Vorrede.
Band 1, S. 24 Teuerster Sohn Marcellin1! In diesem an dich gerichteten Werke, mit dem ich zugleich ei n Versprechen2 einlöse, habe ich es übernommen, den glorreichen Gottesstaat, sowohl wie er sich im Ablauf der Weltzeit darstellt, da er, „aus dem Glauben lebend“3, unter Gottlosen pilgert, als auch wie er in der Stetigkeit des ewigen Wohnsitzes ruht, die er zur Zeit „in Geduld erhofft“4, bis sich die Gerechtigkeit wendet zum Gerichte“5, dann aber in Herrlichkeit erlangen wird mit dem letzten Sieg und in vollkommenem Frieden, diesen Gottesstaat also will ich verteidigen gegen die, die seinem Gründer ihre Götter vorziehen: ein großes und schweres Werk, doch Gott ist unser Beistand. Denn ich weiß, welcher Anstrengung es bedarf, um den Band 1, S. 25Hochmut zu überzeugen, wie groß die Kraft der Demut sei, durch die sich, nicht angemaßt von Menschenstolz, sondern als ein Geschenk von Gottes Gnaden, eine Hoheit auswirkt, überragend alle menschliche Erhabenheit in ihrer zeitlich bedingten Wandelbarkeit, Denn der König und Gründer dieses Staates hat in der Schrift für sein Volk den Spruch des göttlichen Gesetzes verkündet des Inhalts: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“6. Allein das, was Gott zusteht, äfft auch der aufgeblähte Geist menschlichen Hochmutes nach und läßt gern von sich rühmen, daß er die „Unterwürfigen schone und niederkämpfe die Stolzen“7. Darum soll auch vom Weltstaat, der, lüstern nach Herrschaft, dennoch seinerseits, wennschon sich die Völker dienend beugen, von der Herrschbegierde beherrscht wird, hier die Rede sein, soweit es der Plan des Werkes erheischt und sich die Möglichkeit bietet.