• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

Edition ausblenden
De civitate Dei (CCSL)

Caput VIII: Quod amicitia bonorum secura esse non possit, dum a periculis, quae in hac uita sunt, trepidari necesse est.

Si autem non contingat quaedam ignorantia similis dementiae, quae tamen in huius uitae misera condicione saepe contingit, ut credatur uel amicus esse, qui inimicus est, uel inimicus, qui amicus est: quid nos consolatur in hac humana societate erroribus aerumnisque plenissima nisi fides non ficta et mutua dilectio uerorum et bonorum amicorum? quos quanto plures et in locis pluribus habemus, tanto longius latiusque metuimus, ne quid eis contingat mali de tantis malorum aggeribus huius saeculi. non enim tantummodo solliciti sumus, ne fame, ne bellis, ne morbis, ne captiuitatibus adfligantur, ne in eadem seruitute talia patiantur, qualia nec cogitare sufficimus; uerum etiam, ubi timor est multo amarior, ne in perfidiam malitiam nequitiamque mutentur. et quando ista contingunt - tanto utique plura, quanto illi sunt plures - et in nostram notitiam perferuntur, quibus cor nostrum flagris uratur, quis potest, nisi qui talia sentit, aduertere? mortuos quippe audire mallemus, quamuis et hoc sine dolore non possimus audire. quorum enim nos uita propter amicitiae solacia delectabat, unde fieri potest, ut eorum mors nullam nobis ingerat maestitudinem? quam qui prohibet, prohibeat, si potest, amica conloquia, interdicat amicalem uel intercidat adfectum, humanarum omnium necessitudinum uincula mentis inmiti stupore disrumpat aut sic eis utendum censeat, ut nulla ex eis animum dulcedo perfundat. quod si fieri nullo modo potest, etiam hoc quo pacto futurum est, ut eius nobis amara mors non sit, cuius dulcis est uita? hinc enim est et luctus quoddam non inhumani cordis quasi uulnus aut ulcus, cui sanando adhibentur officiosae consolationes. non enim propterea non est quod sanetur, quoniam quanto est animus melior, tanto in eo citius faciliusque sanatur. cum igitur etiam de carissimorum mortibus, maxime quorum sunt humanae societati officia necessaria, nunc mitius, nunc asperius adfligatur uita mortalium, mortuos tamen eos, quos diligimus, quam uel a fide uel a bonis moribus lapsos, hoc est in ipsa anima mortuos, audire seu uidere mallemus. qua ingenti materia malorum plena est terra, propter quod scriptum est. numquid non tentatio est uita humana super terram? et propter quod ipse dominus ait: uae mundo ab scandalis, et iterum: quoniam abundauit, inquit, iniquitas, refrigescet caritas multorum. ex quo fit, ut bonis amicis mortuis gratulemur et, cum mors eorum nos contristet, ipsa nos certius consoletur, quoniam caruerunt malis, quibus in hac uita etiam boni homines uel conteruntur uel deprauantur uel in utroque periclitantur.

Übersetzung ausblenden
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

8. Die Freundschaft mit Guten erfreut sich nie der Sicherheit, so lang man vor den Gefahren des gegenwärtigen Lebens zittern muß.

Doch es mag einmal in der Freundschaft jene leidige, an Wahnwitz grenzende Unkenntnis ausgeschaltet sein, die immerhin oft genug obwaltet bei der Jämmerlichkeit der irdischen Zustände, ich meine die Unkenntnis, wonach man einen Feind für seinen Freund hält oder einen Freund für seinen Feind: nichts Trostreicheres im menschlichen Gemeinschaftsleben, das von Irrtümern und Drangsalen auf Schritt und Tritt verfolgt ist, als die ungeheuchelte Treue und gegenseitige Liebe unter wahren und guten Freunden. Allein je mehr wir deren haben und auf je mehr Orte sie sich verteilen, um so weiter und breiter erstreckt sich unsere Sorge, es möchte ihnen bei der Unmasse des Übels in der Welt ein Unheil zustoßen. Unsere Besorgnis beschränkt sich dabei ja Band 28, S. 1173nicht auf Heimsuchungen, die ihnen widerfahren können, wie Hungersnot, Kriegsgefahr, Krankheiten, Gefangenschaft und eine Behandlung in der Sklaverei, schlimmer als wir sie auch nur auszudenken vermögen; sie geht vielmehr — und das ist noch die bitterste Furcht — auch darauf, sie möchten in Unglauben, Schlechtigkeit und Liederlichkeit verfallen. Und wenn so etwas eintritt [natürlich um so häufiger, je mehr ihrer sind]und zu unserer Kenntnis gelangt, so werden unserem Herzen dadurch brennende Wunden geschlagen, so brennend, daß nur der einen Begriff davon hat, der es erlebt hat. Lieber noch wollten wir die Todesnachricht entgegennehmen; und doch könnten wir auch sie nur mit großer Betrübnis vernehmen. Denn ist uns ihr Leben teuer wegen des Trostes, den wir aus ihrer Freundschaft schöpften, so muß uns ihr Tod naturgemäß Betrübnis bereiten. Wer sie verwehrt, der verwehre doch gleich auch, wenn er kann, die traulichen Freundesgespräche, er untersage oder unterbinde die freundschaftliche Zuneigung und zerreiße in roher Unempfindlichkeit alle geistigen Bande menschlicher Beziehungen oder verbanne daraus alles Überströmen geistiger Annehmlichkeit. Wenn das nun einmal nicht geht, so wird es ebensowenig möglich sein, dem Tod eines Menschen, dessen Leben uns süß war, die Bitterkeit für uns zu benehmen. Daher ja auch die Trauer, für ein menschlich fühlendes Herz eine Art Wunde und Beule, zu deren Heilung die herkömmlichen Teilnahmsbezeigungen dienen. Und wenn auch die Wunde um so schneller und leichter heilt, je besser die geistige Verfassung ist, so ist doch eben eine Wunde vorhanden. So unzweifelhaft also durch den Tod heißgeliebter Menschen, vorab solcher, deren Dienste für eine menschliche Gemeinschaft notwendig sind, das Leben der Sterblichen bald gelinder, bald härter betroffen wird, so wollten wir doch Menschen, die uns teuer sind, lieber noch tot wissen als abgefallen vom Glauben oder vom guten Wandel und so tot der Seele nach. Und Zündstoff der Schlechtigkeit findet sich überall auf Erden in ungeheuren Mengen; deshalb heißt es ja1: „Ist Band 28, S. 1174nicht Versuchung das Leben des Menschen auf Erden?“ und sagt der Herr selbst2: „Wehe der Welt um der Ärgernisse willen“, und abermals3: „Weil die Ungerechtigkeit überhandgenommen hat, wird bei vielen die Liebe erkalten.“ So kommt es, daß wir im Tode guter Freunde noch ein Glück sehen und ihr Tod, obschon er uns betrübt, uns zugleich den sichersten Trost gewährt, da sie nun den Übeln überhoben sind, die im gegenwärtigen Leben auch die guten Menschen bedrücken oder verderben oder doch mit Bedrückung oder Verderbnis bedrohen.


  1. Job 7, 1 ↩

  2. Matth. 18, 7. ↩

  3. Ebd. 24, 12. ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
De civitate Dei (CCSL)
Übersetzungen dieses Werks
La cité de dieu vergleichen
The City of God vergleichen
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
The City of God - Translator's Preface

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung