quod ipse propheta in uentre ceti triduo fuit, et tamen alium significauit in profundo inferni triduo futurum, qui dominus est omnium prophetarum. quapropter si per illam ciuitatem recte accipitur ecclesia gentium prophetice figurata, euersa scilicet per paenitentiam, ut qualis fuerat iam non esset, hoc quoniam per Christum factum est in ecclesia gentium, cuius illa Nineue figuram gerebat, siue per quadraginta dies siue per triduum idem ipse significatus est Christus; per quadraginta scilicet, quia tot dies peregit cum discipulis suis post resurrectionem et adscendit in caelum; per triduum uero, quia die tertio resurrexit; tamquam lectorem nihil aliud quam historiae rerum gestarum inhaerere cupientem de somno excitauerint septuaginta interpretes idemque prophetae ad perscrutandam altitudinem prophetiae et quodammodo dixerint:in quadraginta diebus ipsum quaere, in quo et triduum potueris inuenire; illud in adscensione, hoc in eius resurrectione reperies. propter quod utroque numero significari conuenientissime potuit, quorum unum per Ionam prophetam, alterum per septuaginta interpretum prophetiam, tamen unus atque idem spiritus dixit. longitudinem fugio, ut non haec per multa demonstrem, in quibus ab Hebraica ueritate putantur septuaginta interpretes discrepare et bene intellecti inueniuntur esse concordes. unde etiam ego pro meo modulo uestigia sequens apostolorum, quia et ipsi ex utriusque, id est ex Hebraeis et ex septuaginta, testimonia prophetica posuerunt, utraque auctoritate utendum putaui, quoniam utraque una atque diuina est. sed iam quae restant, ut possumus, exsequamur.
Übersetzung
ausblenden
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
44. Die Schwierigkeit, die sich aus der Unstimmigkeit zwischen dem hebräischen Text und der Septuaginta bezüglich der Frist für den Untergang von Ninive ergibt, die der hebräische Text auf vierzig Tage, die Septuaginta auf nur drei Tage sich erstrecken läßt.
Da könnte man freilich sagen: Was hat nun eigentlich der Prophet Jonas den Niniviten angekündigt? Hat er gesagt: „Drei Tage noch, und Ninive wird zugrunde gehen“1, oder hat er gesagt: „Vierzig Tage noch“? Band 28, S. 1121Beides zumal kann der Prophet offenbar nicht gesagt haben, der eigens ausgesandt war, die Stadt zu schrecken durch die Drohung mit dem bevorstehenden Untergang. Sollte ihr Untergang am dritten Tag eintreten, so eben nicht am vierzigsten; und wenn am vierzigsten, so eben nicht am dritten. Nun gut, wenn man mit der Frage an mich kommt, ob Jonas so oder so gesagt hat, so würde ich mich eher für den hebräischen Text entscheiden, der die Lesart hat: „Vierzig Tage, und Ninive wird zugrunde gehen.“ Die viel späteren siebzig Übersetzer konnten mit ihrer abweichenden Angabe etwas anderes sagen wollen, was gleichwohl zur Sache gehört und auf den gleichen Sinn, wenn auch unter einem anderen Bild, hinausläuft und den Leser mahnt, keine der beiden Autoritäten zu verachten und sich von dem geschichtlichen Inhalt aus zur Erforschung dessen zu erheben, was der geschichtliche Vorgang bedeutet und seine Aufzeichnung bezweckt. Diese Begebenheiten haben sich ja in Ninive zwar wirklich zugetragen, aber sie haben auch etwas zu sinnbilden gehabt, was nicht in die vier Mauern dieser Stadt gebannt ist; gerade so wie sich der Prophet wirklich drei Tage im Bauche eines Ungeheuers befand und doch damit auf einen anderen hinwies, der sich in der Tiefe der Unterwelt drei Tage aufhalten sollte, auf den Herrn der Propheten. Nun sieht man mit Recht unter jener Stadt die Heidenkirche in prophetischer Weise vorgebildet, wie sie von Grund aus umgekehrt worden ist durch die Buße, so daß sie nicht mehr ist, was sie war; und weil diese Umkehr durch Christus bewirkt worden ist in der Heidenkirche, deren Sinnbild Ninive war, so ist es immer ein und derselbe Christus, der durch die Zahl der Tage bezeichnet wird, ob man von drei oder von vierzig Tagen spricht; mit den vierzig Tagen ist er gemeint, weil er diese Zahl von Tagen nach seiner Auferstehung und bis zur Himmelfahrt mit den Jüngern zubrachte, und mit den drei Tagen, weil er am dritten Tag auferstanden ist; es ist, wie wenn die siebzig Übersetzer und zugleich Propheten den Leser, der nur an dem geschichtlichen Verlauf der Begebenheit hängen bleiben möchte, vom Schlaf aufrüttelten zur Erforschung einer verborgenen Weissagung und ihm gleichsam Band 28, S. 1122zuriefen: „Suche hinter den vierzig Tagen einen, in welchem du auch die drei Tage zu entdecken vermagst; die eine Zeitspanne wirst du in seiner Auffahrt, die andere in seiner Auferstehung finden.“ Sonach konnte Christus, da beide Zahlen vortrefflich auf ihn passen, mit jeder davon angedeutet werden, und die eine ist durch den Propheten Jonas, die andere durch die Prophetie der siebzig Übersetzer, jedoch hier wie dort von ein und demselben Geiste angegeben worden. Ich muß alle Weitläufigkeiten meiden; sonst könnte ich zum Beweis dafür noch viele Fälle anführen, in denen die siebzig Übersetzer, wie man meint, vom hebräischen Text abweichen, während sie sich, richtig verstanden, in Übereinstimmung damit darstellen. Darum habe auch ich, in aller Bescheidenheit den Fußtapfen der Apostel folgend, die ja auch aus beiden Textüberlieferungen, aus der der Juden und aus der der Septuaginta, prophetische Zeugnisse angeführt haben, die eine wie die andere Autorität heranziehen zu dürfen geglaubt, weil es bei beiden ein und dieselbe und die göttliche ist. Doch nun weiter, zu dem, was noch zu erledigen ist.
-
Jon. 3, 4. ↩