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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

2. Die Söhne Noes als prophetische Vorbilder.

Jetzt aber, nachdem bei den Nachkommen bereits die Erfüllung eingetreten ist, zeigt sich das Verhüllte in enthüllter Deutlichkeit. Wer die Dinge sorgsam und verständig ins Auge faßt, wird nicht umhin können, sie in Christus erfüllt zu sehen. Sem, aus dessen Samen Christus dem Fleische nach geboren ward, bedeutet soviel wie „der Genannte“. Gibt es etwas, was mehr genannt wäre als Christus, dessen Name bereits überallhin gedrungen ist, so daß er im Hohen Lied, auch hier in vorgängiger Weissagung, einem ausgegossenen Salböl verglichen wird1; und in dessen Häusern, d. i. in den Kirchen, die Heidenvölker in weitem Umkreis wohnen? Denn Japheth heißt die Weite. Ferner Cham, dessen Band 16, S. 874Name der Hitzige bedeutet, Noes mittlerer Sohn, gleichsam sich sondernd von jedem der beiden und zwischen ihnen zurückbleibend, weder unter den Erstlingen der Israeliten2 noch unter der Fülle der Heiden3, er bedeutet nichts anderes als das hitzige Geschlecht der Häretiker, nicht erwärmt vom Geist der Weisheit, sondern erhitzt vom Geist der Unverträglichkeit, der im Innern der Häretiker so häufig ins Kochen gerät und den Frieden der Heiligen stört. Aber das dient den Voranschreitenden zum besten, gemäß dem apostolischen Worte4: „Es muß auch Häresien geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden“. Und hierher gehört auch die Stelle5: „Ein wohlgebildeter Sohn wird weise sein, des Unverständigen aber sich als eines Gehilfen bedienen“. Vieles in der Tat, was zum katholischen Glauben gehört, wird, wenn es von der leidenschaftlichen Ruhelosigkeit der Häretiker angefochten wird, zum Zweck der Verteidigung sorgsamer erwogen, klarer erfaßt und nachdrücklicher verkündet, und so wird die vom Gegner aufgerührte Frage eine Gelegenheit zum Lernen6. Indes kann man unter dem mittleren Sohne Noes außer den offenkundig Abgesonderten recht wohl auch all die vorgebildet erblicken, die sich der Bezeichnung als Christen rühmen und dabei ein verworfenes Leben führen: sie verkünden das Leiden Christi, das durch Noes Blöße angedeutet wird, durch ihr Bekenntnis und entehren es durch ihr schlechtes Leben. Von solchen nun gilt das Wort7: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“. Deshalb ward Cham verflucht in seinem Sohne als in seiner Frucht, d. i. in seinem Werke. Übereinstimmend damit wird deshalb auch der Name eben dieses seines Sohnes, der Name Chanaan, übersetzt mit „deren Bewegung“; denn das ist offenbar dasselbe wie deren Werk. Sem dagegen und Japheth als die Band 16, S. 875Beschneidung und die Vorhaut oder, wie sie der Apostel noch nennt: Juden und Griechen, jedoch nur die berufenen und gerechtfertigten, hatten nur eben von der Blöße ihres Vaters, durch die das Leiden des Erlösers angedeutet wurde, Kunde erhalten8, da ergriffen sie ein Gewand, nahmen es über den Rücken, traten abgewendeten Antlitzes hinzu und bedeckten die Blöße ihres Vaters, ohne das zu sehen, was sie mit scheuer Ehrerbietung bedeckten. So etwa ehren wir nämlich beim Leiden Christi das, was für uns geschehen ist, und wenden uns zugleich ab von der Freveltat der Juden. Das Gewand bedeutet das Geheimnis, der Rücken die Rückerinnerung an Vergangenes; denn jetzt als zu der Zeit, wo Japheth bereits in den Häusern Sems wohnt und der böse Bruder inmitten beider, begeht die Kirche das Leiden Christi als vergangen und schaut nicht danach aus als nach etwas noch erst Bevorstehendem.

Der böse Bruder aber ist in seinem Sohne, d. h. in seinem Werke, Bube, das will sagen Knecht seiner guten Brüder, indem sich die Guten mit Bewußtsein der Bösen bedienen zur Übung der Geduld und zum Voranschreiten in der Weisheit. Es gibt nämlich nach dem Zeugnis des Apostels9 solche, die Christum nicht in lauterer Absicht verkündigen; jedoch „ob zum Vorwand“, sagt er, „oder in Wahrheit Christus verkündigt wird, «ich freue mich darüber und werde mich auch ferner freuen»“. Christus nun also hat den Weinberg gepflanzt10, von dem der Prophet sagt11: „Der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel“, und von dessen Wein getrunken12, [mag man hier an jenen Kelch denken, von dem er sagt13: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ und14: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch vorüber“, womit er zweifellos auf sein Leiden hinweist; oder mag durch den Wein, sofern er die Frucht des Weinberges ist, darauf angespielt sein, daß er Fleisch und Blut für uns, um leiden zu können, eben aus dem Weinberg, d. i. aus dem Geschlechte der Band 16, S. 876Israeliten angenommen hat], „und er wurde trunken“15, d. h. er hat gelitten, „und er ward entblößt“16; in seinem Leiden nämlich ward entblößt, d. h. trat zutage, seine Schwachheit, von der der Apostel spricht17: „Obwohl er aus Schwachheit gekreuzigt worden ist“. Darüber sagt er ferner18: „Das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen, und das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen“. Wenn aber die Schrift auf die Worte: „Und er ward entblößt“ folgen läßt: „in seinem Hause“, so ist das doch ein prächtiger Hinweis darauf, daß er von seinem leiblichen Volke und den Angehörigen seines Hauses, seinen Blutsverwandten, den Juden natürlich, den Kreuzestod erleiden sollte. Dieses Leiden Christi verkündigen die Verworfenen nur äußerlich mit dem Schall der Stimme; denn sie verstehen nicht, was sie verkündigen. Die Rechtschaffenen dagegen tragen in ihrem inneren Menschen ein so überwältigend großes Geheimnis und ehren innerlich in ihrem Herzen das Schwache und Törichte an Gott, weil es stärker und weiser ist als die Menschen. Hierfür ist das Vorbild darin gegeben, daß Cham hinausging und es draußen meldete19; Sem dagegen und Japheth traten, um es zu verhüllen, d. i. zu ehren, ein, d. h. sie taten dies im Innern.

Solchen verborgenen Bedeutungen der göttlichen Schrift forschen wir nach, so gut wir können, der eine mit mehr, der andere mit weniger Geschick, jedoch treu daran festhaltend, daß derlei Begebenheiten und Aufzeichnungen vorbildliche Bedeutung haben und nur auf Christus und seine Kirche, die der Gottesstaat ist, zu beziehen sind; seit dem Bestehen des Menschengeschlechtes wurde ja dieser Staat ununterbrochen verkündigt, eine Verkündigung, die wir in allweg sich erfüllen sehen. Nachdem also zwei von Noes Söhnen den Segen und der in ihrer Mitte den Fluch davongetragen hat, hören wir weiterhin mehr als tausend Jahre hindurch bis auf Abraham herab nichts von irgendwelchen Band 16, S. 877Gerechten, die Gott in wahrer Frömmigkeit verehrt hätten. Doch wird es deren wohl gegeben haben; allein wenn alle erwähnt würden, so ginge das doch zu weit und wir hätten es dann eher mit einem Werk historischen Fleißes als prophetischer Vorhersicht zu tun. Nur dem also geht der Verfasser dieser heiligen Schriften oder vielmehr der Geist Gottes durch ihn nach, was nicht ausschließlich als geschichtlicher Bericht, sondern zugleich als Verkündigung von Künftigem Bedeutung hat, immer jedoch in Beziehung auf den Gottesstaat; denn auch was über Menschen, die nicht seine Bürger sind, hier vorgebracht wird, hat nur den Zweck, den Gottesstaat durch vergleichende Gegenüberstellung seines Gegenteils entweder zu fördern oder ins Licht zu setzen. Nicht als ob alle erzählten Begebenheiten auch schon auf etwas hinzuweisen hätten, aber was keinen prophetischen Hinweis enthält, wird doch nur wegen dessen, was einen solchen enthält, aufgenommen20. Nur durch die Pflugschar wird die Erde aufgerissen; aber um diese Wirkung zu erzielen, sind doch auch die übrigen Teile des Pfluges notwendig; und nur die Saiten von Zithern und ähnlichen Tongeräten dienen zum Hervorbringen von Tönen; aber damit sie das leisten können, schließt das Gefüge der Tongeräte auch sonst noch Bestandteile in sich, die von den Spielern nicht angeschlagen werden; aber was auf Anschlag tönt, steht doch eben in innigem Zusammenhang mit den übrigen Bestandteilen. So wird auch in der prophetischen Geschichte manches erzählt, was keine allegorische Bedeutung hat, womit aber das, was solche Bedeutung hat, in Zusammenhang steht, sozusagen gemeinsam aufgereiht ist.


  1. Hohesl. 1, 2. ↩

  2. Vgl. Röm. 11, 16, wo Augustins Text statt delibatio das Wort primitiae aufgewiesen haben wird. ↩

  3. Röm. 11, 25. ↩

  4. 1 Kor. 11, 19. ↩

  5. Spr. 10, 4 [nach der Septuaginta] ↩

  6. Vgl. XVIII 51. ↩

  7. Matth. 7, 20. ↩

  8. Gen. 9, 22 f. ↩

  9. Phil. 1, 17 f. ↩

  10. Gen. 9, 20. ↩

  11. Is, 5, 7. ↩

  12. Gen. 9, 21. ↩

  13. Matth. 20, 22. ↩

  14. Ebd. 26, 39. ↩

  15. Gen. 9, 21. ↩

  16. Ebd. ↩

  17. 2 Kor. 13, 4. ↩

  18. 1 Kor. 1, 25. ↩

  19. Gen. 9, 22. ↩

  20. Vgl. unten XVII 3 gegen Schluß. ↩

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The City of God

Chapter 2.--What Was Prophetically Prefigured in the Sons of Noah.

The things which then were hidden are now sufficiently revealed by the actual events which have followed. For who can carefully and intelligently consider these things without recognizing them accomplished in Christ? Shem, of whom Christ was born in the flesh, means "named." And what is of greater name than Christ, the fragrance of whose name is now everywhere perceived, so that even prophecy sings of it beforehand, comparing it in the Song of Songs, 1 to ointment poured forth? Is it not also in the houses of Christ, that is, in the churches, that the "enlargement" of the nations dwells? For Japheth means "enlargement." And Ham (i.e., hot), who was the middle son of Noah, and, as it were, separated himself from both, and remained between them, neither belonging to the first-fruits of Israel nor to the fullness of the Gentiles, what does he signify but the tribe of heretics, hot with the spirit, not of patience, but of impatience, with which the breasts of heretics are wont to blaze, and with which they disturb the peace of the saints? But even the heretics yield an advantage to those that make proficiency, according to the apostle's saying, "There must also be heresies, that they which are approved may be made manifest among you." 2 Whence, too, it is elsewhere said, "The son that receives instruction will be wise, and he uses the foolish as his servant." 3 For while the hot restlessness of heretics stirs questions about many articles of the catholic faith, the necessity of defending them forces us both to investigate them more accurately, to understand them more clearly, and to proclaim them more earnestly; and the question mooted by an adversary becomes the occasion of instruction. However, not only those who are openly separated from the church, but also all who glory in the Christian name, and at the same time lead abandoned lives, may without absurdity seem to be figured by Noah's middle son: for the passion of Christ, which was signified by that man's nakedness, is at once proclaimed by their profession, and dishonored by their wicked conduct. Of such, therefore, it has been said, "By their fruits ye shall know them." 4 And therefore was Ham cursed in his son, he being, as it were, his fruit. So, too, this son of his, Canaan, is fitly interpreted "their movement," which is nothing else than their work. But Shem and Japheth, that is to say, the circumcision and uncircumcision, or, as the apostle otherwise calls them, the Jews and Greeks, but called and justified, having somehow discovered the nakedness of their father (which signifies the Saviour's passion), took a garment and laid it upon their backs, and entered backwards and covered their father's nakedness, without their seeing what their reverence hid. For we both honor the passion of Christ as accomplished for us, and we hate the crime of the Jews who crucified Him. The garment signifies the sacrament, their backs the memory of things past: for the church celebrates the passion of Christ as already accomplished, and no longer to be looked forward to, now that Japheth already dwells in the habitations of Shem, and their wicked brother between them.

But the wicked brother is, in the person of his son (i.e., his work), the boy, or slave, of his good brothers, when good men make a skillful use of bad men, either for the exercise of their patience or for their advancement in wisdom. For the apostle testifies that there are some who preach Christ from no pure motives; "but," says he, "whether in pretence or in truth, Christ is preached; and I therein do rejoice, yea, and will rejoice." 5 For it is Christ Himself who planted the vine of which the prophet says, "The vine of the Lord of hosts is the house of Israel;" 6 and He drinks of its wine, whether we thus understand that cup of which He says, "Can ye drink of the cup that I shall drink of?" 7 and, "Father, if it be possible, let this cup pass from me," 8 by which He obviously means His passion. Or, as wine is the fruit of the vine, we may prefer to understand that from this vine, that is to say, from the race of Israel, He has assumed flesh and blood that He might suffer; "and he was drunken," that is, He suffered; "and was naked," that is, His weakness appeared in His suffering, as the apostle says, "though He was crucified through weakness." 9 Wherefore the same apostle says, "The weakness of God is stronger than men; and the foolishness of God is wiser than men." 10 And when to the expression "he was naked" Scripture adds "in his house," it elegantly intimates that Jesus was to suffer the cross and death at the hands of His own household, His own kith and kin, the Jews. This passion of Christ is only externally and verbally professed by the reprobate, for what they profess, they do not understand. But the elect hold in the inner man this so great mystery, and honor inwardly in the heart this weakness and foolishness of God. And of this there is a figure in Ham going out to proclaim his father's nakedness; while Shem and Japheth, to cover or honor it, went in, that is to say, did it inwardly.

These secrets of divine Scripture we investigate as well as we can. All will not accept our interpretation with equal confidence, but all hold it certain that these things were neither done nor recorded without some foreshadowing of future events, and that they are to be referred only to Christ and His church, which is the city of God, proclaimed from the very beginning of human history by figures which we now see everywhere accomplished. From the blessing of the two sons of Noah, and the cursing of the middle son, down to Abraham, or for more than a thousand years, there is, as I have said, no mention of any righteous persons who worshipped God. I do not therefore conclude that there were none; but it had been tedious to mention every one, and would have displayed historical accuracy rather than prophetic foresight. The object of the writer of these sacred books, or rather of the Spirit of God in him, is not only to record the past, but to depict the future, so far as it regards the city of God; for whatever is said of those who are not its citizens, is given either for her instruction, or as a foil to enhance her glory. Yet we are not to suppose that all that is recorded has some signification; but those things which have no signification of their own are interwoven for the sake of the things which are significant. It is only the ploughshare that cleaves the soil; but to effect this, other parts of the plough are requisite. It is only the strings in harps and other musical instruments which produce melodious sounds; but that they may do so, there are other parts of the instrument which are not indeed struck by those who sing, but are connected with the strings which are struck, and produce musical notes. So in this prophetic history some things are narrated which have no significance, but are, as it were, the framework to which the significant things are attached.


  1. Song of Solomon i. 3. ↩

  2. 1 Cor. xi. 19. ↩

  3. Prov. x. 5. (LXX.). ↩

  4. Matt. vii. 20. ↩

  5. Phil. i. 18. ↩

  6. Isa. v. 7. ↩

  7. Matt. xx. 22. ↩

  8. Matt. xxvi. 39. ↩

  9. 2 Cor xiii. 4. ↩

  10. 1 Cor. i. 25. ↩

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