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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

18. Was ist nun von Verwandlungen zu halten, die sich durch die Kunst der Dämonen an Menschen scheinbar vollziehen?

Nun werden aber unsere Leser vielleicht gespannt sein, was wir über solche Gaukelei der Dämonen sagen. Ja, was soffen wir sagen? Hinaus aus Babylon!1Diese Aufforderung des Propheten ist geistig dahin zu verstehen, daß wir uns aus dem Staate dieser Welt, der ja bekanntlich die gottlosen Engel wie die gottlosen Menschen zu einer Genossenschaft verbindet, auf- und davonmachen auf den Füßen des Glaubens, der durch die Liebe wirksam ist, zum lebendigen Gott hin. Je größer sich unseren Augen die Macht der Dämonen über diesen niedrigsten Bereich darstellt, um so fester muß man dem Mittler anhängen, durch den wir aus dem niedrigsten zum höchsten Bereich emporsteigen. Denn wollten wir diese Dinge einfach als unglaubwürdig abweisen, so würde man es auch heute noch mit Leuten zu tun Band 28, S. 1070bekommen, die sich allen Ernstes auf ganz zuverlässige Berichte oder gar auf eigenes Erlebnis berufen. Haben wir doch selbst, als wir uns in Italien aufhielten, des öfteren Derartiges vernommen von einer Gegend dort, wo angeblich die Gastwirtinnen, in solche schlimme Künste eingeweiht, nicht selten, wenn es ihnen paßt und gelingt, den Wanderern im Käse etwas eingeben, wodurch diese auf der Stelle in Lasttiere verwandelt werden und alles Nötige herbeischaffen, um dann nach vollbrachter Arbeit wieder zu Menschen zu werden; doch nähmen die Verwandelten nicht eine Tierseele an, sondern behielten ihre vernünftige Menschenseele bei, wie Apuleius in seinem Werk „Der goldene Esel“ von sich selbst mitteilt oder erdichtet, daß er durch Einnehmen von Gift unter Beibehaltung seines Menschengeistes ein Esel wurde.

Diese Dinge sind erlogen und so sehr wider den gewöhnlichen Gang der Natur, daß man ihnen mit Recht den Glauben verweigert. Dagegen hat man ganz fest zu glauben, daß der allmächtige Gott alles vollbringen kann, was er will, sei es zur Strafe oder zur Gewährung, und daß die Dämonen auf Grund der ihrem Wesen eigenen Macht [denn auch sie sind ihrem Wesen nach erschaffene Engel, wenn auch böse durch eigene Verderbtheit]nur so viel vermögen, als der zuläßt, dessen verborgene Gerichte vielgestaltig, aber niemals ungerecht sind. Und übrigens erschaffen die Dämonen keine Naturen, wenn sie Derartiges tun, wie hier in Frage steht, sondern sie verändern nur der Gestalt nach Geschöpfe des wahren Gottes, so daß diese dem Scheine nach etwas sind, was sie nicht sind. In Wirklichkeit also, so möchte ich annehmen, kann nicht nur nicht der Geist, sondern nicht einmal der Leib durch die Künste oder die Macht von Dämonen irgendwie in tierische Glieder oder Umrisse verwandelt werden; vielmehr kann lediglich die Einbildungskraft des Menschen, die ja auch in Gedanken oder im Traume auf unzählige Dinge der verschiedensten Art überspringt und, obwohl nicht selbst körperhaft, doch körperähnliche Formen mit wunderbarer Schnelligkeit sich vorstellt und aufnimmt, in einem Schlummer- oder Betäubungszustande der Sinne mittels eines körperlichen Bildes auf eine nicht näher Band 28, S. 1071erklärbare Weise zur Versinnlichung anderer als der wirklich vorhandenen Gegenstände gebracht werden. Der menschliche Leib läge also dabei irgendwo stille, lebend zwar, aber in seinen Sinnen viel tiefer und stärker als beim Schlafe gefangen gehalten; dagegen die Einbildungskraft nähme die körperliche Scheingestalt irgendeines Tieres an und zeigte sich so den Sinnen anderer, und auch der Betreffende selbst hielte sich für jenes Tier, wie er sich dafür ja auch schon im Schlafe halten könnte, und glaubte Lasten zu tragen; handelt es sich bei diesen Lasten wirklich um körperhafte Dinge, so werden sie von den Dämonen getragen, um die Menschen irre zu führen, die einerseits wirkliche Lasten, andererseits nur Scheintiere sehen. So hat ein gewisser Prästantius als ein Erlebnis seines Vaters erzählt, daß dieser den erwähnten vergifteten Käse zu Hause gegessen habe und wie schlafend in seinem Bette gelegen sei, nur daß man ihn schlechterdings nicht aufzuwecken vermochte. Nach einigen Tagen jedoch sei er aus diesem Zustand erwacht und habe seine Erlebnisse als Träume erzählt: er sei ein Pferd geworden und habe mit anderen Lasttieren für die Soldaten Lebensmittel geschleppt, die annona Retica, wie man sie deshalb nennt, weil sie nach Rätien verbracht wird. Und man überzeugte sich, daß sich die Sache wirklich so zugetragen hatte, wie es der Vater schilderte, während dieser die Vorgänge nur für seine Träume hielt. Ein anderer wieder berichtete, er habe des Nachts, ehe er sich zur Ruhe begab, einen ihm sehr gut bekannten Philosophen zu Besuch kommen sehen, und der habe ihm einige Stellen aus Plato erklärt, die er ihm vordem auf Ersuchen nicht habe erklären wollen. Und als man diesen Philosophen dann fragte, warum er in seinem eigenen Hause das Ersuchen abgelehnt und dem Bittsteller hinterher in dessen Haus gewillfahrt habe, erwiderte er: „Ich habe ihm nicht gewillfahrt, sondern nur geträumt, daß ich ihm gewillfahrt hätte.“ Und demnach ist dem Bittsteller durch ein Bild seiner Vorstellungskraft in wachem Zustand das vor Augen geführt worden, was der Philosoph im Traume sah.

Die erwähnten Vorkommnisse sind nicht etwa von Band 28, S. 1072nächstbester Seite — solchen Berichten zu glauben hielte ich unter meiner Würde —, sondern von Leuten, von denen wir uns keiner Lüge versehen, zu unserer Kenntnis gelangt. Wenn man sich also erzählt und schriftlich überliefert findet, daß Menschen von den arkadischen Göttern oder vielmehr Dämonen öfters in Wölfe verwandelt worden seien und daß

„Circe durch Zaubergesang des Ulixes Gefährten verwandelt“2,

so mag das in der angedeuteten Weise sich zugetragen haben, wenn es sich überhaupt zugetragen hat. Dagegen die Vögel des Diomedes, die ja dem Berichte nach durch Fortpflanzung ihre Art erhalten, sind meines Erachtens überhaupt nicht durch Verwandlung von Menschen entstanden, sondern an Stelle von verschwundenen Menschen getreten, so wie die Hirschkuh an Stelle der Iphigenia trat, der Tochter des Königs Agamemnon. Derlei Blendwerke konnten ja den Dämonen nicht schwer fallen, wenn Gottes Gericht es ihnen verstattete; und weil man die genannte Jungfrau hinterher lebend wieder vorfand, so lag es hier auf der Hand, daß die Hirschkuh an ihre Stelle gesetzt worden war. Dagegen die Gefährten des Diomedes waren damals nirgends zu sehen und sind auch später nirgends aufgetaucht, da böse Engel als Rachewerkzeug sie vernichteten, und so erklärt sich die Annahme, sie seien in die Vögel verwandelt worden, die statt ihrer heimlich aus einer Gegend, wo es diese Vogelart gibt, dorthin verbracht und unversehens an die Stelle der Gefährten gesetzt wurden. Wenn sie dann ferner in ihren Schnäbeln Wasser zum Tempel des Diomedes verbringen und den Tempel damit besprengen, wenn sie Griechenabkömmlingen schmeicheln und auf Fremde losgehen, so mag das recht wohl auf Anstiften der Dämonen wirklich geschehen; denn ihnen ist daran gelegen, die Meinung von der Gottwerdung des Diomedes aufrechtzuerhalten zur Irreführung der Menschen, damit diese zur Beleidigung des wahren Gottes viele Götter verehren und verstorbenen Mitmenschen, die nicht einmal zu Lebzeiten wahrhaft lebten, mit Band 28, S. 1073Tempeln und Altären, mit Opfern und Priestern aufwarten, lauter Dingen, die nur dem einen lebendigen und wahren Gott gebühren und auch ihm nur in der richtigen Weise.


  1. Is. 48, 20. ↩

  2. Verg. Eclog. 8, 70. ↩

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The City of God

Chapter 18.--What We Should Believe Concerning the Transformations Which Seem to Happen to Men Through the Art of Demons.

Perhaps our readers expect us to say something about this so great delusion wrought by the demons; and what shall we say but that men must fly out of the midst of Babylon? 1 For this prophetic precept is to be understood spiritually in this sense, that by going forward in the living God, by the steps of faith, which worketh by love, we must flee out of the city of this world, which is altogether a society of ungodly angels and men. Yea, the greater we see the power of the demons to be in these depths, so much the more tenaciously must we cleave to the Mediator through whom we ascend from these lowest to the highest places. For if we should say these things are not to be credited, there are not wanting even now some who would affirm that they had either heard on the best authority, or even themselves experienced, something of that kind. Indeed we ourselves, when in Italy, heard such things about a certain region there where landladies of inns, imbued with these wicked arts, were said to be in the habit of giving to such travellers as they chose, or could manage, something in a piece of cheese by which they were changed on the spot into beasts of burden, and carried whatever was necessary, and were restored to their own form when the work was done. Yet their mind did not become bestial, but remained rational and human, just as Apuleius, in the books he wrote with the title of The Golden Ass, has told, or feigned, that it happened to his own self that, on taking poison, he became an ass, while retaining his human mind.

These things are either false, or so extraordinary as to be with good reason disbelieved. But it is to be most firmly believed that Almighty God can do whatever He pleases, whether in punishing or favoring, and that the demons can accomplish nothing by their natural power (for their created being is itself angelic, although made malign by their own fault), except what He may permit, whose judgments are often hidden, but never unrighteous. And indeed the demons, if they really do such things as these on which this discussion turns, do not create real substances, but only change the appearance of things created by the true God so as to make them seem to be what they are not. I cannot therefore believe that even the body, much less the mind, can really be changed into bestial forms and lineaments by any reason, art, or power of the demons; but the phantasm of a man which even in thought or dreams goes through innumerable changes may, when the man's senses are laid asleep or overpowered, be presented to the senses of others in a corporeal form, in some indescribable way unknown to me, so that men's bodies themselves may lie somewhere, alive, indeed, yet with their senses locked up much more heavily and firmly than by sleep, while that phantasm, as it were embodied in the shape of some animal, may appear to the senses of others, and may even seem to the man himself to be changed, just as he may seem to himself in sleep to be so changed, and to bear burdens; and these burdens, if they are real substances, are borne by the demons, that men may be deceived by beholding at the same time the real substance of the burdens and the simulated bodies of the beasts of burden. For a certain man called Praestantius used to tell that it had happened to his father in his own house, that he took that poison in a piece of cheese, and lay in his bed as if sleeping, yet could by no means be aroused. But he said that after a few days he as it were woke up and related the things he had suffered as if they had been dreams, namely, that he had been made a sumpter horse, and, along with other beasts of burden, had carried provisions for the soldiers of what is called the Rhoetian Legion, because it was sent to Rhoetia. And all this was found to have taken place just as he told, yet it had seemed to him to be his own dream. And another man declared that in his own house at night, before he slept, he saw a certain philosopher, whom he knew very well, come to him and explain to him some things in the Platonic philosophy which he had previously declined to explain when asked. And when he had asked this philosopher why he did in his house what he had refused to do at home, he said, "I did not do it, but I dreamed I had done it." And thus what the one saw when sleeping was shown to the other when awake by a phantasmal image.

These things have not come to us from persons we might deem unworthy of credit, but from informants we could not suppose to be deceiving us. Therefore what men say and have committed to writing about the Arcadians being often changed into wolves by the Arcadian gods, or demons rather, and what is told in song about Circe transforming the companions of Ulysses, 2 if they were really done, may, in my opinion, have been done in the way I have said. As for Diomede's birds, since their race is alleged to have been perpetuated by constant propagation, I believe they were not made through the metamorphosis of men, but were slyly substituted for them on their removal, just as the hind was for Iphigenia, the daughter of king Agamemnon. For juggleries of this kind could not be difficult for the demons if permitted by the judgment of God; and since that virgin was afterwards, found alive it is easy to see that a hind had been slyly substituted for her. But because the companions of Diomede were of a sudden nowhere to be seen, and afterwards could nowhere be found, being destroyed by bad avenging angels, they were believed to have been changed into those birds, which were secretly brought there from other places where such birds were, and suddenly substituted for them by fraud. But that they bring water in their beaks and sprinkle it on the temple of Diomede, and that they fawn on men of Greek race and persecute aliens, is no wonderful thing to be done by the inward influence of the demons, whose interest it is to persuade men that Diomede was made a god, and thus to beguile them into worshipping many false gods, to the great dishonor of the true God; and to serve dead men, who even in their lifetime did not truly live, with temples, altars, sacrifices, and priests, all which, when of the right kind, are due only to the one living and true God.


  1. Isa. xlviii. 20. ↩

  2. Virgil, Eclogue, viii. 70. ↩

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