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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
7. Ist bei den irdischen Reichen Aufschwung und Niedergang auf die Hilfe der Götter und auf Entziehung dieser Hilfe zurückzuführen?
Wenn dieses Reich ohne Hilfe der Götter so mächtig und fürdauernd war, weshalb schreibt man dann die gewaltige Ausdehnung und die lange Dauer des römischen Reiches den römischen Göttern zu? Was immer nämlich dort der Grund der Erscheinung war, ist es auch hier. Wenn man aber jene Tatsache der Beihilfe der Götter zuschreiben will, so frage ich, welcher Götter? Denn die anderen Völker, die Ninus bezwang und unterwarf, verehrten dieselben Götter. Oder wenn die Assyrer eigene Götter hatten, erfahrenere Werkleute sozusagen in der Staatsbildung und Staatserhaltung, sind sie dann gestorben, als die Assyrer der Herrschaft verlustig gingen, oder zogen sie es wegen Lohnverweigerung oder wegen Verheißung eines größeren Lohnes vor, zu den Medern überzugehen und von da wieder zu den Persern, als Cyrus sie einlud und etwas verhieß, was ihnen besser paßte, einem Volk, das sich innerhalb gar nicht enger Gebiete des Orients, nachdem die räumlich so weit ausgedehnte Herrschaft des Macedoniers Alexander in kürzester Frist vorübergebraust war, bis zum heutigen Tage in seiner Herrschaft erhalten hat? Demnach wären die Götter entweder treulos, da sie die Ihrigen verlassen und zu den Feinden übergehen (was doch nicht einmal Camillus tat, nur ein Sterblicher, als er, der Bezwinger und Eroberer der feindseligsten Stadt, die Undankbarkeit Roms, für das er den Sieg erfochten, zu fühlen bekam und es dennoch nachmals, der Unbill vergessend, eingedenk der Pflicht gegen die Vaterstadt, vor den Galliern neuerdings rettete), oder sie wären nicht so mächtig, wie es Götter sein sollen, da sie durch menschliche Klugheit oder Kraft besiegt werden können; oder wenn, falls sie selbst mit einander Krieg führen, Band 1, S. 196zwar nicht die Götter von den Menschen, wohl aber Götter von anderen Göttern etwa besiegt werden, die Götter des einen Staates von denen des andern, so hätten eben auch sie Feindschaft mit einander, die sie auf sich nehmen für ihren Anhang. Demnach hätte der Staat nicht so fast die eigenen Götter verehren sollen als vielmehr fremde, damit diese den eigenen Göttern beistünden Was es übrigens auch für eine Bewandtnis haben mag mit diesen Göttern, ob sie die Überläufer spielen oder fliehen, ob sie auswandern oder im Kampfe erliegen, damals und in jenen Gebieten war der Name Christi noch nicht verkündigt, als diese Weltherrschaften unter ungeheuren kriegerischen Zusammenstößen verloren gingen und an andere Völker gelangten. Hätte nämlich damals, als nach mehr denn zwölfhundertjähriger Dauer das Reich den Assyrern abhanden kam, die christliche Religion bereits ein anderes, das ewige Reich verkündet und den gotteslästerlichen Kult der falschen Götter verhindert, so hätten ohne Zweifel törichte Leute dort gesagt, ihr Reich, das sich so lange erhielt, sei lediglich daran zugrunde gegangen, daß man ihre Religionen aufgegeben und die christliche angenommen habe. In solch törichten Äußerungen, wie sie wohl gefallen wären, mögen unsere Gegner ihre eigenen erkennen und sich der gleichen Klage schämen, wenn sie überhaupt noch Schamgefühl besitzen. Indes ist das römische Reich eigentlich nur schwer erschüttert, nicht an andere übergegangen, und das ist ihm auch in vorchristlichen Zeiten begegnet und es hat sich von solchen Erschütterungen wieder erholt; daran darf man auch jetzt nicht verzweifeln. Wer kann wissen, was Gott hierin beschlossen hat?
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput VII: An regna terrena inter profectus suos atque defectus deorum iuuentur uel deserantur auxilio.
Si nullo deorum adiutorio tam magnum hoc regnum et prolixum fuit, quare dis Romanis tribuitur Romanum regnum locis amplum temporibusque diuturnum? quaecumque enim causa est illa, eadem est etiam ista. si autem et illud deorum adiutorio tribuendum esse contendunt, quaero quorum. non enim aliae gentes, quas Ninus domuit et subegit, alios tunc colebant deos. aut si proprios habuerunt Assyrii, quasi peritiores fabros imperii construendi atque seruandi, numquidnam mortui sunt, quando et ipsi imperium perdiderunt, aut mercede non sibi reddita uel alia maiore promissa ad Medos transire maluerunt, atque inde rursus ad Persas Cyro inuitante et aliquid commodius pollicente? quae gens non angustis orientis finibus post Alexandri Macedonis regnum magnum locis, sed breuissimum tempore in suo regno adhuc usque perdurat. hoc si ita est, aut infideles di sunt, qui suos deserunt et ad hostes transeunt - quod nec homo fecit Camillus, quando uictor et expugnator aduersissimae ciuitatis Romam, cui uicerat, sensit ingratam, quam tamen postea oblitus iniuriae, memor patriae, a Gallis iterum liberauit - , aut non ita fortes sunt, ut deos esse fortes decet, qui possunt humanis uel consiliis uel uiribus uinci; aut si, cum inter se belligerant, non di ab hominibus, sed di ab aliis dis forte uincuntur, qui sunt quarumque proprii ciuitatum: habent ergo et ipsi inter se inimicitias, quas pro sua quisque parte suscipiunt. non itaque deos suos debuit colere ciuitas magis quam alios, a quibus adiuuarentur sui. postremo quoquo modo se habeat deorum iste uel transitus uel fuga, uel migratio uel in pugna defectio, nondum illis temporibus atque in illis terrarum partibus Christi nomen fuerat praedicatum, quando illa regna per ingentes clades bellicas amissa atque translata sunt. nam post mille ducentos et quod excurrit annos, quando regnum Assyriis ablatum est, si iam ibi Christiana religio aliud regnum praedicaret aeternum et deorum falsorum cultus sacrilegos inhiberet: quid aliud illius gentis uani homines dicerent, nisi regnum, quod tam diu conseruatum est, nulla alia causa nisi suis religionibus desertis et illa recepta perire potuisse? in qua uoce uanitatis, quae poterat esse, isti adtendant speculum suum, et similia conqueri, si ullus in eis pudor est, erubescant. quamquam Romanum imperium adflictum est potius quam mutatum, quod et aliis ante Christi nomen temporibus ei contigit, et ab illa est adflictione recreatum, quod nec istis temporibus desperandum est. quis enim de hac re nouit uoluntatem dei?