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De civitate Dei (CCSL)
Caput XIV: De ordine ac lege siue terrena siue caelesti, per quam societati humanae etiam dominando consulitur, cui et consulendo seruitur.
Omnis igitur usus rerum temporalium refertur ad fructum pacis terrenae in terrena ciuitate; in caelesti autem ciuitate refertur ad fructum pacis aeternae. quapropter si inrationalia essemus animantia, nihil adpeteremus praeter ordinatam temperaturam partium corporis et requiem adpetitionum; nihil ergo praeter quietem carnis et copiam uoluptatum, ut pax corporis prodesset paci animae. si enim desit pax corporis, inpeditur etiam inrationalis animae pax, quia requiem adpetitionum consequi non potest. utrumque autem simul ei paci prodest, quam inter se habent anima et corpus, id est ordinatae uitae ac salutis. sic enim pacem corporis amare se ostendunt animantia, cum fugiunt dolorem, et pacem animae, cum propter explendas indigentias adpetitionum uoluptatem sequuntur: ita mortem fugiendo satis indicant, quantum diligant pacem, qua sibi conciliantur anima et corpus. sed quia homini rationalis anima inest, totum hoc, quod habet commune cum bestiis, subdit paci animae rationalis, ut mente aliquid contempletur et secundum hoc aliquid agat, ut sit ei ordinata cognitionis actionisque consensio, quam pacem rationalis animae dixeramus. ad hoc enim uelle debet nec dolore molestari nec desiderio perturbari nec morte dissolui, ut aliquid utile cognoscat et secundum eam cognitionem uitam moresque conponat. sed ne ipso studio cognitionis propter humanae mentis infirmitatem in pestem alicuius erroris incurrat, opus habet magisterio diuino, cui certus obtemperet, et adiutorio, ut liber obtemperet. et quoniam, quamdiu est in isto mortali corpore, peregrinatur a domino: ambulat per fidem, non per speciem; ac per hoc omnem pacem uel corporis uel animae uel simul corporis et animae refert ad illam pacem, quae homini mortali est cum inmortali deo, ut ei sit ordinata in fide sub aeterna lege oboedientia. iam uero quia duo praecipua praecepta, hoc est dilectionem dei et dilectionem proximi, docet magister deus, in quibus tria inuenit homo quae diligat, deum, se ipsum et proximum, atque ille in se diligendo non errat, qui deum diligit, consequens est, ut etiam proximo ad diligendum deum consulat, quem iubetur sicut se ipsum diligere - sic uxori, sic filiis, sic domesticis, sic ceteris quibus potuerit hominibus - , et ad hoc sibi a proximo, si forte indiget, consuli uelit; ac per hoc erit pacatus, quantum in ipso est, omni homini pace hominum, id est ordinata concordia, cuius hic ordo est, primum ut nulli noceat, deinde ut etiam prosit cui potuerit. primitus ergo inest ei suorum cura; ad eos quippe habet opportuniorem facilioremque aditum consulendi, uel naturae ordine uel ipsius societatis humanae. unde apostolus dicit: quisquis autem suis et maxime domesticis non prouidet, fidem denegat et est infideli deterior. hinc itaque etiam pax domestica oritur, id est ordinata imperandi oboediendique concordia cohabitantium. imperant enim, qui consulunt; sicut uir uxori, parentes filiis, domini seruis. oboediunt autem quibus consulitur; sicut mulieres maritis, filii parentibus, serui dominis. sed in domo iusti uiuentis ex fide et adhuc ab illa caelesti ciuitate peregrinantis etiam qui imperant seruiunt eis, quibus uidentur imperare. neque enim dominandi cupiditate imperant, sed officio consulendi, nec principandi superbia, sed prouidendi misericordia.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
14. Von der himmlisch-irdischen Gesetzesordnung, kraft deren man der menschlichen Gesellschaft auch durch Herrschen zu Hilfe kommt und durch solche Hilfe sich in ihren Dienst stellt.
Band 28, S. 1186Jeglicher Gebrauch der zeitlichen Dinge zielt also im irdischen Staat auf die Frucht des irdischen Friedens ab; im himmlischen Staat dagegen zielt er ab auf die Frucht des ewigen Friedens. Wären wir also vernunftlose Lebewesen, so würden wir weiter nichts anstreben als die geordnete Zusammenstimmung der Teile des Leibes und die Ruhe der Triebe; also weiter nichts als Ruhe des leiblichen Daseins und Gelegenheit zu Genüssen, damit der Friede des Leibes den Frieden der Seele fördere. Denn sowie der Friede des Leibes fehlt, wird auch der Friede der vernunftlosen Seele hintangehalten, weil sie die Ruhe der Triebe nicht gewinnen kann. Beides zumal aber, die Zusammenstimmung der Teile und die Ruhe der Triebe, dient dem Frieden, den Seele und Leib miteinander haben, d. i. dem Frieden des geordneten Lebens und Wohlergehens. Wie nämlich die Tiere ihre Liebe zum Frieden des Leibes bekunden, indem sie dem Schmerz aus dem Wege gehen, und ihre Liebe zum Frieden der Seele, indem sie zur Befriedigung der Forderungen ihrer Triebe dem Genuß nachgehen, so geben sie auch durch die Flucht vor dem Tode deutlich zu erkennen, wie sehr sie den Frieden lieben, durch den Seele und Leib zusammengehalten werden. Weil indes dem Menschen eine vernünftige Seele innewohnt, so ordnet er das Ganze, was er mit den Tieren gemein hat, dem Frieden der vernunftbegabten Seele unter, in der Weise, daß er die Dinge geistig beurteilt und danach sein Handeln einrichtet, so daß sich ihm die geordnete Übereinstimmung zwischen Erkenntnis und Betätigung ergibt, die wir als den Frieden der vernünftigen Seele bezeichnet haben. Denn zu dem Zweck muß er wünschen, von Schmerz nicht belästigt, von Verlangen nicht beunruhigt, vom Tode nicht aufgelöst zu werden, um zu erkennen, was Nutzen bringt, und dieser Erkenntnis gemäß Leben und Gebaren einzurichten. Damit er jedoch bei eben diesem Streben nach Erkenntnis nicht wegen der Schwachheit des menschlichen Geistes einem Band 28, S. 1187verderblichen Irrtum anheimfalle, bedarf er göttlicher Unterweisung, der er mit Sicherheit gehorchen kann, und göttlicher Hilfe, um die Freiheit des Gehorsams zu gewinnen. Und da der Mensch, so lang er in diesem sterblichen Leibe weilt, in der Fremde pilgert, fern vom Herrn, so wandelt er im Glauben, nicht im Schauen1, und demnach bezieht er jeglichen Frieden, sei es des Leibes oder der Seele oder beider zumal, auf jenen Frieden, der den sterblichen Menschen mit Gott dem Unsterblichen verbindet; er strebt also nach dem im Glauben betätigten Gehorsam gegen das ewige Gesetz. Weil nun aber der göttliche Lehrmeister zwei Hauptgebote aufstellt, nämlich die Liebe Gottes und die Liebe des Nächsten2, worin dem Menschen ein dreifacher Gegenstand der Liebe vorgehalten wird: Gott, er selbst und der Nächste, und weil in der Selbstliebe der auf dem rechten Wege ist, der Gott liebt, so folgt daraus, daß er auch dem Nächsten, den er ja lieben soll wie sich selbst, zur Gottesliebe behilflich ist [so der Ehefrau, so den Kindern, so den Hausgenossen, so den übrigen Menschen, so vielen er kann]und daß auch er, wenn er es etwa braucht, vom Nächsten diesen Liebesdienst erwartet; und demnach wird er im Frieden sein, soviel an ihm ist, mit jedermann, nach Art des Friedens unter den Menschen, nämlich in geordneter Eintracht, deren richtige Ordnung darin besteht, zunächst, daß man niemand schädige, weiterhin, daß man auch nütze, wem man kann. In erster Linie liegt ihm demnach die Sorge für die Seinigen am Herzen; denn ihnen behilflich zu sein, hat er besonders bequem und leicht Gelegenheit, sowohl auf Grund der natürlichen als auch der gesellschaftlichen Ordnung. In diesem Sinne sagt der Apostel3: „Wenn aber jemand für die Seinigen und zumal für seine Hausgenossen nicht Sorge trägt, verleugnet er den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“ Daraus entspringt also weiterhin der Hausfriede, d. i. die geordnete Eintracht der Angehörigen in bezug auf Befehlen Band 28, S. 1188und Gehorchen. Denn es befehlen die, die behilflich sind, wie der Mann seiner Frau, die Eltern ihren Kindern, die Herren ihren Sklaven. Und es gehorchen die, denen die Hilfe vermeint ist, wie die Frauen ihren Männern, die Kinder den Eltern, die Sklaven den Herren. Indes im Hause des Gerechten, der aus dem Glauben lebt und noch fern von jener himmlischen Stadt auf der Pilgerschaft ist, dienen auch die Befehlenden denen, welchen sie scheinbar befehlen. Sie befehlen ihnen ja nicht aus Herrschsucht4, sondern in dienstwilliger Beihilfe, nicht aus übermütigem Streben nach Vorrang, sondern aus erbarmender Fürsorge.