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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

17. Wider die Lehre, daß irdische Leiber nicht unvergänglich und ewig sein könnten.

Sie behaupten weiterhin, irdische Leiber könnten nicht ewig sein, während sie doch daran festhalten, daß nichts Geringeres als die ganze Erde ein in der Mitte gelegenes1 und ewig dauerndes Glied ihres Gottes sei, zwar nicht des höchsten, aber doch eines großen, des Gottes dieser gesamten Welt. Jener höchste Gott hätte nämlich nach ihnen einen zweiten vermeintlichen Gott erschaffen, d. i. diese Welt, erhaben über die anderen Götter, die vielmehr unter ihm stehen, und diesen Band 16, S. 714zweiten Gott betrachten sie als ein beseeltes Wesen, dessen vernünftige oder erkenntnisfähige Seele in der ungeheuren Masse seines Leibes eingeschlossen sei; er habe als Glieder dieses seines Leibes, an ihrem Orte liegend und verteilt, die vier Elemente gebildet, deren Verbindung ihnen, da sonst dieser ihr großer Gott sterben müßte, als unauflöslich und ewig dauernd gilt. Wenn also am Leibe dieses größeren Lebewesens die Erde selbst als das mittlere Glied ewig ist, warum sollen dann die Leiber anderer Lebewesen auf Erden nicht auch ewig sein können, wofern Gott es will, wie er jenes will? Sie wenden ein, der Erde müsse die Erde zurückgegeben werden, aus der die irdischen Leiber der Lebewesen genommen sind; und darum müßten sich diese Leiber auflösen und absterben und auf solche Weise der sich gleich bleibenden und ewigen Erde, aus der sie genommen sind, zurückerstattet werden. Man darf nur diese Forderung auch auf das Feuer ausdehnen und sagen, alle Körper, die aus dem Feuer entnommen sind, um Lebewesen am Himmel zu bilden, müßten dem Gesamtfeuer zurückgegeben werden, so würde sofort die Unsterblichkeit, die Plato solchen Göttern (den Gestirnen, den Lebewesen am Himmel.) durch den Mund des höchsten Gottes verheißen läßt, an der unerbittlichen Logik in Stücke gehen. Oder tritt das bei den himmlischen Lebewesen deshalb nicht ein, weil Gott es nicht will, dessen Wille jeder Macht überlegen ist, wie Plato sagt? Warum sollte dann Gott dasselbe nicht auch bei irdischen Körpern bewirken können? Plato räumt ja Gott die Macht ein zu bewirken, daß Entstehendes nicht mehr vergehe und Gebundenes sich nicht löse und den Elementen Entnommenes nicht mehr zurückkehre und Seelen, die sich in Leibern befinden, diese nie; mehr verlassen, sondern mit ihnen Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit genießen; warum sollte Gott nicht auch Irdisches dem Tod überheben können? Reicht seine Macht nur so weit, als die Platoniker wollen, nicht so weit, als die Christen glauben? Natürlich, die Philosophen vermochten Gottes Ratschluß und Macht zu erkennen, die Propheten vermochten das Band 16, S. 715nicht! Und doch hat vielmehr im Gegenteil die Propheten Gottes der Geist Gottes angeleitet zur Offenbarung des göttlichen Willens, soviel er dessen zu offenbaren sich herabließ, während die Philosophen in der Erkenntnis des göttlichen Willens auf ihre eigenen Mutmaßungen angewiesen waren und damit in die Irre gingen.

Allerdings brauchten sie nicht so weit in die Irre zu gehen — denn hier handelt es sich nicht mehr bloß um Unwissenheit, sondern es spielt auch Starrsinn mit herein —, daß sie mit sich selbst in handgreiflichsten Widerspruch gerieten. Mit großem Aufwand von gelehrten Worten versichern sie, die Seele müsse, um glückselig sein zu können, nicht nur ihren irdischen Leib, sondern Leibliches jeder Art meiden2, und auf der andern Seite sagen sie, die Götter hätten vollkommen glückselige Seelen und gleichwohl mit ewigen Leibern verbundene, die himmlischen Götter mit Feuerleibern, während die Seele Jupiters, den sie als die Welt betrachten, eingeschlossen sei in gar allen körperhaften Elementen der ganzen Weltmasse, von der Erde bis hinauf zum Himmel. Denn nach Platos Meinung ergießt und erstreckt sich die Jupiter-Seele von der innersten Mitte der Erde, vom Zentrum, wie es die Geometrik nennt, über alle ihre Teile bis zu den höchsten Höhen und äußersten Grenzen des Himmels nach harmonischen Verhältnissen, so daß das Weltall das größte und glückseligste Lebewesen von ewiger Dauer ist, dessen Seele einerseits das vollkommene Glück der Weisheit festhalte, andrerseits ihren eigenen Leib nie verlasse, während der Leib dieses Weltalls einerseits auf ewig aus ihr Leben gewinne, andrerseits, obwohl nicht einfach, sondern zusammengefügt aus so vielen und großen Körpern, doch die Seele nicht zu beschweren und zu hemmen vermöge. Wenn ihnen also derlei Meinungen zulässig erscheinen, warum wollen sie nicht glauben, daß durch Gottes Willen und Macht irdische Leiber unsterblich werden können, so daß die Seelen in ihnen ewig und glückselig wohnen, durch keinen Tod von ihnen Band 16, S. 716getrennt, mit keiner Last von ihnen beschwert, da sie solches doch für möglich erklären bei ihren Göttern in Feuerleibern und bei Jupiter selbst, dem Götterkönig, in der Gesamtheit der körperlichen Elemente? Denn wenn die Seele, um glückselig zu sein, jeglichen Leib fliehen muß, so sollten diese Götter nur schleunigst ihre Gestirnkugeln verlassen und Jupiter aus Himmel und Erde weichen; können sie das nicht, so sollten sie für unselig erachtet werden. Aber weder das eine noch das andere paßt den Platonikern, sie wagen es nicht, ihren Göttern die Trennung vom Leibe zuzuschreiben, damit sie in ihnen nicht Sterbliche zu verehren den Anschein erwecken, und sie wagen ebensowenig von Aufhebung der Glückseligkeit bei ihnen zu sprechen, um nicht deren Unseligkeit eingestehen zu müssen. Es ist also durchaus nicht nötig, zur Erlangung der Glückseligkeit jegliche Art von Leib zu meiden, sondern nur einen vergänglichen, lästigen, beschwerlichen, dem Tode verfallenen; nicht den Leib, wie ihn die Güte Gottes den ersten Menschen anerschaffen hat, sondern den, wie ihn die Sündenstrafe heruntergebracht hat.


  1. Nach. Platos Anschauung ruht die Erde im Mittelpunkt des Weltalls. ↩

  2. so Porphyrius; vgl. unten XXII, 26. ↩

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XVII: Contra eos, qui adserunt corpora terrena incorruptibilia fieri et aeterna non posse.

Contendunt etiam isti terrestria corpora sempiterna esse non posse, cum ipsam uniuersam terram dei sui, non quidem summi, sed tamen magni, id est totius huius mundi, membrum in medio positum et sempiternum esse non dubitent. cum ergo deus ille summus fecerit eis alterum quem putant deum, id est istum mundum, ceteris dis, qui infra eum sunt, praeferendum, eundemque esse existiment animantem, anima scilicet, sicut adserunt, rationali uel intellectuali in tam magna mole corporis eius inclusa, ipsiusque corporis tamquam membra locis suis posita atque digesta quattuor constituerit elementa, quorum iuncturam, ne umquam deus eorum tam magnus moriatur, insolubilem ac sempiternam uelint: quid causae est, ut in corpore maioris animantis tamquam medium membrum aeterna sit terra, et aliorum animantium terrestrium corpora, si deus sicut illud uelit, aeterna esse non possint? sed terrae, inquiunt, terra reddenda est, unde animalium terrestria sumpta sunt corpora; ex quo fit, inquiunt, ut ea sit necesse dissolui et emori et eo modo terrae stabili ac sempiternae, unde fuerant sumpta, restitui. si quis hoc etiam de igne similiter adfirmet et dicat reddenda esse uniuerso igni corpora, quae inde sumpta sunt, ut caelestia fierent animalia: nonne inmortalitas, quam talibus dis, uelut deo summo loquente, promisit Plato, tamquam uiolentia disputationis huius intercidet? an ibi propterea non fit, quia deus non uult, cuius uoluntatem, ut ait Plato, nulla uis uincit? quid ergo prohibet, ut hoc etiam de terrestribus corporibus deus possit efficere, quandoquidem, ut nec ea quae orta sunt occidant nec ea quae sunt uincta soluantur nec ea quae sunt ex elementis sumpta reddantur atque ut animae in corporibus constitutae nec umquam ea deserant et cum eis inmortalitate ac sempiterna beatitudine perfruantur, posse deum facere confitetur Plato? cur ergo non possit, ut nec terrestria moriantur? an deus non est potens quousque Christiani credunt, sed quousque Platonici uolunt? nimirum quippe consilium dei et potestatem potuerunt philosophi, nec potuerunt nosse prophetae, cum potius e contrario dei prophetas ad enuntiandam eius, quantum dignatus est, uoluntatem spiritus eius docuerit, philosophos autem in ea cognoscenda coniectura humana deceperit. uerum non usque adeo decipi debuerunt, non solum ignorantia, uerum etiam peruicacia, ut et sibi apertissime refragentur magnis disputationum uiribus adserentes animae, ut beata esse possit, non terrenum tantum, sed omne corpus esse fugiendum, et deos rursus dicentes habere beatissimas animas et tamen aeternis corporibus inligatas, caelestes quidem igneis, Iouis autem ipsius animam, quem mundum istum uolunt, omnibus omnino corporeis elementis, quibus haec tota moles a terra in caelum surgit, inclusam. hanc enim animam Plato ab intimo terrae medio, quod geometrae centron uocant, per omnes partes eius usque ad caeli summa et extrema diffundi et extendi per numeros musicos opinatur, ut sit iste mundus animal maximum beatissimum sempiternum, cuius anima et perfectam sapientiae felicitatem teneret et corpus proprium non relinqueret, cuiusque corpus et in aeternum ex illa uiueret et eam quamuis non simplex, sed tot corporibus tantisque conpactum hebetare atque tardare non posset. cum igitur suspicionibus suis ista permittant, cur nolunt credere, diuina uoluntate atque potentia inmortalia corpora fieri posse terrena, in quibus animae nulla ab eis morte separatae, nullis eorum oneribus adgrauatae sempiterne ac feliciter uiuant, quod deos suos posse adserunt in corporibus igneis Iouemque ipsum eorum regem in omnibus corporeis elementis? nam si animae ut beata sit, corpus est omne fugiendum, fugiant di eorum de globis siderum, fugiat Iuppiter de caelo et terra; aut si non possunt, miseri iudicentur. sed neutrum isti uolunt, qui neque a corporibus separationem audent dare dis suis, ne illos mortales colere uideantur, nec beatitudinis priuationem, ne infelices eos esse fateantur. non ergo ad beatitudinem consequendam omnia fugienda sunt corpora; sed corruptibilia molesta grauia moribunda; non qualia fecit primis hominibus bonitas dei, sed qualia esse conpulit poena peccati.

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