Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
43.
Nec rursus tanta reprehensione atque accusatione res digna est, quantam in eam Faustus inimicus et caecus evomuit. p. 635,14 Consulitur enim aeterna lex illa ordinem naturalem conservari iubens, perturbari vetans, et non ita de hoc facto iudicat, ac si ille in filias nefaria libidine exarserit, ut earum incestato corpore frueretur aut eas haberet uxores, sed nec de illis feminis, ac si in sui patris carnem exsecrabili amore flagrassent. Ratio quippe iustitiae non tantum, quid factum sit, verum etiam, quare factum sit, intuetur, ut ex causis suis facta pendentia libramento aequitatis examinet. Cum igitur illae ad conservationem generis prolem quaererent, qui utique in eis humanus erat et naturalis affectus, nec se crederent invenire posse alios viros velut exusto illa conflagratione orbe terrarum – neque enim discernere poterant, quousque ignis ille saevierit – miscere se patri voluerunt. p. 635,26 Potius quidem numquam esse matres quam sic uti patre debuerunt; verumtamen multum interest, quod ea causa usae sunt, quam si concupiscentia tam funestae voluptatis uterentur.
Traduction
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Gegen Faustus
43.
Und doch verdient jenes Vorkommnis auch nicht so scharfe Kritik und Verurteilung, wie sie Faustus in seiner Feindseligkeit und Blindheit gegen sie ausspie. Befragt man nämlich jenes ewige Gesetz, das die Naturordnung zu bewahren gebietet, sie zu stören verbietet, so fällt sein Urteil über jene Tat nicht so hart aus, wie wenn Loth in verbrecherischer Leidenschaft zu seinen Töchtern entflammt wäre, sodass er ihren Körper unzüchtig missbraucht oder sie zu Ehefrauen genommen hätte, es fällt aber auch über jene Frauen nicht so hart aus, wie wenn sie in fluchwürdiger fleischlicher Liebe zu ihrem eigenen Vater entbrannt wären. Um das Mass der Gerechtigkeit einzuschätzen, ist ja nicht nur zu berücksichtigen, was getan wurde, sondern auch, warum es getan wurde, damit so die Taten auf dem Hintergrund der Ursachen eine ausgewogene und gerechte Beurteilung erfahren. Da sich nun also die Töchter Loths zur Erhaltung des Geschlechts Nachkommen wünschten, was gewiss eine menschliche und natürliche Gefühlsregung war, und da sie im weitern glaubten, keinen andern Mann finden zu können, als ob jener Feuerbrand den ganzen Erdkreis eingeäschert hätte – sie konnten ja nicht genau erkennen, in welchem Umkreis jenes Feuer gewütet hatte –, deshalb suchten sie den Geschlechtsverkehr mit ihrem Vater. Freilich hätten sie besser für immer darauf verzichtet, Mutter zu werden, statt ihren Vater auf diese Weise zu benutzen; doch macht es immerhin einen grossen Unterschied aus, ob sie ihn aus dem genannten Grund benutzten, oder aber zur Befriedigung einer wahrhaft unheilvollen Lust.