Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput I: De conditione angelorum et hominum.
Sicut in proximo libro superiore promisimus, iste huius totius operis ultimus disputationem de ciuitatis dei aeterna beatitudine continebit, quae non propter aetatis per multa saecula longitudinem tamen quandocumque finiendam aeternitatis nomen accepit, sed quemadmodum scriptum est in euangelio, regni eius non erit finis; nec ita ut aliis moriendo decedentibus, aliis succedentibus oriendo species in ea perpetuitatis appareat, sicut in arbore, quae perenni fronde uestitur, eadem uidetur uiriditas permanere, dum labentibus et cadentibus foliis subinde alia, quae nascuntur, faciem conseruant opacitatis; sed omnes in ea ciues inmortales erunt, adipiscentibus et hominibus, quod numquam sancti angeli perdiderunt. faciet hoc deus omnipotentissimus eius conditor. promisit enim nec mentiri potest, et quibus fidem hinc quoque faceret, multa sua et non promissa et promissa iam fecit. ipse est enim, qui in principio condidit mundum, plenum bonis omnibus uisibilibus atque intellegibilibus rebus, in quo nihil melius instituit quam spiritus, quibus intellegentiam dedit et suae contemplationis habiles capacesque sui praestitit atque una societate deuinxit, quam sanctam et supernam dicimus ciuitatem, in qua res, qua sustententur beatique sint, deus ipse illis est, tamquam uita uictusque communis; qui liberum arbitrium eidem intellectuali naturae tribuit tale, ut, si uellet deserere deum, beatitudinem scilicet suam, continuo miseria sequeretur; qui cum praesciret angelos quosdam per elationem, qua ipsi sibi ad beatam uitam sufficere uellent, tanti boni desertores futuros, non eis ademit hanc potestatem, potentius et melius esse iudicans etiam de malis bene facere quam mala esse non sinere. quae omnino nulla essent, nisi natura mutabilis, quamuis bona et a summo deo atque incommutabili bono, qui bona omnia condidit, instituta, peccando ea sibi ipsa fecisset; quo etiam peccato suo teste conuincitur bonam conditam se esse naturam. nisi enim magnum et ipsa, licet non aequale conditori, bonum esset, profecto desertio dei tamquam luminis sui malum eius esse non posset. nam sicut caecitas oculi uitium est et idem ipsum indicat ad lumen uidendum esse oculum creatum ac per hoc etiam ipso uitio suo excellentius ostenditur ceteris membris membrum capax luminis - non enim alia causa esset uitium eius carere lumine - , ita natura, quae fruebatur deo, optimam se institutam docet etiam ipso uitio, quo ideo misera est quia non fruitur deo; qui casum angelorum uoluntarium iustissima poena sempiternae infelicitatis obstrinxit atque in eo summo bono permanentibus ceteris, ut de sua sine fine permansione certi essent, tamquam ipsius praemium permansionis dedit. qui fecit hominem etiam ipsum rectum cum eodem libero arbitrio, terrenum quidem animal, sed caelo dignum, si suo cohaereret auctori, miseria similiter, si eum desereret, secutura, qualis naturae huiusmodi conueniret. quem similiter cum praeuaricatione legis dei per dei desertionem peccaturum esse praesciret, nec illi ademit liberi arbitrii potestatem, simul praeuidens, quid boni de malo eius esset ipse facturus: qui de mortali progenie merito iusteque damnata tantum populum gratia sua colligit, ut inde suppleat et instauret partem, quae lapsa est angelorum, ac sic illa dilecta et superna ciuitas non fraudetur suorum numero ciuium, quin etiam fortassis et uberiore laetetur.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
1. Die Lage der Engel und Menschen.
Band 28, S. 1383 Wie ich im vorigen Buch angekündigt habe, ist dieses letzte Buch des ganzen Werkes der ewigen Glückseligkeit des Gottesstaates gewidmet, den man als ewig bezeichnet nicht wegen einer viele Weltalter hindurch währenden Dauer, sondern in dem Sinne, wie es im Evangelium heißt1: „Sein Reich wird kein Ende nehmen.“ Auch wird seine ewige Dauer nicht darin bestehen, daß im steten Wechsel von Tod und Geburt lediglich der Schein ewiger Dauer hervorgerufen wird, wie bei einem stets belaubten Baume das grüne Blättergewand scheinbar dasselbe bleibt, indem beim Welken und Fallen der Blätter sofort neue nachkommen, die ihm das Ansehen dichter Belaubtheit erhalten; vielmehr werden alle Bürger in ihm unsterblich sein, da nun auch den Menschen die Gabe zuteil wird, die den heiligen Engeln nie abhanden gekommen ist. Das wird sein Gründer bewirken, dessen Allmacht ohne Grenzen ist. Denn er Band 28, S. 1384hat es verheißen, und er kann nicht lügen, und er hat an ihnen bereits reichlich genug seine Güte erwiesen, um auch hierfür Glauben zu erwecken, Wohltaten, die er verheißen, und solche, die er nicht verheißen hat.
Denn er ist es, der im Anfang die Welt erschaffen hat mit ihrer Fülle von lauter guten, sinnlichen und übersinnlichen Wesen; er ist es, der in ihr als das Vorzüglichste die Geister ins Dasein gerufen, die er mit der Gabe der Erkenntnis ausgestattet und zur Fähigkeit ihn zu betrachten und ihn zu fassen erhoben und zu einer einheitlichen Genossenschaft verbunden hat, zum heiligen und oberen Staate, wie wir sie nennen, worin Gott selbst für sie der Grund der Erhaltung und der Seligkeit ist als das Leben und die Nahrung für alle; er ist es, der dieser erkenntnisfähigen Natur wahlfreien Willen verliehen hat in der Weise, daß sie Gott, ihre Seligkeit, sollte verlassen können, wenn sie wollte, jedoch nicht, ohne daß die Unseligkeit auf dem Fuße folgte; er ist es, der trotz der Vorhersicht, daß eine Anzahl Engel durch eine Überhebung, in der sie sich selbst zu einem seligen Leben würden genügen wollen, von einem so großen Gute sich abkehren würden, ihnen doch die Macht dazu nicht benahm, urteilend, es sei machtvoller und besser, auch vom Übel Anlaß zum Vollbringen des Guten zu nehmen, als von vornherein kein Übel zuzulassen [und solches gäbe es dann nicht, wenn nicht die wandelbare, jedoch gute und vom höchsten Gott und unwandelbaren Gut, das alles Gute erschaffen hat, ins Leben gerufene Natur durch Sündigen sich selbst das Übel bereitet hätte, wobei auch die Sünde noch zur Zeugin ihrer anerschaffenen Gutheit wird2; denn wäre nicht auch sie, die Natur, ein großes, wenn auch dem Schöpfer nicht gleichstehendes Gut, so könnte der Abfall von Gott als ihrem Lichte überhaupt kein Übel für sie sein; wie die Blindheit ein Gebrechen des Auges ist und eben als solches nachdrucksam darauf hinweist, daß das Auge zum Sehen des Lichtes geschaffen ist, und wie demnach gerade durch sein Gebrechen das lichtempfängliche Organ als vorzüglicher erwiesen wird denn die übrigen Glieder Band 28, S. 1385— es wäre ja sonst für das Auge kein Gebrechen, der Sehkraft zu entbehren —, so zeigt auch die Natur, die im Genusse Gottes stand, ihre anerschaffene Vortrefflichkeit sogar durch ihr Verderben, das sie nur deshalb unselig macht, weil sie Gott nicht genießt]. Gott ist es, der an dem freiwilligen Fall der Engel die völlig gerechte Strafe ewiger Unseligkeit geknüpft und den übrigen, die in diesem höchsten Gute verharrten, als Lohn ihres Verharrens gewährt hat, daß sie ihres ewig dauernden Verharrens in ihm sicher seien; er ist es, der ebenso auch den Menschen aufrecht erschaffen hat mit dem nämlichen wahlfreien Willen, ein irdisches Leibeswesen zwar, jedoch wert des Himmels, wenn es seinem Schöpfer verbunden bliebe, während umgekehrt, wenn es von ihm abfiele, ebenfalls Unseligkeit die Folge sein sollte, eine solche, wie sie einer derartigen Natur entspräche [und auch vom Menschen wußte er voraus, daß er unter Übertretung des Gottesgebotes durch Abfall von Gott sündigen würde, ohne ihm doch deshalb die Macht zu wahlfreier Entscheidung des Willens zu benehmen, zugleich voraussehend, was er Gutes aus Anlaß seiner Bosheit schaffe]; er ist es, der aus dem mit Fug und Recht verdammten Geschlechte der Sterblichen durch seine Gnade ein Volk schart, groß genug, um die Lücke zu ergänzen und auszufüllen, die durch den Engelsfall entstanden ist, und die geliebte obere Stadt nicht Einbuße erleiden zu lassen an Bürgerzahl, vielleicht sogar mit einer noch größeren sie zu beglücken.