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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

4. Warum bleibt der Tod, die Strafe der Sünde, denen nicht erspart, die von der Sünde befreit worden sind durch die Gnade der Wiedergeburt?

Wenn nun der leibliche Tod ebenfalls Strafe der Sünde ist, so mag man sich wundern, warum auch nur ihn zu erdulden haben die, deren Schuld durch die Gnade getilgt ist. Ich habe die Frage behandelt und gelöst in einem andern Werk, in dem Werk über die Kindertaufe11. Dort wurde ausgeführt, daß der Seele das Erleiden der Trennung vom Leibe trotz Hinwegnahme der Schuld deshalb noch vorbehalten bleibe, weil sonst, wenn die Unsterblichkeit des Leibes die unmittelbare Folge des Sakramentes der Wiedergeburt wäre, der Glaube entkräftet würde, der eben nur dann Glaube ist, wenn man in Hoffnung erwartet, was man in Wirklichkeit noch nicht schaut. Durch des Glaubens Kraft und Kampf aber sollte, wenigstens in den vorgerückteren Jahren, auch die Todesfurcht überwunden werden, was sich am glänzendsten bei den heiligen Märtyrern zeigte. Aller Sieg, aller Ruhm dieses Kampfes wäre dahin (da es ja selbst einen Kampf überhaupt nicht gäbe), wenn Band 16, S. 697nach dem Bad der Wiedergeburt die nun Geheiligten dem leiblichen Tod entrückt wären. Und gar den kleinen Täuflingen würde man in erster Linie deshalb die Gnade Christi zu sichern eilen, damit sie sich dem Leibe verbinde. Und so könnte sich der Glaube nicht an einer unsichtbaren Gabe erweisen, ja er wäre gar kein Glaube mehr, da er sofort Lohn für sein Werk suchte und hinnähme. Allein wie die Sache steht, ist die Strafe der Sünde umgekehrt in den Dienst der Gerechtigkeit gestellt worden durch eine noch größere und wunderbarere Gnade des Erlösers. Damals vernahm der Mensch: „Dem Tode bist du verfallen, wenn du sündigst“; der Märtyrer vernimmt: „Geh in den Tod, damit du nicht sündigst“. Damals hieß es: „Wenn ihr das Gebot übertretet, werdet ihr des Todes sterben“; jetzt heißt es: „Wenn ihr euch dem Tod entzieht, übertretet ihr das Gebot“. Was man damals so stark hätte fürchten sollen, daß man sich der Sünde enthielt, muß man jetzt auf sich nehmen, um der Sünde zu entgehen. So wandelt sich durch Gottes unaussprechliches Erbarmen selbst die Strafe der Sünden in Waffen der Tugend, und Verdienst des Gerechten wird, was über den Sünder als Strafe verhängt ward. Damals zog man sich das Sterben zu durch die Sünde, jetzt erfüllt man das Maß der Gerechtigkeit durch Sterben. In der Tat trifft das zu bei den heiligen Märtyrern, denen vom Verfolger nur die Wahl gelassen wird, vom Glauben abzufallen oder den Tod zu erleiden. Und die Gerechten ziehen es vor, um des Glaubens willen das zu erdulden, was die ersten Ungerechten um ihres Unglaubens willen erduldet haben. Hätten diese nicht gesündigt, so wären sie nicht gestorben, dagegen würden jene sündigen, wenn sie nicht stürben. Die einen sind also gestorben, weil sie gesündigt haben, die andern sündigen nicht, weil sie sterben. Durch die Schuld der einen geschah es, daß es zur Pein kam, durch die Pein der andern geschieht es, daß es nicht zur Schuld kommt; nicht als wäre der Tod, vorher ein Übel, in ein Gut verwandelt worden, sondern Gott hat dem Glauben die große Gnade verliehen, daß der Tod, der offenkundige Gegensatz des Lebens, zum Mittel wurde, ins Leben einzugehen.


  1. De peccatorum meritis ac remissione et de baptismo parvulorum, L. II c. 30-34. ↩

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De civitate Dei (CCSL)

Caput IV: Cur ab his, qui per gratiam regenerationis absoluti sunt a peccato, non auferatur mors, id est poena peccati.

Si quem uero mouet, cur uel ipsam patiantur, si et ipsa peccati poena est, quorum per gratiam reatus aboletur, iam ista quaestio in alio nostro opere, quod scripsimus de baptismo paruulorum, tractata ac soluta est; ubi dictum est ad hoc relinqui animae experimentum separationis a corpore, quamuis ablato iam criminis nexu, quoniam, si regenerationis sacramentum continuo sequeretur inmortalitas corporis, ipsa fides eneruaretur, quae tunc est fides, quando expectatur in spe, quod in re nondum uidetur. fidei autem robore atque certamine, in maioribus dumtaxat aetatibus, etiam mortis fuerat superandus timor, quod in sanctis martyribus maxime eminuit; cuius profecto certaminis esset nulla uictoria, nulla gloria - quia nec ipsum omnino posset esse certamen - , si post lauacrum regenerationis iam sancti non possent mortem perpeti corporalem. cum paruulis autem baptizandis quis non ad Christi gratiam propterea potius curreret, ne a corpore solueretur? atque ita non inuisibili praemio probaretur fides, sed iam nec fides esset, confestim sui operis quaerendo et sumendo mercedem. nunc uero maiore et mirabiliore gratia saluatoris in usus iustitiae peccati poena conuersa est. tunc enim dictum est homini: morieris, si peccaueris: nunc dicitur martyri: morere, ne pecces. tunc dictum est: si mandatum transgressi fueritis, morte moriemini; nunc dicitur: si mortem recusaueritis, mandatum transgrediemini. quod tunc timendum fuerat, ut non peccaretur, nunc suscipiendum est, ne peccetur. sic per ineffabilem dei misericordiam et ipsa poena uitiorum transit in arma uirtutis, et fit iusti meritum etiam supplicium peccatoris. tunc enim mors est adquisita peccando, nunc inpletur iustitia moriendo. uerum hoc in sanctis martyribus, quibus alterutrum a persecutore proponitur, ut aut deserant fidem aut sufferant mortem. iusti enim malunt credendo perpeti, quod sunt primi iniqui non credendo perpessi. nisi enim peccassent illi, non morerentur; peccabunt autem isti, nisi moriantur. mortui ergo sunt illi, quia peccauerunt; non peccant isti, quia moriuntur. factum est per illorum culpam, ut ueniretur in poenam; fit per istorum poenam, ne ueniatur in culpam; non quia mors bonum aliquod facta est, quae antea malum fuit; sed tantam deus fidei praestitit gratiam, ut mors, quam uitae constat esse contrariam, instrumentum fieret, per quod transiretur ad uitam.

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