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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
1. Buch

23. Wie ist das Beispiel zu beurteilen, das Cato durch seinen Selbstmord ob des Sieges Cäsars gab?

Übrigens finden auch unsere Gegner außer der Lucretia, von der wir oben das Nötige gesagt haben, kaum jemand, nach dessen Vorgang sie den Selbstmord anraten könnten, als den berühmten Cato, der sich in Utica das Leben nahm; nicht als wäre er der einzige, der dies getan, sondern weil er für einen gebildeten und rechtschaffenen Mann galt; daher dürfe man, meinen sie, mit Grund annehmen, daß das, was er getan hat, erlaubterweise habe geschehen können und noch geschehen könne. Was soll ich über seine Tat weiter sagen, als daß seine Freunde, ebenfalls gebildete Männer, welche klüger dachten als er und ihm davon abrieten, die Tat eher für ein Zeichen des Schwachmutes als der Seelengröße hielten, da sich in ihr nicht ein der Schande vorbeugendes Ehrgefühl, sondern eine dem Unglück gegenüber widerstandslose Schwäche offenbare? Das war auch die Meinung Catos selbst, als es sich um seinen innig geliebten Band 1, S. 62Sohn handelte. Denn war es schmachvoll, unter dem siegreichen Cäsar zu leben, warum veranlaßte er zu solcher Schmach seinen Sohn, den er anwies, alles von der Güte Cäsars zu erwarten? Warum drängte er ihn nicht, mit ihm in den Tod zu gehen? Denn wenn Torquatus darin löblich handelte, daß er seinen Sohn, der gegen den Befehl mit dem Feinde kämpfte, obwohl er dabei Sieger blieb, töten ließ1, warum hat der besiegte Cato, der gegen sich keine Schonung übte, Schonung walten lassen gegen seinen besiegten Sohn? Oder war es schmachvoller, dem Befehl zuwider Sieger zu sein, als der Ehre zuwider fremden Sieg zu ertragen? Also hat es Cato durchaus nicht für eine Schmach gehalten, unter dem siegreichen Cäsar zu leben, sonst hätte er mit dem eigenen Stahl seinen Sohn vor dieser Schmach bewahrt. Was anders also liegt hier vor, als daß Cato, wie er seinen Sohn liebte, für den er von Cäsar Schonung hoffte und wünschte, so dem Cäsar den Ruhm mißgönnte, auch seiner zu schonen (und Cäsar soll sich dahin geäußert haben“2), oder, um mich milder auszudrücken, sich einer Begnadigung schämte.


  1. Sall., Catil. 52, 30. ↩

  2. Plutarch, Cato der Jüngere c. 72. ↩

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