Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
78.
Calumniosa ergo imperitia Moyses reprehenditur, quod bella gesserit, qui minus reprehendi debuit, si sua sponte gereret, quam si deo iubente non gereret. Ipsum vero deum, quod talia iusserit, audere reprehendere vel deum iustum et bonum talia iubere potuisse non credere hominis est, ut mitius loquar, cogitare non valentis divinae providentiae per cuncta summa atque ima tendenti nec novum esse, quod oritur, nec perire, quod moritur, sed in suo singula quaeque ordine sive naturarum, sive meritorum vel cedere vel succedere vel manere, hominum autem rectam voluntatem divinae legi coniungi, inordinatam vero cupiditatem divinae legis ordine coerceri, ut nec bonus aliud quam praecipitur velit, nec malus amplius quam permittitur possit, ita sane, ut non impune possit, quod iniuste voluerit. p. 678,16 Ac per hoc in omnibus, quae humana infirmitas horret aut timet, sola iniquitas iure damnatur; cetera sunt vel tributa naturarum vel merita culparum. Fit autem homo iniquus, cum propter se ipsas diligit res propter aliud assumendas et propter aliud appetit res propter se ipsas diligendas. Sic enim, quantum in ipso est, perturbat in se ordinem naturalem, quem lex aeterna conservari iubet. Fit autem homo iustus, cum ob aliud non appetit rebus uti, nisi propter quod divinitus institutae sunt, ipso autem deo frui propter ipsum, seque et amico in ipso deo propter eundem ipsum deum. p. 678,27 Propter deum enim amat amicum, qui dei amorem amat in amico. Sive autem iniquitas sive iustitia, nisi esset in voluntate, non esset in potestate. Porro si in potestate non esset, nullum praemium, nulla poena iusta esset, quod nemo sapit, nisi qui desipit. Ignorantia vero et infirmitas, ut vel nesciat homo, quid velle debeat, vel non omne, quod voluerit, possit, ex occulto poenarum ordine venit et illis inscrutabilibus iudiciis dei, apud quem non est iniquitas. Proditum est enim nobis peccatum Adam fideli eloquio dei; et quia in illo omnes moriuntur, et quia per illum peccatum intravit in hunc mundum et per peccatum mors, veraciter scriptum est; et quia ex hac poena corpus corrumpitur et aggravat animam et deprimit terrena habitatio sensum multa cogitantem, verissimum nobisque notissimum est, et quia de hac iusta poena non liberat nisi misericors gratia, certum est. p. 679,12 Et hinc apostolus gemebundus exclamat: Infelix ego homo! Quis me liberabit de corpore mortis huius? Gratia dei per Iesum Christum dominum nostrum. Sed quae sit distributio iudicantis et miserantis dei, cur alius sic, alius autem sic, occultis fit causis, iustis tamen. Non tamen ideo nescimus omnia ista iudicio aut misericordia dei fieri, licet in abdito positis mensuris et numeris et ponderibus, quibus omnia disponuntur a deo creatore omnium, quae naturaliter sunt, nec auctore, sed tamen ordinatore etiam peccatorum, ut ea, quae peccata non essent, nisi contra naturam essent, sic iudicentur et ordinentur, ne universitatis naturam turbare vel turpare permittantur, meritorum suorum locis et condicionibus deputata. p. 679,24 Quae cum ita sint et cum per hoc secretum iudiciorum dei motusque humanarum voluntatum eisdem prosperitatibus alii corrumpantur, alii temperanter utantur, et eisdem adversitatibus alii deficiant, alii proficiant, cumque ipsa humana mortalisque vita temptatio sit super terram, quis hominum novit, cui prosit aut obsit in pace regnare vel servire vel vacare vel mori, in bello autem imperare vel pugnare vel vincere vel occidi, cum hoc tamen constet et cui prodest nonnisi per divinum prodesse beneficium et cui obest nonnisi per divinum obesse iudicium. p. 680,6
Traduction
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Gegen Faustus
78.
Es ist also böser Wille und Unwissenheit, wenn Moses vorgeworfen wird, dass er Kriege geführt habe, wo er doch selbst dann noch weniger Tadel verdient hätte, wenn er sie aus eigenem Entschluss geführt, als wenn er sie trotz Befehl Gottes nicht geführt hätte. Es gar zu wagen, Gott selber zu tadeln, dass er solches befohlen habe, oder es für unmöglich zu halten, dass ein gerechter und guter Gott solches habe befehlen können, dies ist, um es höflich auszudrücken, die Denkweise eines Menschen, der es nicht versteht, dass für die göttliche Vorsehung, die sich über alles, sowohl das Höchste wie das Niedrigste, erstreckt, weder neu ist, was entsteht, noch sich ins Nichts auflöst, was vergeht, sondern dass jedes einzelne Wesen in der vorgegebenen Ordnung seiner jeweiligen Natur oder sittlichen Würde entweder sich zurückzieht oder nachrückt, oder an der Stelle verharrt, dass aber das sittlich gute Wollen des Menschen sich als das definiert, was im Einklang mit dem göttlichen Gesetz steht, das ordnungswidrige Begehren dagegen als das, was durch die Ordnung des göttlichen Gesetzes in Schranken gehalten wird, sodass also der sittlich Gute gar nichts anderes will als das, was Gebot ist, der sittlich Schlechte dagegen nichts vermag, was das Erlaubte überschreitet, genauer, nichts ungestraft zu tun vermag, was er dem ewigen Gesetz zuwider tun will. Und so wird unter allem, was den Menschen in seiner Schwäche schreckt oder ängstigt, einzig das Missachten des ewigen Gesetzes bestraft; alles andere ist Tribut an die Naturanlagen oder Resultat der sittlichen Unvollkommenheit. Gegen das ewige Gesetz aber handelt der Mensch, wenn er Dinge um ihrer selbst willen liebt, die er als Mittel zum Zweck benutzen sollte, oder wenn er etwas als Mittel zum Zweck begehrt, das um seiner selbst willen geliebt werden müsste. Auf diese Weise stört er nämlich, soweit das einem Menschen möglich ist, in sich selber die natürliche Ordnung, die das ewige Gesetz einzuhalten gebietet. Umgekehrt handelt der Mensch im Einklang mit dem ewigen Gesetz, wenn er bestrebt ist, die Dinge nur dafür zu gebrauchen, wofür sie göttlicherseits eingerichtet wurden, und sich an Gott um seiner selbst willen zu erfreuen, während er die Freude an sich selber und an seinem Freund in der Freude an Gott und um dieser Freude an Gott willen empfindet. Denn es liebt jemand den Freund um Gottes willen, wenn er in der Liebe zum Freund die Liebe zu Gott erfährt. Weder die Missachtung des ewigen Gesetzes noch seine Beachtung lägen aber in unserer Verfügungsgewalt, wenn sie nicht von unserem Willen abhängig wären. Wenn sie aber nicht in unserer Verfügungsgewalt lägen, wäre weder Belohnung noch Strafe gerechtfertigt, weil niemand vernünftig handelt, der nicht auch unvernünftig handeln kann. Die Unwissenheit und die Schwäche des Menschen aber, als deren Folge der Mensch entweder nicht weiss, was er wollen muss, oder aber nicht alles, was er will, verwirklichen kann, sie sind begründet in der verborgenen Strafordnung und in jenen unergründlichen Urteilssprüchen Gottes, bei dem es keine Ungerechtigkeit gibt (cf. Rm. 9,14). Über die Sünde Adams hat uns ja das verlässliche Wort Gottes in Kenntnis gesetzt; und dass wir alle in Adam sterben, und dass durch ihn die Sünde in diese Welt trat und durch die Sünde der Tod (cf. Rom. 5,12), ist wahrheitsgetreu aufgeschrieben worden; und dass unser Leib aufgrund dieser Strafe hinfällig und die Seele beschwert wird, und dass die irdische Behausung den um vieles besorgten Geist belastet (cf. Sap. 9,15), das ist die reine Wahrheit und uns bestens bekannt; und dass uns nur die erbarmende Gnade aus dieser gerechten Strafe befreit, ist gewiss. Und deshalb ruft der Apostel seufzend aus (Rm. 7,24 f.): Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod verfallenen Leib befreien? Die Gnade Gottes durch Jesus Christus unseren Herrn! Wie aber Gott das Gericht und das Erbarmen verteilt, warum der eine so, der andere so behandelt wird, dahinter stehen verborgene, aber gerechte Gründe. Und trotzdem wissen wir ganz genau, dass all dies durch das Gericht oder das Erbarmen Gottes geschieht, auch wenn für uns Mass, Zahl und Gewicht (cf. Sap. 11,20) im Dunkeln bleiben, nach denen Gott alles einrichtet, er, der Schöpfer aller Dinge, die ihrer Natur gemäss existieren, der aber auch die Sünden, ohne ihr Urheber zu sein (cf. Conf. 1,10,16), einordnet, um durch diese Beurteilung und Einordnung, mit der er ihnen einen Platz nach Schwere und Charakter des Verschuldens zuweist, zu verhindern, dass Taten, die nur deshalb Sünde sind, weil sie gegen die Natur verstossen, die Natur der Gesamtschöpfung in Unordnung und Misskredit bringen. Bei diesem Sachverhalt, und da zudem, – angesichts dieser Undurchschaubarkeit der Urteile Gottes, angesichts auch der Bewegtheit menschlichen Wollens – die selben glücklichen Lebensumstände die einen moralisch zugrunderichten, während die andern massvoll mit ihnen umzugehen wissen, die selben Widerwärtigkeiten die einen zu Boden drücken, die andern vorwärts bringen, und da schliesslich das vergängliche Leben des Menschen auf Erden an sich ein Wagnis darstellt (cf. Iob 7,1), welcher Mensch weiss da, wem es Nutzen, wem es Schaden bringt, in Friedenszeiten Herrscher oder Untertan zu sein, Musse zu haben oder zu sterben, in Kriegszeiten Befehlshaber oder Soldat zu sein, zu siegen oder niedergehauen zu werden? Wobei immerhin eines feststeht, dass dem Menschen nur das zum Nutzen gereicht, was ihm durch die Wohltat Gottes zuteil wird, und nur das zum Schaden gereicht, was ihm durch das Gericht Gottes zuteil wird.