Edition
Masquer
Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
3.
Augustinus respondit: Tu semichristianos cavendos putas, quod nos esse dicis; nos autem pseudochristianos cavemus, quod vos esse ostendimus.
Nam quod semum est, ex quadam parte imperfectum, ex nulla tamen falsum est. Quid ergo ?
Si aliquid deest fidei eorum quos circumvenire conamini, numquid ideo id quod eis adest destruendum, ac non potius id quod deest astruendum est?
Sicut ad quosdam imperfectos loquens apostolus ait:gaudens et videns vestram conversationem et id quod deest fidei vestrae in Christo. p. 252,22
Cernebat utique quandam fabricam spiritalem, sicut alibi dicit: dei aedificatio estis, et in ea cernebat utrumque: et unde gauderet et unde satageret.
Gaudebat ex eo quod iam aedificatum videbat, satagebat ex eo quod usque ad culmen perfectionis adhuc aedificandum esse sentiebat. Itaque nos revera catholicos nondum perfectos, sed quodam modo, ut dixisti, semichristianos quos fallatis et seducatis vestra perversitate insectamini.
Sed siqui adhuc etiam tales sunt, si vos pseudochristianos esse intellexerint, quamvis captiosis quaestionum vestrarum propositionibus propter id quod eorum fidei deest respondere non possint, non tamen sequendos, sed devitandos vos esse cognoscunt.
Sicut ergo vestra intentio est semichristianos quos decipiatis inquirere, sic nostra intentio est pseudochristianos vos ostendere, ut non solum christiani peritiores vos convincendo prodant, sed et imperitiores vos cavendo proficiant. p. 253,10
Cur autem serpentem patrem nostrum dixisti? An excidit tibi, quemadmodum soleatis vituperare deum qui homini praeceptum in paradiso dedit, et laudare serpentem quod ei per suum consilium oculos aperuit?
Puto iustum esse, ut serpentem illum diabolum a vobis laudatum tu potius agnoscas parentem tuum; nam ille te filium etiam modo vituperatus agnoscit.
Traduction
Masquer
Gegen Faustus
3.
Augustinus: Du glaubst, dass man sich vor den Halbchristen hüten muss und behauptest, dass wir das seien; wir dagegen hüten uns vor den Pseudochristen und zeigen, dass ihr das seid.
Was nämlich nur zur Hälfte da ist, ist zwar in bestimmter Hinsicht unvollständig, doch in keiner Weise verfälscht. Was heisst das für uns?
Wenn beim Glauben jener, die ihr zu umschlingen sucht, etwas noch nicht vorhanden ist, muss man etwa deswegen das niederreissen, was bei ihnen vorhanden ist, und nicht vielmehr das, was noch fehlt, hinzufügen?
So wie es auch der Apostel sagte, als er zu Menschen, die noch unvollkommen waren, sprach (Kol. 2,5): Indem ich mich freue und euren Lebenswandel sehe und das, was eurem Glauben in Christus noch fehlt.
Er sah da natürlich eine Art geistiges Gebäude, so wie er an anderer Stelle sagt (I Kor. 3,9): Ihr seid Gottes Bauwerk. Und in diesem Bauwerk sah er beides: etwas, worüber er sich freute, und etwas, was ihn herausforderte. Er freute sich darüber, was er schon erbaut sah, es forderte ihn heraus, wo er erkannte, dass noch weiter zu bauen war, bis die Spitze der Vollkommenheit erreicht war. In Tat und Wahrheit verfolgt ihr mit eurer Irrlehre also Katholiken, die noch nicht vollkommen, sondern in gewisser Weise, wie du es ausgedrückt hast, Halbchristen sind, um sie zu täuschen und zu verführen. Doch auch wenn einer zu dieser Kategorie gehört und wenn er einmal erkannt hat, dass ihr Pseudochristen seid, versteht er sehr wohl, dass man euch nicht folgen darf sondern aus dem Weg gehen muss, so sehr er – aufgrund dessen, was seinem Glauben noch fehlt– ausserstande ist, auf eure verfänglichen Fragestellungen zu antworten. Wie es also eure Absicht ist, Halbchristen aufzuspüren, um sie irrezuleiten, so ist es unsere Absicht, euch als Pseudochristen zu erweisen, damit nicht nur die fortgeschritteneren Christen euch widerlegen und dadurch entlarven können, sondern auch die weniger fortgeschrittenen Nutzen ziehen, indem sie sich vor euch in Acht nehmen. Doch warum hast du die Schlange als unsern Vater bezeichnet? Hast du etwa vergessen, wie ihr dauernd Gott tadelt, der dem Menschen im Paradies das Gebot gab (cf. Gen. 2,16-17.), und die Schlange lobt, weil sie ihm durch ihren Rat die Augen öffnete (cf. Gen. 3,7)? Ich meine, dass es gerechtfertigt wäre, wenn vielmehr du jene Schlange, den von euch gelobten Verführer, als deinen Erzeuger anerkennen würdest; denn jene anerkennt dich ja als Sohn, auch wenn du sie soeben getadelt hast.