Edition
Masquer
Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
14.
Cur non ergo haec aut duo bona dicitis aut duo mala, vel magis et duo bona et duo mala, duo bona apud se, duo mala in alterutrum? Postea, si opus fuerit, quaeremus, quid horum sit melius aut peius. Interim quia duo bona erant apud se, ita consideratur: regnabat deus in terra sua, regnabat et hyle in sua; sanitas regnantium et ibi et hic; copia fructuum et ibi et hic; fecunditas prolis utrobique; suavitas propriarum voluptatum apud utrosque. p. 585,20 Sed illa gens, inquiunt, excepto eo, quod vicinae luci mala erat, et apud se ipsam mala erat. Interim bona eius multa iam dixi; si et vos mala eius potueritis ostendere, erunt duo regna bona, sed illud melius, ubi nullum erat malum. Quaenam ergo huius mala dicitis fuisse? Vastabant se, inquit, invicem, laedebant, occidebant, absumebant. Si ad hoc solum ibi vacaretur, quomodo ibi tanta agmina gignerentur, nutrirentur, perficerentur? Erat ibi ergo et quies et pax. Verumtamen fateamur illud fuisse melius regnum, ubi nulla discordia. Duo tamen bona ista multo accommodatius dixerim quam unum bonum et alterum malum, ut illud sit melius, ubi nec singuli sibimet ipsis nocebant nec invicem, hoc autem inferius bonum, ubi quamvis invicem adversarentur, unumquodque tamen animal suam salutem, incolumitatem naturamque tuebatur. p. 586,7 Verumtamen deo vestro ille saltem princeps tenebrarum non ita longo intervallo comparari potest, cui nemo resistebat, cui regnanti cuncta servierunt, quem contionantem cuncta secuta sunt, quod sine magna pace atque concordia fieri non posset. Ibi enim sunt regna felicia, ubi omnium pleno consensu regibus oboeditur. Huc accedit, quia illi principi non tantum sui generis, id est bipedes, quos parentes hominum dicitis, sed etiam cuncta animalium ceterorum genera subdita erant et ad nutum eius convertebantur faciendo, quod iussisset, credendo, quod suasisset. p. 586,17 Haec dicentes usque adeo putatis surda hominum corda, ut exspectent a vobis deum alterum nominari, quem vident plane aperteque describi. Si enim principis huius vires hoc poterant, magna potentia, si honor, magna claritas, si amor, magna concordia; si timor, magna disciplina. In his omnibus bonis si erant aliqua mala, num ideo iam mali natura dicenda est nisi ab eis, qui nesciunt, quid loquantur? Porro, si propterea mali naturam putatis, quia non solum in alteram naturam mala (??) erat, sed etiam in se ipsa habebat malum, nullumne malum esse arbitramini duram necessitatem, quam patiebatur deus vester ante commixtionem naturae contrariae, ut cum ea bellare et in eius fauces sic opprimenda membra sua mittere cogeretur, ut non possent tota purgari? p. 586,30 Ecce erat et in ipsa magnum malum, antequam ei misceretur, quod solum dicitis malum. Aut enim laedi et corrumpi non poterat a gente tenebrarum et propria stultitia patiebatur illam necessitatem, aut, si poterat corrumpi eius substantia, non colitis deum incorruptibilem, qualem apostolus praedicat. Quid ergo? Et ipsa corruptibilitas, qua quidem nondum corrumpebatur illa natura, sed tamen ab alia (?) corrumpi poterat, non vobis in deo vestro videtur malum?
Traduction
Masquer
Gegen Faustus
14.
Warum also bezeichnet ihr die beiden, euren Gott und die Hyle, nicht als zwei gute oder als zwei böse Prinzipien, oder besser noch als zwei zugleich gute und böse Prinzipien, gut jeweils für die eigene Seite, bös für die Gegenseite? Wir werden später, wenn sich die Frage stellen wird, untersuchen, welches der beiden besser oder schlimmer ist (586,4). Fürs erste lässt sich aus folgenden Fakten ersehen, dass beide für die eigene Seite gut waren: Gott führte die Alleinherrschaft in seinem Land, die Hyle in dem ihrigen; Gesundheit der Herrscher hier wie dort; Überfluss an Früchten der Natur hier wie dort; Reichtum an Nachkommenschaft auf beiden Seiten; die Annehmlichkeit von Vergnügungen, die ihrer Natur entsprachen, bei beiden. Jenes Volk war nun aber, erklären die Manichäer, abgesehen davon, dass es dem benachbarten Licht gegenüber bös war, auch in seinem Innern bös. Ich habe mittlerweile eine ganze Reihe von Merkmalen für das Gute bei ihm aufgezählt (585,16-20); wenn es euch nun ebenso gelingt, Merkmale für das Böse bei ihm aufzuzeigen, wird sich als Fazit ergeben, dass beide Reiche gut waren, eines davon aber, in dem das Böse nicht existiert, besser. Welches waren also eurer Meinung nach die Merkmale des Bösen bei diesem Volk? Sie plünderten sich gegenseitig aus, heisst es dann, sie verletzten einander, schlugen einander nieder, vernichteten einander. Wenn man aber dort nur dafür Zeit gefunden hätte, wie wären dann solche Massen geboren, aufgezogen, zur Reife gebracht worden? Es gab dort also auch Ruhe und Frieden. Wir wollen indes zugeben, dass jenes Reich das bessere war, in dem es keinerlei Zwietracht gab. Ich fände es allerdings viel angemessener, statt das eine Reich als gut, das andere als bös, beide Reiche als gut zu bezeichnen, wobei dann jenes Reich, wo die Individuen weder sich selber, noch gegenseitig sich Schaden zufügten, auf einer höheren Stufe gut wäre, dieses Reich aber, wo man sich zwar gegenseitig bekämpfte, aber jedes einzelne Lebewesen immerhin für seine eigene Gesundheit, seine Unversehrtheit, seine Wesensart Sorge trug, auf einer tieferen Stufe. Jener Fürst der Finsternis zumindest ist nicht so unendlich weit von eurem Gott entfernt, wenn man sie miteinander vergleicht. Ihm konnte ja niemand Widerstand leisten, alle unterwarfen sich seiner Herrschaft, alle folgten ihm, wenn er vor versammelter Menge sprach, Dinge, die gar nicht möglich gewesen wären, wenn nicht tiefer Friede und Eintracht geherrscht hätten. Dies nämlich sind glückliche Reiche, wo dem König mit voller Zustimmung aller Gefolgschaft geleistet wird. Es kommt hinzu, dass jenem Fürsten nicht nur seine Artgenossen, d.h. die Zweifüssler – welche ihr als die Vorfahren der Menschen bezeichnet –, sondern sämtliche weiteren Arten von Lebewesen ergeben waren und sich ihm auf jeden Wink hin zuwandten, um seinen Befehlen zu gehorchen, seinen Rat vertrauensvoll anzunehmen. Solches erzählt ihr und hält die Herzen der Menschen für so taub, dass sie weiterhin auf die Nennung eines zweiten Gottes warten (cf. 568,12), den sie doch hier eindeutig und klar beschrieben sehen. Wenn nämlich der Einfluss dieses Fürsten solches vermochte, spricht das für seine grosse Macht, wenn ihm soviel Ehre erwiesen wurde, für seinen erlauchten Namen, wenn ihm diese Liebe entgegengebracht wurde, für eine grosse Harmonie, wenn er soviel Furcht einflösste, für eine strenge Ordnung. Wenn es bei ihm neben all diesen Vorzügen irgendwelche Übel gab, kann ihn doch niemand schon deshalb als die Natur des Bösen bezeichnen, ausser er wisse nicht, was er redet. Wenn ihr ihn aber deswegen für die Natur des Bösen hält, weil er nicht nur der andern Natur gegenüber böse war, sondern das Böse auch in sich selber trug, so frage ich euch, ob denn das unerbittliche Verhängnis in euren Augen nichts Böses ist, dem euer Gott vor seiner Vermischung mit der gegensätzlichen Natur unterworfen war, sodass er gezwungen wurde, gegen jene Natur zu kämpfen und Partikel seiner selbst in ihren Rachen zu werfen, wo diese dann so unerbittlich festgehalten wurden, dass sie nicht mehr vollständig aus der Beschmutzung gelöst werden konnten. Ihr seht, das Böse war auch in dieser Natur selber schon reichlich vorhanden, noch bevor sie sich mit dem vermischte, was für euch das einzig böse ist. Denn entweder konnte sie vom Volk der Finsternis gar nicht verletzt und verdorben werden, unterwarf sich also aus eigener Torheit jenem Verhängnis, oder aber – falls ihre Substanz verderbbar war – verehrt ihr nicht den unverderbbaren Gott, wie ihn der Apostel verkündet (cf. I Tim. 1,17). Was bedeutet das nun? Erscheint euch nicht schon die Verderbbarkeit jener Natur an sich – auch wenn sie noch gar nicht verdorben wurde, wohl aber der Verderbnis durch die andere Natur ausgesetzt war – als etwas Böses, das an eurem Gott haftet?