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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

25. Wie sehr reizen die bösen Geister die Menschen zur Lasterhaftigkeit, indem sie das Gewicht ihres scheinbar göttlichen Beispiels für Begehung von Freveln einsetzen!

Man sah sogar auf einer weiten Ebene Campaniens, auf der bald hernach Bürgerscharen in unheilvollem Kampfe mit einander rangen, diese Götter zuerst mit einander Krieg führen. Wahrlich, man muß sich dafür entschieden haben, lieber sie nachzuahmen, als sich mit der Gnade Gottes von ihnen loszusagen, um nicht zu erkennen und klar zu durchschauen, wie sehr sich diese bösen Geister Mühe geben, durch ihr Beispiel für Verbrechen eine Art göttliches Vorbild aufzustellen. Dort hörte man nämlich zuerst ein mächtiges Getöse, und bald kam von vielen Seiten die Nachricht, man habe einige Tage hindurch zwei Heere wider einander streiten sehen. Nach Beendigung des Kampfes fand man auch Spuren, wie von Menschen und Pferden eingedrückt, in einer Menge, wie sie etwa einem solchen Zusammenstoß entsprach. Wenn demnach wirklich Gottheiten mit einander gekämpft haben, so finden ja Bürgerkriege zwischen Menschen Entschuldigung; doch bedenke man, welche Bosheit von diesen Göttern, oder aber welch klägliche Zustände bei ihnen! Haben sie aber den Kampf nur fingiert, was haben sie damit sonst bezweckt, als daß die Römer zu der Meinung kommen sollten, sie begingen kein Unrecht, wenn sie nach dem scheinbaren Beispiel der Götter Bürgerkriege führten? Denn schon hatten die Bürgerkriege ihren Anfang genommen und waren einige unselige Kämpfe unter fluchwürdigen Blutvergießen vor sich gegangen. Schon hatte es in weiten Kreisen Band 1, S. 121einen erschütternden Eindruck gemacht, daß ein Soldat, der einem Getöteten die Rüstung auszog, in dem entkleideten Leichnam seinen Bruder erkannte und daraufhin unter Verwünschung des Bürgerkrieges neben der Leiche seines Bruders Selbstmord beging. Damit man also den Abscheu vor so entsetzlichem Greuel völlig überwinde und die Lust am verbrecherischen Kriege immerdar wachse, erachteten es die feindseligen Dämonen, die man für Götter hielt und verehren zu müssen glaubte, für geraten, einen Götterkampf vor den Menschen aufzuführen; treubürgerliche Gesinnung sollte das Bedenken ablegen, solche Kämpfe nachzuahmen, vielmehr sollte das Verbrechen der Menschen an dem Beispiel der Götter seine Entschuldigung finden. Dieselbe Verschmitztheit leitete die bösen Geister auch bei der Anordnung, ihnen Bühnenspiele zu weihen, wovon bereits ausführlich die Rede war; die dabei in Bühnengesängen und Schaustellungen gefeierten Schandtaten der Götter sollten das Publikum zu unbedenklicher Nachahmung reizen, da jeder, gleichviel ob er daran glaubte oder nicht daran glaubte, wahrnehmen mußte, daß sich die Götter derlei mit großem Vergnügen darbieten ließen. Damit man also ja nicht meine, die Dichter hätten nicht würdig von ihnen geschrieben, sondern Schmähungen wider sie erdichtet, wenn sie von Kämpfen zwischen Göttern sprechen, haben die bösen Geister selbst zur Irreführung der Menschen die Dichtungen bestätigt, indem sie ihre Kämpfe nicht nur durch Schauspiele im Theater, sondern auch in eigener Person auf einem Felde vor den Augen der Menschen aufführten.

Zu diesen Ausführungen haben uns die römischen Schriftsteller selbst veranlaßt, weil sie unumwunden zugeben, daß durch die ganz herabgekommenen Sitten der Bevölkerung der römische Staat schon vorher zugrunde gegangen sei und schon vor der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus nicht mehr als Staat existiert habe. Diesen Verlust schreiben unsere Gegner nicht ihren Göttern auf Rechnung, wohl aber unserm Christus die vorübergehenden Übel, an denen die Guten, ob sie sie überleben oder daran sterben, nicht zugrunde gehen können; und doch schärft unser Christus so herrliche Gebote zur Band 1, S. 122Hebung der Sitten und zur Bekämpfung der Sittenlosigkeit stestfort ein, während ihre Götter niemals mit derartigen Geboten an das sie verehrende Volk zum Besten des Staates, um ihn vor dem Untergang zu bewahren, herangetreten sind; haben sie doch eben die Sitten durch ihr angebliches Beispiel unter Mißbrauch der Autorität verdorben und so vielmehr auf den Untergang des Staates hingearbeitet. Und niemand, glaube ich, wird ferner noch zu behaupten wagen, deshalb sei damals der Staat zugrunde gegangen, weil „die Götter insgesamt von den Altären und Tempeln gewichen waren“, sie, „die Freunde der Tugend“, beleidigt durch die Lasterhaftigkeit der Menschen; denn sie werden der Anwesenheit überführt durch eine Unzahl von Äußerungen in Opfer- und Vogelschau und freier Weissagung, wodurch sie mit ihrer Kenntnis der Zukunft und mit ihrer Beihilfe in Schlachten groß zu tun und sich einzuschmeicheln trachteten; wären sie nur wirklich fern gewesen, die Römer hätten sich, lediglich aus eigener Leidenschaft, weniger heftig in Bürgerkriege gestürzt als auf ihre Anreizung hin.

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The City of God

Chapter 25.--How Powerfully the Evil Spirits Incite Men to Wicked Actions, by Giving Them the Quasi-Divine Authority of Their Example.

Now, who does not hereby comprehend,--unless he has preferred to imitate such gods rather than by divine grace to withdraw himself from their fellowship,--who does not see how eagerly these evil spirits strive by their example to lend, as it were, divine authority to crime? Is not this proved by the fact that they were seen in a wide plain in Campania rehearsing among themselves the battle which shortly after took place there with great bloodshed between the armies of Rome? For at first there were heard loud crashing noises, and afterwards many reported that they had seen for some days together two armies engaged. And when this battle ceased, they found the ground all indented with just such footprints of men and horses as a great conflict would leave. If, then, the deities were veritably fighting with one another, the civil wars of men are sufficiently justified; yet, by the way, let it be observed that such pugnacious gods must be very wicked or very wretched. If, however, it was but a sham-fight, what did they intend by this, but that the civil wars of the Romans should seem no wickedness, but an imitation of the gods? For already the civil wars had begun; and before this, some lamentable battles and execrable massacres had occurred. Already many had been moved by the story of the soldier, who, on stripping the spoils of his slain foe, recognized in the stripped corpse his own brother, and, with deep curses on civil wars, slew himself there and then on his brother's body. To disguise the bitterness of such tragedies, and kindle increasing ardor in this monstrous warfare, these malign demons, who were reputed and worshipped as gods, fell upon this plan of revealing themselves in a state of civil war, that no compunction for fellow-citizens might cause the Romans to shrink from such battles, but that the human criminality might be justified by the divine example. By a like craft, too, did these evil spirits command that scenic entertainments, of which I have already spoken, should be instituted and dedicated to them. And in these entertainments the poetical compositions and actions of the drama ascribed such iniquities to the gods, that every one might safely imitate them, whether he believed the gods had actually done such things, or, not believing this, yet perceived that they most eagerly desired to be represented as having done them. And that no one might suppose, that in representing the gods as fighting with one another, the poets had slandered them, and imputed to them unworthy actions, the gods themselves, to complete the deception, confirmed the compositions of the poets by exhibiting their own battles to the eyes of men, not only through actions in the theatres, but in their own persons on the actual field.

We have been forced to bring forward these facts, because their authors have not scrupled to say and to write that the Roman republic had already been ruined by the depraved moral habits of the citizens, and had ceased to exist before the advent of our Lord Jesus Christ. Now this ruin they do not impute to their own gods, though they impute to our Christ the evils of this life, which cannot ruin good men, be they alive or dead. And this they do, though our Christ has issued so many precepts inculcating virtue and restraining vice; while their own gods have done nothing whatever to preserve that republic that served them, and to restrain it from ruin by such precepts, but have rather hastened its destruction, by corrupting its morality through their pestilent example. No one, I fancy, will now be bold enough to say that the republic was then ruined because of the departure of the gods "from each fane, each sacred shrine," as if they were the friends of virtue, and were offended by the vices of men. No, there are too many presages from entrails, auguries, soothsayings, whereby they boastingly proclaimed themselves prescient of future events and controllers of the fortune of war,--all which prove them to have been present. And had they been indeed absent the Romans would never in these civil wars have been so far transported by their own passions as they were by the instigations of these gods.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
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