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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXIII: Contra opinionem eorum, qui dicunt nec diaboli nec hominum malorum perpetua futura supplicia.
Ac primum quaeri oportet atque cognosci, cur ecclesia ferre nequiuerit hominum disputationem diabolo etiam post maximas et diuturnissimas poenas purgationem uel indulgentiam pollicentem. neque enim tot sancti et sacris ueteribus ac nouis litteris eruditi mundationem et regni caelorum beatitudinem post qualiacumque et quantacumque supplicia qualibuscumque et quantiscumque angelis inuiderunt, sed potius uiderunt diuinam uacuari uel infirmari non posse sententiam, quam se dominus praenuntiauit in iudicio prolaturum atque dicturum: discedite a me, maledicti, in ignem aeternum, qui paratus est diabolo et angelis eius; sic quippe ostendit aeterno igne diabolum et angelos eius arsuros; et quod scriptum est in apocalypsi: diabolus, qui seducebat eos, missus est in stagnum ignis et sulphuris, quo et bestia et pseudopropheta; et cruciabuntur die ac nocte in saecula saeculorum. quod ibi dictum est aeternum, hic dictum est in saecula saeculorum, quibus uerbis nihil scriptura diuina significare consueuit, nisi quod finem non habet temporis. quamobrem prorsus nec alia causa nec iustior atque manifestior inueniri potest, cur uerissima pietate teneatur fixum et inmobile nullum regressum ad iustitiam uitamque sanctorum diabolum et angelos eius habituros, nisi quia scriptura, quae neminem fallit, dicit eis deum non pepercisse, et sic ab illo esse interim praedamnatos, ut carceribus caliginis inferi retrusi traderentur seruandi atque ultimo iudicio puniendi, quando eos aeternus ignis accipiet, ubi cruciabuntur in saecula saeculorum. quod si ita est, quomodo ab huius aeternitate poenae uel uniuersi uel quidam homines post quantumlibet temporis subtrahentur, ac non statim eneruabitur fides, qua creditur sempiternum daemonum futurum esse supplicium? si enim quibus dicetur: discedite a me, maledicti, in ignem aeternum, qui paratus est diabolo et angelis eius, uel uniuersi uel aliqui eorum non semper ibi erunt, quid causae est cur diabolus et angeli eius semper ibi futuri esse credantur? an forte dei sententia, quae in malos et angelos et homines proferetur, in angelos uera erit, in homines falsa? ita plane hoc erit, si non quod deus dixit, sed quod suspicantur homines plus ualebit. quod fieri quia non potest, non argumentari aduersus deum, sed diuino potius, dum tempus est, debent parere praecepto, qui sempiterno cupiunt carere supplicio. deinde quale est aeternum supplicium pro igne diuturni temporis existimare et uitam aeternam credere sine fine, cum Christus eodem ipso loco, in una eademque sententia dixerit utrumque conplexus: sic ibunt isti in supplicium aeternum, iusti autem in uitam aeternam? si utrumque aeternum, profecto aut utrumque cum fine diuturnum aut utrumque sine fine perpetuum debet intellegi. par pari enim relata sunt, hinc supplicium aeternum, inde uita aeterna. dicere autem in hoc uno eodemque sensu: uita aeterna sine fine erit, supplicium aeternum finem habebit multum absurdum est. unde, quia uita aeterna sanctorum sine fine erit, supplicium quoque aeternum quibus erit finem procul dubio non habebit.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
23. Widerlegung der Ansicht, daß die Strafpeinen weder für den Teufel noch für die schlechten Menschen ewig dauerten.
Und zwar müssen wir zuerst darüber uns klar werden, weshalb die Kirche die Annahme nicht dulden Band 28, S. 1355konnte, daß selbst dem Teufel, wenn auch erst nach sehr schweren und langwierigen Strafen, Läuterung oder Vergebung in Aussicht stehe. Es ist nämlich durchaus nicht etwa an dem, als hätten die Vertreter des Gegenteils, heilige und mit den alten und neuen Schriften wohl vertraute Männer in großer Zahl, die Reinigung und die Himmelsseligkeit irgendwelchen, noch so vielen Engeln nach irgendwelchen und beliebig großen Strafen mißgönnt, vielmehr stand ihnen klar vor Augen, daß der göttliche Urteilsspruch nicht entkräftet oder abgeschwächt werden dürfe, den der Herr nach seiner eigenen Vorhersage beim Gerichte fällen und aussprechen wird in den Worten1: „Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“ [damit sprach er ja offen aus, daß der Teufel und seine Engel in einem ewigen Feuer schmachten werden]; und ebensowenig die Weissagung der Geheimen Offenbarung2: „Der Teufel, der sie verführte, ward in den Feuer- und Schwefelpfuhl geworfen, und dahin auch das Tier und der falsche Prophet; da werden sie Tag und Nacht gepeinigt werden in die Weltzeiten der Weltzeiten.“ Wie dort „ewig“, so heißt es hier „in die Weltzeiten der Weltzeiten“3, womit die Heilige Schrift nur das zu bezeichnen pflegt, was der Zeit nach kein Ende nimmt. Man kann darum schlechterdings keinen anderen noch einen gerechteren und offener zutage liegenden Grund ausfindig machen, weshalb wahre Frömmigkeit unbedingt daran festhält, daß für den Teufel und seine Engel jede Rückkehr zur Gerechtigkeit und zum Leben der Heiligen ausgeschlossen ist, als das Zeugnis der Schrift, die niemanden irreführt; sie sagt4, Gott habe des Teufels und seiner Engel nicht geschont und sie seien von ihm einstweilen in der Weise vorverdammt worden, daß sie in finstere Höhlen der Unterwelt hinabgestoßen und dorthin zur Aufbewahrung bis zur Bestrafung durch das letzte Gericht übergeben wurden, wo alsdann das ewige Feuer sie in Empfang nehmen wird, Band 28, S. 1356in welchem sie in die Weltzeiten der Weltzeiten werden gepeinigt werden. Wenn nun dem so ist, so kann man auch die verdammten Menschen, sei es alle oder einen Teil davon, unmöglich ewigen Strafen, wenn auch nach noch so langer Zeit, entrissen denken, ohne daß sofort der Glaube dahinsinkt, daß die Pein der Dämonen ewig dauern wird. Wenn nämlich alle die oder auch nur einige von denen, an die das Wort ergeht: „Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“, nicht auf immer im ewigen Feuer sein werden, so fällt jeder Grund hinweg zu glauben, daß der Teufel und seine Engel auf immer darin sein werden. Oder wird etwa Gottes Urteilsspruch, der gleichmäßig über die Bösen, ob Engel oder Menschen, gefällt wird, an den Engeln sich bewahrheiten, an den Menschen sich falsch erweisen? So in der Tat wird es sein, wenn nicht Gotteswort, sondern Menschenwitz die Oberhand behält. Aber das ist ja nicht möglich, und so soll man, statt wider Gott die eigene Weisheit aufzurichten, lieber der göttlichen Anordnung, so lang es noch Zeit ist, sich fügen, will man nicht ewiger Pein anheimfallen. Und dann welche Folgerichtigkeit, die ewige Strafpein nur für ein lange währendes Feuer zu halten, das ewige Leben dagegen für endlos, da doch Christus an ein und derselben Stelle, in ein und demselben Ausspruch beides zusammenfassend gesagt hat5: „So werden diese eingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben“! Ist das eine wie das andere ewig, so muß ja selbstverständlich entweder beides zumal als langewährend, jedoch einmal ein Ende nehmend gelten oder ebenso beides zumal als immerwährend und nie ein Ende nehmend. Denn sie sind beide genau nebeneinander gestellt, ewige Pein einerseits, ewiges Leben anderseits. In ein und demselben Satz aber sagen: „Das ewige Leben wird ohne Ende dauern, die ewige Pein wird ein Ende nehmen“, das wäre doch zu widersinnig. Weil also das ewige Leben der Heiligen ohne Ende dauern wird, so wird ohne Zweifel auch die ewige Pein für die ihr Verfallenen kein Ende nehmen.