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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
2. Von der Gotteserkenntnis und deren alleiniger Vermittlung durch den Mittler zwischen Gott und Mensch, den Menschen Christus Jesus.
Band 16, S. 586Etwas Großes und höchst Seltenes ist es, sich im Fluge des Geistes über die gesamte körperliche und unkörperliche Schöpfung, die sich der Betrachtung und Erfahrung als wandelbar darstellt, zu erheben und bis zum unwandelbaren Wesen Gottes vorzudringen und dort aus ihm selbst inne zu werden, daß die ganze Natur, die nicht ist, was er ist, niemand als er gemacht hat. Denn dabei spricht Gott mit dem Menschen nicht durch ein körperliches und geschaffenes Mittel, den leiblichen Ohren vernehmlich durch Bewegung von Lufträumen zwischen dem Redenden und dem Hörenden, noch auch durch ein den Körpern ähnliches geistiges Gebilde, wie bei Träumen oder auf andere ähnliche Weise (denn auch bei dieser Art von Mitteilung spricht er sozusagen zu den leiblichen Ohren, weil er durch das Mittel eines Scheinkörpers spricht und gewissermaßen in körperlichen Raumabständen; denn solche Gesichte sind den körperhaften Gebilden sehr ähnlich), sondern er spricht da ausschließlich durch die Wahrheit, wofern einer fähig ist, mit dem Geiste zu hören, nicht mit dem Leibe. Denn diese Sprache wendet sich an den vorzüglicheren Bestandteil des Menschen, an jenen, worin Gott allein ihn übertrifft. Wenn nämlich der Mensch nach Gottes Ebenbild erschaffen ist, wie uns die Vernunft oder jedenfalls der Glaube ganz richtig sagt, so nähert er sich offenbar durch jenen Bestandteil der über ihm stehenden Gottheit an, mit dem er seine niederen, auch den Tieren gemeinsamen Bestandteile überragt. Weil jedoch der Geist seinerseits, dem von Natur aus Vernunft und Erkenntnis innewohnt, durch verfinsternde und alteingewurzelte Gebrechen geschwächt ist, so mußte er zuerst durch den Glauben belehrt und gereinigt werden; nur so vermag er dem unwandelbaren Licht genießend anzuhängen, ja auch nur es zu ertragen, um allmählich durch Erneuerung und Heilung solch großer Glückseligkeit fähig zu werden. Damit aber der Geist auf diesem Weg des Glaubens voll Zuversicht zur Band 16, S. 587Wahrheit hin sich bewege, so hat die Wahrheit selbst, Gott, der Sohn Gottes, indem er die Menschheit anzog, ohne die Gottheit auszuziehen, eben diesen Glauben festgesetzt und begründet, damit der Mensch zum Gott des Menschen einen Weg habe durch den Gottmenschen. Denn dieser ist „der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus“1. Gerade dadurch Mittler, daß er Mensch ist; dadurch auch der Weg. Wenn nämlich zwischen dem Strebenden und seinem Ziele ein Weg inmitten liegt, so besteht Hoffnung, das Ziel zu erreichen; fehlt aber ein solcher oder weiß man nicht, welcher einzuschlagen ist, was hilft es dann, das Ziel zu kennen?2Der einzige gegen alle Verirrungen völlig sichernde Weg ist darin gegeben, daß ein und derselbe zugleich Gott und Mensch ist: als Gott das Ziel, als Mensch der Weg.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput II: De cognoscendo deo, ad cuius notitiam nemo hominum peruenit, nisi per mediatorem dei et hominum, hominem Christum Iesum.
Magnum est et admodum rarum uniuersam creaturam corpoream et incorpoream consideratam conpertamque mutabilem intentione mentis excedere atque ad incommutabilem dei substantiam peruenire et illic discere ex ipso, quod cunctam naturam, quae non est quod ipse, non fecit nisi ipse. sic enim deus cum homine non per aliquam creaturam loquitur corporalem, corporalibus instrepens auribus, ut inter sonantem et audientem aeria spatia uerberentur, neque per eiusmodi spiritalem, quae corporum similitudinibus figuratur, sicut in somnis uel quo alio tali modo - nam et sic uelut corporis auribus loquitur, quia uelut per corpus loquitur et uelut interposito corporalium locorum interuallo; multum enim similia sunt talia uisa corporibus - , sed loquitur ipsa ueritate, si quis sit idoneus ad audiendum mente, non corpore. ad illud enim hominis ita loquitur, quod in homine ceteris, quibus homo constat, est melius, et quo ipse deus solus est melior. cum enim homo rectissime intellegatur uel, si hoc non potest, saltem credatur factus ad imaginem dei: profecto ea sui parte est propinquior superiori deo, qua superat inferiores suas, quas etiam cum pecoribus communes habet. sed quia ipsa mens, cui ratio et intellegentia naturaliter inest, uitiis quibusdam tenebrosis et ueteribus inualida est, non solum ad inhaerendum fruendo, uerum etiam ad perferendum incommutabile lumen, donec de die in diem renouata atque sanata fiat tantae felicitatis capax, fide primum fuerat inbuenda atque purganda. in qua ut fidentius ambularet ad ueritatem, ipsa ueritas, deus dei filius, homine adsumpto, non deo consumpto, eandem constituit et fundauit fidem, ut ad hominis deum iter esset homini per hominem deum. hic est enim mediator dei et hominum, homo Christus Iesus. per hoc enim mediator, per quod homo, per hoc et uia. quoniam si inter eum qui tendit et illud quo tendit uia media est, spes est perueniendi; si autem desit aut ignoretur qua eundum sit, quid prodest nosse quo eundum sit? sola est autem aduersus omnes errores uia munitissima, ut idem ipse sit deus et homo; quo itur deus, qua itur homo.