Traduction
Masquer
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
14. [13.]Über den ewigen Kreislauf der Weltzeiten, eine philosophische Anschauung (des Heraklit, der Pythagoreer und der Stoiker.), wonach in bestimmten Zeiträumen stets alles wieder auf den gleichen Stand und die gleiche Erscheinung zurückkehrt.
Diese Streitfrage glaubten die Weltweisen nicht anders lösen zu können und zu sollen, als durch die Aufstellung von Zeitumläufen, in denen sich in der Natur der Dinge ganz das gleiche stets erneuert und wiederholt habe und so auch in Zukunft ohne Aufhören ein Kreislauf der entstehenden und vergehenden Weltzeiten stattfinden werde; sei es, daß sich diese Umläufe an der Welt vollzögen, ohne deren Bestand zu unterbrechen, sei es, daß die Welt selbst auch in bestimmten Zwischenräumen entstehe und vergehe und immer wieder das gleiche darbiete als neu, was schon gewesen ist und sein wird. Nicht einmal die unsterbliche Seele, selbst wenn sie die Weisheit in sich aufgenommen hat, vermögen sie von diesem Spiel des Wechsels loszulösen; vielmehr schwankt sie ohne Unterlaß zwischen einer trügerischen Glückseligkeit und einer wirklichen Unseligkeit hin und her1. Denn von einer wahren Glückseligkeit kann doch nicht die Rede sein, wo die Zuversicht in die ewige Dauer des Glückes fehlt, indem die Seele in völliger Unerfahrenheit und im Widerspruch mit dem wahren Sachverhalt Band 16, S. 665die bevorstehende Unseligkeit nicht kennt oder sie kennt und darüber der Seligkeit nicht froh werden kann. Wenn sie aber aus dem Elend, ohne jemals mehr dahin zurückkehren zu sollen, in die Seligkeit eingeht, so tritt ja mit der Zeit etwas Neues ein, was in der Zeit kein Ende hat. Warum soll es dann mit der Welt nicht auch so sein können? warum nicht mit dem Menschen, der in der Welt erschaffen ist? So lassen sich in gesunder Lehre auf dem rechten und geraden Pfade die sonderbaren Umläufe vermeiden, auf die eine falsche und irreführende Weisheit geraten ist.
Auf diese Umläufe, die zum Gleichen zurückkehren und alles wieder auf den gleichen Stand bringen, beziehen manche (Anspielung auf Origenes.) auch die Stelle im Buch Salomons, genannt Ecclesiastes2: „Was ist das, was gewesen ist? Eben das, was wieder sein wird. Und was ist das, was geschehen ist? Eben das, was wieder geschehen wird. Und es gibt nichts Allneues unter der Sonne. Wer da sagen wollte und spräche: Sieh, das ist neu: es ist doch schon dagewesen in den Jahrhunderten, die vor uns waren“. Allein Salomon spricht hier entweder, im unmittelbaren Anschluß an das Vorangehende, von den gehenden und kommenden Geschlechtern, von den Umläufen der Sonne, von dem Strömen der Gewässer; oder überhaupt von den Arten aller entstehenden und vergehenden Dinge. Denn Menschen gab es vor uns, gibt es neben uns und wird es nach uns geben; und dasselbe gilt von allen beseelten Wesen und der gesamten Pflanzenwelt. Selbst auch ungeheuerliche Wesen, entstanden in Formen, die von den gewöhnlichen abweichen, sind doch, sofern sie im allgemeinen Wunderwesen und Ungeheuer sind, schon dagewesen und werden wieder auftreten und es ist nichts unerhört Neues, daß ein Ungeheuer ins Dasein trete unter der Sonne, mag auch im übrigen jedes für sich betrachtet von anderen sich unterscheiden und manches von ihnen, wie die Sage geht, nur einmal entstanden sein. Andere freilich haben diese Worte des Weisen so aufgefaßt, als habe er zu Band 16, S. 666verstehen geben wollen, daß sich in der Vorherbestimmung Gottes bereits alles vollzogen habe und es deshalb nichts Neues unter der Sonne gebe. Keinenfalls jedoch können wir ohne Verstoß gegen den rechten Glauben diese Worte Salomons auf die Umläufe beziehen, in denen sich nach Ansicht heidnischer Philosophen3 der gleiche Inhalt der Zeiten und der zeitlichen Dinge wiederholen soll, so daß also zum Beispiel, wie in jenem bestimmten Jahrhundert der Philosoph Plato in der Stadt Athen und in der Schule, die man die Akademie nennt, Schüler gelehrt hat, so nach Ablauf unzähliger weiterer Jahrhunderte in sehr langem, doch aber festbestimmtem zeitlichem Abstande derselbe Plato und dieselbe Stadt und dieselbe Schule und die gleichen Schüler aufs neue sich wiederholen und weiterhin in unzähligen Jahrhunderten sich wiederholen würden. Das, wie gesagt, dürfen wir ja nicht glauben. Denn einmal nur ist Christus gestorben für unsere Sünden; „auferstanden aber von den Toten, stirbt er nicht mehr und der Tod wird nicht mehr herrschen über ihn“4; und wir werden nach der Auferstehung „immerfort beim Herrn sein“5, zu dem wir nun nach Anweisung des heiligen Psalmes sprechen6: „Du, Herr, wirst uns retten und uns bewahren vor diesem Geschlecht in Ewigkeit“. Trefflich aber paßt, glaube ich, auf solche Leute, was folgt: „Im Kreise herum werden die Gottlosen wandeln“, nicht weil sich ihr Leben in den vermeintlichen Kreisläufen wiederholen wird, sondern weil der Irrtumspfad, auf dem sie sich befinden, die falsche Lehre, von solcher Art ist.
Traduction
Masquer
The City of God
Chapter 13.--Of the Revolution of the Ages, Which Some Philosophers Believe Will Bring All Things Round Again, After a Certain Fixed Cycle, to the Same Order and Form as at First.
This controversy some philosophers have seen no other approved means of solving than by introducing cycles of time, in which there should be a constant renewal and repetition of the order of nature; 1 and they have therefore asserted that these cycles will ceaselessly recur, one passing away and another coming, though they are not agreed as to whether one permanent world shall pass through all these cycles, or whether the world shall at fixed intervals die out, and be renewed so as to exhibit a recurrence of the same phenomena--the things which have been, and those which are to be, coinciding. And from this fantastic vicissitude they exempt not even the immortal soul that has attained wisdom, consigning it to a ceaseless transmigration between delusive blessedness and real misery. For how can that be truly called blessed which has no assurance of being so eternally, and is either in ignorance of the truth, and blind to the misery that is approaching, or, knowing it, is in misery and fear? Or if it passes to bliss, and leaves miseries forever, then there happens in time a new thing which time shall not end. Why not, then, the world also? Why may not man, too, be a similar thing? So that, by following the straight path of sound doctrine, we escape, I know not what circuitous paths, discovered by deceiving and deceived sages.
Some, too, in advocating these recurring cycles that restore all things to their original cite in favor of their supposition what Solomon says in the book of Ecclesiastes: "What is that which hath been? It is that which shall be. And what is that which is done? It is that which shall be done: and there is no new thing under the sun. Who can speak and say, See, this is new? It hath been already of old time, which was before us." 2 This he said either of those things of which he had just been speaking--the succession of generations, the orbit of the sun, the course of rivers,--or else of all kinds of creatures that are born and die. For men were before us, are with us, and shall be after us; and so all living things and all plants. Even monstrous and irregular productions, though differing from one another, and though some are reported as solitary instances, yet resemble one another generally, in so far as they are miraculous and monstrous, and, in this sense, have been, and shall be, and are no new and recent things under the sun. However, some would understand these words as meaning that in the predestination of God all things have already existed, and that thus there is no new thing under the sun. At all events, far be it from any true believer to suppose that by these words of Solomon those cycles are meant, in which, according to those philosophers, the same periods and events of time are repeated; as if, for example, the philosopher Plato, having taught in the school at Athens which is called the Academy, so, numberless ages before, at long but certain intervals, this same Plato and the same school, and the same disciples existed, and so also are to be repeated during the countless cycles that are yet to be,--far be it, I say, from us to believe this. For once Christ died for our sins; and, rising from the dead, He dieth no more. "Death hath no more dominion over Him; 3 and we ourselves after the resurrection shall be "ever with the Lord," 4 to whom we now say, as the sacred Psalmist dictates, "Thou shall keep us, O Lord, Thou shall preserve us from this generation." 5 And that too which follows, is, I think, appropriate enough: "The wicked walk in a circle," not because their life is to recur by means of these circles, which these philosophers imagine, but because the path in which their false doctrine now runs is circuitous.
-
Antoninus says (ii. 14): "All things from eternity are of like forms, and come round in a circle." Cf. also ix. 28, and the references to more ancient philosophical writers in Gataker's notes in these passages. ↩
-
Eccles. i. 9, 10. So Origen, de Prin. iii. 5, and ii. 3. ↩
-
Rom. vi. 9. ↩
-
1 Thess. iv. 16. ↩
-
Ps. xii. 7. ↩