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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
20. Buch

17. Die endlose Verherrlichung der Kirche nach dem Ende der Dinge.

„Und ich sah1 die große Stadt, das neue Jerusalem, herabsteigen von Gott aus dem Himmel, ausgestattet, Band 28, S. 1259wie eine Neuvermählte geschmückt ist für ihren Gemahl. Und ich hörte eine mächtige Stimme vom Throne aus sprechen: Siehe, Gottes Zelt unter den Menschen, und er wird wohnen unter ihnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne trocknen von ihren Augen, und es wird keinen Tod mehr geben noch Trauer noch Klage noch überhaupt nur irgendeinen Schmerz, weil das Vorangegangene dahin ist. Und der auf dem Throne sprach: Siehe, ich mache alles neu.“ Aus dem Himmel, heißt es, steigt die Stadt herab, weil es himmlische Gnade ist, daß Gott sie geschaffen hat. „Ich bin der Herr, der dich macht“, spricht darum Gott zu ihr auch bei Isaias2. Und zwar steigt sie seit ihrem Anbeginn aus dem Himmel herab, seitdem ihr im Verlauf der Weltzeit durch Gottes Gnade, die von oben kommt mittels des Bades der Wiedergeburt in dem vom Himmel gesandten Heiligen Geiste3, fort und fort Bürger zuwachsen. Indes wird ihre Herrlichkeit durch das letzte Gericht Gottes, durch jenes letzte, das seines Sohnes Jesus Christus, so groß und neu sich zeigen aus Gottes Gnade, daß keine Spuren des alten Zustandes übrig bleiben; werden ja auch die Leiber aus der bisherigen Vergänglichkeit und Sterblichkeit zu einer neuen Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit übergehen. Die Stelle ist nämlich durchaus nicht auf jene Zeit zu beziehen, während der die Gottesstadt mit ihrem König tausend Jahre herrscht; das wäre doch zu toll, da es ausdrücklich heißt: „Er wird jede Träne trocknen von ihren Augen; und es wird keinen Tod mehr geben noch Trauer noch Klage noch auch nur irgendeinen Schmerz.“ Wer wäre so stumpf und durch hartnäckige Rechthaberei verblendet, zu behaupten, daß in den Mühsalen dieses sterblichen Daseins auch nur ein einziger Heiliger, von dem heiligen Volk in seiner Gesamtheit zu schweigen, das irdische Leben je hingebracht hätte oder hinbringen würde ohne Tränen und Schmerz? Im Gegenteil, je heiliger einer ist und je lebhafter sein heiliges Sehnen, um so reichlicher werden bei seinem Band 28, S. 1260Gebete die Tränen fließen. Ist es nicht ein Bürger des himmlischen Jerusalems, der die Aussprüche tat4: „Meine Tränen sind meine Speise geworden Tag und Nacht“, und5: „Ich wasche jede Nacht mein Bett und benetze mit Tränen mein Lager“, und6: „Mein Seufzen ist nicht verborgen vor Dir“, und7: „Mein Schmerz hat sich erneuert“? Sind es nicht die Kinder dieses Jerusalems, die daniedergedrückt seufzen8, weil sie nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche an ihnen vom Leben aufgesogen werde? Sind nicht sie es, die9 im Besitz der Erstlinge des Geistes innerlich seufzen in Erwartung der Einkindung, der Erlösung ihres Leibes? Und war etwa der Apostel Paulus selbst nicht auch ein himmlischer Jerusalemer oder vielmehr, war er das nicht in viel höherem Maße, da er doch um die Israeliten10, seine Brüder dem Leibe nach, große Trauer und beständigen Schmerz in seinem Herzen trug? Aber offenbar wird es dann erst in dieser Stadt keinen Tod mehr geben, wenn es heißen wird11: „Tod, wo ist dein Ringen? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde.“ Auch die Sünde wird es natürlich erst dann nicht mehr geben, wenn diese Frage: „Wo ist?“ gestellt werden kann. Vorerst jedoch hören wir, nicht etwa den nächstbesten Schwächling unter den Bürgern dieser Stadt, sondern unseren Johannes selbst in seinem Briefe ausrufen12: „Wollten wir sagen, wir hätten keine Sünde, so betörten wir uns selbst, und die Wahrheit wäre nicht in uns.“ Und in dem uns jetzt beschäftigenden Buch, in der Geheimen Offenbarung, ist zwar vieles dunkel gefaßt, um den Geist beim Lesen anzuspannen, und selten nur finden sich Stellen, durch deren offenkundigen Sinn das Übrige sich mühsam herausbringen läßt, zumal da der Verfasser auf ein und dasselbe vielfach wieder zurückkommt, wobei es den Anschein hat, als ob er immer wieder neues sage, während sich bei genauem Zusehen herausstellt, daß er Band 28, S. 1261das gleiche nur in immer wieder anderer Form sagt. Jedoch an unserer Stelle, in den Worten: „Er wird jede Träne trocknen von ihren Augen, und es wird keinen Tod mehr geben noch Trauer noch Klage noch auch nur irgendeinen Schmerz“, hier ist so klar von der künftigen Welt und von der Unsterblichkeit und Ewigkeit der Heiligen die Rede [denn erst dann und nur dort wird es solches nicht geben], daß wir überhaupt verzweifeln müßten, Klarheit in den heiligen Schriften zu suchen oder zu lesen, wenn wir diese Stelle für dunkel halten.


  1. Ebd. 21, 2-5. ↩

  2. Is. 45, 8. ↩

  3. Vgl. 1 Petr. 1, 12. ↩

  4. Ps. 41, 4. ↩

  5. Ebd. 6, 7. ↩

  6. Ebd. 37, 10. ↩

  7. Ebd. 38, 3. ↩

  8. 2 Kor. 5, 4. ↩

  9. Röm. 8, 23. ↩

  10. Ebd. 9, 2 f. ↩

  11. 1 Kor. 15, 55 f. ↩

  12. 1 Joh. 1, 8. ↩

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