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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

13. Ungewiß ist, ob die Zeit der Verfolgung durch den Antichrist den tausend Jahren beizuzählen ist oder nicht.

Diese letzte Verfolgung, die ausgehen wird vom Antichrist, wird drei Jahre und sechs Monate dauern; ich habe mich darüber schon geäußert1, und es ist sowohl in der Geheimen Offenbarung wie beim Propheten Daniel die Rede davon2. Es erhebt sich jedoch die Frage, ob diese freilich kurze Zeit einen Bestandteil der tausend Jahre bilde, während deren nach der Band 28, S. 1250Offenbarung der Teufel gebunden ist und die Heiligen mit Christus herrschen, oder ob diese Zeitspanne gesondert zu den tausend Jahren hinzutritt. Die Frage hat in der Tat ihre Berechtigung. Wenn wir nämlich diese Zeit als einen Bestandteil der tausend Jahre gelten lassen, so erstreckt sich die Herrschaft der Heiligen Christi nicht auf den gleichen, sondern auf einen längeren Zeitraum als die Bindung des Teufels. Denn auch während dieser Verfolgung, ja während ihr ganz besonders, werden die Heiligen mit ihrem König herrschen als Sieger über so viel Böses, da der Teufel jetzt nicht mehr gebunden und eben deshalb sie mit aller Kraft zu verfolgen imstande ist. Wie kann da die Schrift für beides zumal tausend Jahre ansetzen, für die Bindung des Teufels und für die Herrschaft der Heiligen, wenn doch die Bindung des Teufels drei Jahre und sechs Monate früher zu Ende geht als die Herrschaft der Heiligen mit Christus während dieser tausend Jahre? Wenn wir aber diese kurze Verfolgungszeit nicht einrechnen wollen in die tausend Jahre, sondern nach deren Ablauf ansetzen, so werden wir damit allerdings dem Wortlaut der Geheimen Offenbarung gerecht; denn dort wird im Anschluß an die Worte3: „Die Priester Gottes und Christi werden herrschen mit ihm tausend Jahre“ unmittelbar beigefügt: „Und wenn die tausend Jahre zu Ende sind, wird Satan aus seiner Haft losgelassen werden“; damit ist angedeutet, daß die Herrschaft der Heiligen und die Bindung des Teufels zu gleicher Zeit ein Ende nehmen werden, und die Zeit jener Verfolgung würde demnach weder zur Herrschaft der Heiligen noch zur Haft Satans gehören, was beides tausend Jahre dauern würde, sondern zu diesen tausend Jahren hinzutreten und getrennt davon zu berechnen sein. Allein dann müßten wir den Standpunkt einnehmen, daß die Heiligen während dieser Verfolgung nicht herrschen mit Christus. Das geht aber gegen alles Gefühl: die Glieder Christi sollten gerade dann nicht mit ihm herrschen, wenn sie ihm fester und inniger als je anhängen, und zu einer Zeit, da der Ruhm, von ihm nicht zu weichen, um so größer ist, die Krone Band 28, S. 1251des Martyriums um so reichlicher zuteil wird, je heftiger der Kampf wütet! Angenommen aber, im Hinblick auf die Trübsal, die die Heiligen in diesem Zeitraume zu erdulden haben, könne man von einer Herrschaft der Heiligen während dieses Zeitraumes nicht reden, so würde ja daraus folgen, daß man all jenen, die vorher, im Lauf der tausend Jahre, Trübsal durchmachten, ebenfalls das Herrschen mit Christus für die Zeit ihrer Trübsal absprechen müßte; es hätten demnach auch die, welche den Tod erlitten um des Zeugnisses für Jesus und um des Gotteswortes willen, wie der Verfasser der Geheimen Offenbarung schreibt, der ihre Seelen geschaut hat4, auch sie hätten dann nicht mit Christus geherrscht, als sie Verfolgung erduldeten, auch sie, die Christo doch mit Vorzug angehörten, hätten nicht Christi Reich gebildet. Das ist doch ganz widersinnig und völlig abzulehnen. Und jedenfalls doch nach Überwindung und Beendigung aller Schmerzen und Mühen mit Abstreifung der sterblichen Hülle, haben die sieghaften Seelen der glorreichen Märtyrer geherrscht mit Christus und herrschen noch mit ihm, bis die tausend Jahre vorüber sind, um dann auch fortan in ihrem wiedererlangten und nun unsterblichen Leibe zu herrschen. Also werden die Seelen der um seines Zeugnisses willen Getöteten auch während dieser dreieinhalb Jahre mit ihm herrschen, sowohl die, die vordem schon ihren Leib verlassen haben, wie auch die, die ihn während der letzten Verfolgung verlassen werden; sie werden mit ihm herrschen bis ans Ende der vergänglichen Weltzeit und bis zum Übergang in jenes Reich, wo es keinen Tod mehr gibt. Und sonach werden die Jahre, während deren die Heiligen mit Christus herrschen, der Zahl nach mehr sein als die der Bindung und Haft des Teufels, weil die Heiligen mit ihrem König, dem Sohne Gottes, auch während der dreieinhalb Jahre herrschen, da der Teufel nicht mehr gebunden ist. Es heißt nun aber doch einmal5: „Die Priester Gottes und Christi werden herrschen mit ihm tausend Jahre, und wenn die tausend Jahre zu Ende sind, wird Satan Band 28, S. 1252aus seiner Haft losgelassen werden“; also bleibt nur ein Doppeltes übrig: entweder nehmen wir an, daß nicht die Herrschaft der Heiligen an den tausend Jahren ihre Grenze findet, sondern die Bindung und Haft des Teufels; es hätte also in diesem Fall jedes von beiden sein eigenes Ende der tausend Jahre, d. i. der Gesamtheit der jedem zukommenden Jahre, und die Frist würde zu verschiedener Zeit ablaufen, in weiterer Erstreckung bei der Herrschaft der Heiligen, in kürzerer bei der Bindung des Teufels; oder man hält dafür, die dreieinhalb Jahre, die ja ohnehin einen sehr kurzen Zeitraum ausmachen, seien nicht in Anrechnung gebracht und es sei offen gelassen, ob die Bindung des Teufels um diesen Zeitraum kürzer oder die Herrschaft der Heiligen um ihn länger dauere, so ähnlich, wie ich das im sechzehnten Buch6 bezüglich eines Zeitmaßes von vierhundert Jahren dargelegt habe, das auch etwas mehr ausmacht und doch als vierhundert Jahre bezeichnet ist, dergleichen man übrigens oft in den heiligen Schriften findet, wenn man darauf achtet.


  1. Oben XX 8, 2. Absatz. ↩

  2. Off. 11, 2f.; 12, 6 und 14. Dan. 7, 25; 12, 7 und 11. ↩

  3. Off. 20, 6 f. ↩

  4. Off. 20. 4. ↩

  5. Ebd. 20, 6 f. ↩

  6. XVI 24, 3. Absatz. ↩

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XIII: An tempus persecutionis Antichristi mille annis adnumerandum sit.

Haec persecutio nouissima, quae futura est ab Antichristo - sicut iam diximus, quia et in hoc libro superius et apud Danielem prophetam positum est - , tribus annis et sex mensibus erit. quod tempus, quamuis exiguum, utrum ad mille annos pertineat, quibus et diabolum ligatum dicit et sanctos regnare cum Christo, an eisdem annis hoc paruum spatium superaddatur atque extra sit, merito ambigitur; quia, si dixerimus ad eosdem annos hoc pertinere, non tanto tempore, sed prolixiore cum Christo regnum sanctorum reperietur extendi quam diabolus adligari. profecto enim sancti cum suo rege etiam in ipsa praecipue persecutione regnabunt mala tanta uincentes, quando iam diabolus non erit adligatus, ut eos persequi omnibus uiribus possit. quomodo ergo ista scriptura eisdem mille annis utrumque determinat, diaboli scilicet adligationem regnumque sanctorum, cum trium annorum et sex mensum interuallo prius desinat adligatio diaboli quam regnum sanctorum in his annis mille cum Christo? si autem dixerimus paruum persecutionis huius hoc spatium non conputandum in mille annis, sed eis inpletis potius adiciendum, ut proprie possit intellegi, quod, cum dixisset: sacerdotes dei et Christi regnabunt cum eo mille annis, adiecit: et cum finiti fuerint mille anni, soluetur satanas de custodia sua; isto enim modo et regnum sanctorum et uinculum diaboli simul cessatura esse significat, ut deinde persecutionis illius tempus nec ad sanctorum regnum nec ad custodiam satanae, quorum utrumque in mille annis est, pertinere, sed superadditum et extra conputandum esse credatur, cogemur fateri sanctos in illa persecutione regnaturos non esse cum Christo. sed quis audeat tunc cum illo non regnatura sua membra, quando ei maxime atque fortissime cohaerebunt, et quo tempore, quanto erit acrior inpetus belli, tanto maior gloria non cedendi, tanto densior corona martyrii? aut si propter tribulationes, quas passuri sunt, non dicendi sunt regnaturi, consequens erit, ut etiam superioribus diebus in eisdem mille annis, quicumque tribulabantur sanctorum, eo ipso tempore tribulationis suae cum Christo non regnasse dicantur; ac per hoc et illi, quorum animas auctor libri huius uidisse se scribit occisorum propter testimonium Iesu et propter uerbum dei, non regnabant cum Christo, quando patiebantur persecutionem, et ipsi regnum Christi non erant, quos Christus excellentius possidebat. absurdissimum id quidem et omni modo auersandum. sed certe animae uictrices gloriosissimorum martyrum omnibus doloribus ac laboribus superatis atque finitis, posteaquam mortalia membra posuerunt, cum Christo utique regnauerunt et regnant, donec finiantur mille anni, ut postea receptis etiam corporibus iam inmortalibus regnent. proinde tribus illis annis atque dimidio animae occisorum pro eius martyrio, et quae antea de corporibus exierunt, et quae ipsa nouissima persecutione sunt exiturae, regnabunt cum illo, donec finiatur mortale saeculum et ad illud regnum, ubi mors non erit, transeatur. quocirca cum Christo regnantium sanctorum plures anni erunt quam uinculi diaboli atque custodiae, quia illi cum suo rege dei filio iam diabolo non ligato etiam per tres illos annos ac semissem regnabunt. remanet igitur, ut, cum audimus: sacerdotes dei et Christi regnabunt cum eo mille annis, et cum finiti fuerint mille anni, soluetur satanas de custodia sua, aut non regni huius sanctorum intellegamus annos mille finiri, sed uinculi diaboli atque custodiae, ut annos mille, id est annos omnes suos, quaeque pars habeat diuersis ac propriis prolixitatibus finiendos, ampliore sanctorum regno, breuiore diaboli uinculo; aut certe, quoniam trium annorum et sex mensum breuissimum spatium est, conputari noluisse credatur, siue quod minus satanae uinculum, siue quod amplius uidetur regnum habere sanctorum, sicut de quadringentis annis in sexto decimo huius operis uolumine disputaui; quoniam plus aliquid erant, et tamen quadringenti sunt nuncupati; et talia saepe reperiuntur in litteris sacris, si quis aduertat.

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